Weltwirtschaftsforum Davos: Klimapolitik ist intelligente Wirtschaftspolitik
Bonn/Berlin (24.01.2014). Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch begrüßt, dass der Klimawandel beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum ganz oben auf der Tagesordnung steht. Der heutige Freitag wurde von den Veranstaltern zum "Climate Day" erklärt, aber auch an anderen Tagen steht das Klimathema mit insgesamt 23 Veranstaltungen mehr als je zuvor im Mittelpunkt. "In immer mehr Vorstandsetagen wird mittlerweile erkannt, dass die Bekämpfung des Klimawandels ein Megathema der nächsten Jahre ist," sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "In einer Zeit, in der sich die Geschäftsmodelle der Energie-, Auto-, IT- und Finanzbranche dramatisch umgestalten, ist es wichtig, bei dieser Neuausrichtung die Perspektive einer emissionsarmen Gesellschaft im Blick zu haben."
UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, Weltbankpräsident Jim Yong Kim, Al Gore, Bill Gates und andere Wirtschaftsführer diskutieren bei einem Panel heute, wie Unternehmen und Regierungen 2014 zum Jahr der Ambition machen können. Im globalen Risiko-Bericht, für den das Weltwirtschaftsforum jährlich über 700 Entscheider befragt, wird Klimawandel mittlerweile auf Platz zwei der potenziell gefährlichsten Risiken geführt.
EU droht ihre Vorreiterrolle für Investitionen in Zukunftsbranchen aufzugeben
"Der Klimawandel, aber auch der immer riskantere Zugang zu Rohstoffen, erfordern eine große Transformation, die unser Energie- und Verkehrssystem grundlegend verändern wird. Es liegt an der Politik, die notwendigen Rahmenbedingungen dafür zu setzen. Dies schafft Investitionssicherheit und neue Arbeitsplätze", so Bals. "Wir teilen daher die Ansicht von Bundesumweltministerin Hendricks, dass die von der EU-Kommission vorgestellten Klima- und Energieziele nur als Auftakt für die Verhandlungen betrachtet werden können. Wir brauchen Klimaziele deutlich über 40 Prozent und verbindliche nationale Ziele für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Notfalls muss eine Vorreitergruppe in der EU damit vorangehen."
Für die Abwehr der gefährlichsten Auswirkungen des Klimawandels bräuchte es nach Berechnungen der Investorenvereinigung CERES eine Vervierfachung der globalen Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Doch für die Investoren fehlen weltweit derzeit noch die klaren Rahmensetzungen. Laut Bloomberg New Energy Finance sind die weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien 2013 um elf Prozent auf 254 Milliarden US-Dollar zurückgegangen. Den stärksten Rückgang gab es in Europa von 97.8 Mrd. auf 57.8 Mrd Dollar. Im Rest der Welt wuchsen die Investitionen für Erneuerbare Energien trotz regionaler Unterschiede weiter. Kein Wunder, meint Christoph Bals: "Die EU gibt mehr und mehr ihre Vorreiterrolle für Investitionen in Zukunftsbranchen auf. In Davos sieht man das große Interesse vieler Wirtschaftsakteure am Klimaschutz. Aber die gewünschte Dynamik wird nur entstehen, wenn die Politik den richtigen Rahmen setzt."