Meldung | 08.11.2013

Freiwillige CSR-Aktivitäten von Unternehmen reichen nicht aus

Germanwatch sieht nach den Ergebnissen des IMPACT-Projekts die Politik in der Pflicht

Das Projekt IMPACT ist das bislang größte europäische Forschungsprojekt zu den Wirkungen gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung, auch als Corporate Social Responsibility (CSR) bezeichnet. Die Untersuchungen im Auftrag der EU-Kommission sollten herausfinden, ob freiwillige CSR-Aktivitäten von Unternehmen – also solche, die über das gesetzlich geforderte Maß hinausgehen – einen Beitrag dazu leisten, europäische Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. An dem mehr als dreijährigen Projekt arbeiteten 17 europäische Forschungseinrichtungen unter der Leitung des Öko-Instituts zusammen.

Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Auswirkungen von freiwilligen CSR-Maßnahmen nicht groß genug sind, um die politischen Ziele der Europäischen Union in Bezug auf Nachhaltigkeit zu erreichen. Die allgemeinen Datentrends verbesserten sich nur sehr schwach (unter einem Prozent Veränderung), so dass mit CSR offenbar keine substanziellen Veränderungen herbeizuführen sind.

Ein besonders interessantes Ergebnis des IMPACT-Projekts ist, dass auch in hoch regulierten Bereichen freiwillige CSR-Aktivitäten stattfinden. Laut der Studie sind freiwillige CSR-Maßnahmen und Regulierung als komplementär anzusehen. Antizipierte Regelungen scheinen dabei ein wichtiger Treiber für freiwillige CSR-Aktivitäten zu sein.

Somit lässt sich die Sorge der Bundesregierung aus ihrem Positionspapier zur CSR-Strategie der EU vom November 2011 zerstreuen, dass zu strikte Vorgaben die Motivation für Selbstregulierung unterliefen. Auch die Ansicht der Wirtschaftsverbände wie BDI und BDA zu ebendieser EU-Strategie, dass eine Verpflichtung zur Berichterstattung das vielfältige gesellschaftliche Engagement der Unternehmen konterkarieren würde, ist damit entkräftet.

Germanwatch sieht nun die Politik in der Pflicht, die erforderlichen Rahmensetzungen zu schaffen, damit Unternehmen verantwortlich handeln. Die Koalitionsverhandlungen bieten den aktuellen Ansatzpunkt dafür. Germanwatch unterstützt ausdrücklich die Handlungsempfehlung der Studie, den derzeit laufenden EU-Gesetzgebungsprozess für Offenlegungspflichten dafür zu nutzen, eine Berichtspflicht zu den Auswirkungen der Unternehmen auf die Gesellschaft zu integrieren. Bislang lehnt die deutsche Bundesregierung diese geplante EU-Regelung allerdings kategorisch ab. Eine verpflichtende Berichterstattung würde jedoch nicht nur Transparenz und Vergleichbarkeit schaffen, sondern laut Ergebnissen der IMPACT-Studie auch für eine größere Aufmerksamkeit für diese Themen sorgen und Anreize setzen, sich ihnen ernsthaft zu widmen.

Neben ökonometrischen Analysen von über 7000 Unternehmen und Fallstudien wurden vom IMPACT-Projekt mehrere Netzwerkanalysen und eine Delphi-Studie mit über 500 Experten durchgeführt. Ein Fokus der Untersuchungen lag auf den Sektoren Einzelhandel, Automobilsektor, Baugewerbe, IT-Sektor und Textilindustrie.

Zusammenfassung der Studie:
IMPACT Project Executive Summary: “Headline findings, insights & recommendations for policy makers, business & stakeholders”
September 2013, 41 Seiten (auf Englisch)
http://csr-impact.eu/documents/documents-detail.html?documentid=22

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