Erreichen des deutschen Klimaziels noch möglich - Emissionsrückgang um knapp 2 Prozent.
GERMANWATCH - Presseerklärung
Bonn, 27. Juli 2000: Die bundesdeutschen energiebedingten Kohlendioxidemissionen sanken im ersten Halbjahr 2000 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um knapp 2 Prozent, hat Dr. Manfred Treber, Klimareferent der Nord-Süd-Initiative GERMANWATCH, ausgerechnet. Dieser Rückgang steht in engem Zusammenhang mit der Abnahme des Primärenergieverbrauchs um 1,7 Prozent in diesem Zeitraum.
"Diese Entwicklung in Verbindung mit dem gestern im Kabinett verabschiedeten Klimaschutzprogramm zeigt, daß das ehrgeizige deutsche CO2-Ziel bis 2005 noch erreicht werden kann, wenn die angekündigten Maßnahmen wie geplant umgesetzt werden", bewertet Dörte Bernhardt, stellvertretende Vorsitzende von GERMANWATCH, die Fortschritte im Klimaschutz.
Kohlendioxid (CO2) ist das Treibhausgas, das zur menschgemachten Klimaerwärmung mit Abstand am meisten beiträgt. Die Bundesregierung hat beschlossen, bis zum Jahr 2005 die deutschen CO2-Emissionen um 25 Prozent gegenüber 1990 zu senken, da für sie der Klimawandel die derzeit größte umweltpolitsche Herausforderung der Menschheit darstellt.
Erfreulich ist, daß die Bundesregierung die Warnungen der Wissenschaft aufnimmt und mit dem Klimaschutzprogramm darauf reagiert. Ein neues Element darin stellt die Aufteilung von Reduktionsmengen auf die verschiedenen Ministerien dar. Auf diese Weise werden die Ressorts jenseits des Bundesumweltministeriums, allen voran das Bundesministerium für Verkehr, Bauwesen und Wohnungsbau, welches das eigentliche "Klimaschutzministerium" ist, in die Verantwortung für das Klimaziel gezogen.
Allerdings fehlt bei den Maßnahmen im Verkehr, über die eine grundsätzliche Verständigung erzielt wurde, die Stärkung der Alternativen zum Autoverkehr. "Obwohl die Bahn derzeit unter starkem Druck steht und nicht einmal den Bestand des Streckennetzes in gutem Zustand sichern kann, sieht der gestern verabschiedete Zwischenbericht der Bundesregierung hierzu keine Maßnahmen vor", benennt Treber ein großes Defizit und fährt fort: "Auch wie in Zukunft das derzeitige Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), dessen ausreichende Finanzierung durch die Liberalisierung der Energiemärkte ungewiß ist, aufrechterhalten und ausgebaut werden kann, wird im Zwischenbericht nicht angesprochen."
Dabei müssen die Alternativen zum Auto verbessert werden, wenn es weniger genutzt werden soll (und wird): Durch die Öko-Steuer und die Benzinpreiserhöhungen hat der Verbrauch von Otto-Kraftstoff um 4 Prozent abgenommen. "Die Bürgerinnen und Bürger tragen die Klimaschutzmaßnahmen vor allem dann mit, wenn sich ihre Lebensumstände dabei nicht verschlechtert", warnt Dörte Bernhardt vor zu kurz greifenden Klimaschutzstrategien.