Pressemitteilung | 24.01.2001

Transrapid in China bringt Zukunftstechnologie an richtigen Ort.


 

GERMANWATCH-Presseerklärung

Bonn, 23.1.2001: "Als Nord-Süd-Initiative begrüßen wir die am heutigen Tag vereinbarte Transrapid-Strecke in China", so Dr. Manfred Treber, Verkehrsexperte von GERMANWATCH. "Sollte sie sich bewähren, wird damit die Möglichkeit geschaffen, daß beim Neuaufbau der Verkehrsinfrastruktur in Schwellenländern ein weiteres attraktives modernes Verkehrsmittel zur Verfügung steht, mit dem landgebundene Hochgeschwindigkeitsverkehre zwischen Metropolen im Sinne der Nachhaltigen Entwicklung vorangetrieben und auf diese Weise eine große Zahl klimaschädlicherer Flüge vermieden werden können".

Die Entwicklung einer Transrapid-Referenzstrecke in China macht die diskutierte Errichtung eines Pilotprojekts dieser Technik in Deutschland überflüssig, da bereits schon ohne sie ein Modell etabliert wird und ein Exporterfolg erzielt werden konnte. Im Gegenteil, die Errichtung einer milliardenschweren Referenzstrecke in Deutschland wäre den Exportbemühungen abträglich und für das Transrapid-Image schädlich. Denn die Magnetbahn-Technik würde dadurch auf lange Zeit automatisch mit betriebswirtschaftlich defizitären Projekten in Verbindung gebracht, weil sie sich ohne Subventionen anscheinend sonst nicht auf dem Markt behaupten kann.

Durch den Verzicht auf eine defizitäre deutsche Transrapid-Referenzstrecke kann der Verkehrsminister die dafür vorgesehenen etwa 5 Mrd DM einsparen bzw. sinnvoll auf die vorhandene Eisenbahn umschichten, um den Zerfall des Bestandsnetzes zu stoppen und rentable Neuinvestitionen anzustoßen.

Die Überflüssigkeit einer solchen innerdeutschen Strecke wird noch dadurch erhöht, daß der Transrapid, wie jetzt in Nordrhein-Westfalen geplant, nicht in erster Linie das Automobil (die Magnetbahntrasse soll nicht parallel zur oder gar auf der Autobahn gebaut werden) oder das Flugzeug, sondern die Bahn als Wettbewerber hat: Nicht nur was die Fahrgäste angeht, sollen die Kunden von der Bahn geworben werden, sondern auch die Fläche für den Fahrweg des Metrorapid (so der Name des Transrapid im Nahverkehr im Ruhrgebiet) soll von bestehenden vielbefahrenen Bahnstrecken abgezogen werden.

"Wir sollten den Chinesen dafür dankbar sein, daß sie uns davor bewahren, aus kurzsichtigem verkehrs- und überholtem industriepolitischem Denken, wie es den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts entsprungen ist, die enorme Summe von 5 Mrd DM zu verschwenden. Dafür verdienen sie sogar eine gewisse finanzielle Unterstützung für ihr eigenes Transrapid-Projekt," so ist Treber überzeugt.