Weltweit höchste Autorität in Klimafragen verabschiedet Bericht über die Folgen des Klimawandels: Arme am verwundbarsten gegenüber der Klimaänderung
GERMANWATCH-Presseerklärung
Bonn, 18.2.2001: Die Armen sind am verwundbarsten gegenüber der auf uns zukommenden Klimaänderung, und sie haben zudem noch die geringste Kapazität, sich anzupassen.
So lautet eine der zentralen Aussagen des neuen 3. Berichts des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - der weltweit wissenschaftlich höchsten Autorität in Klimafragen - über die Auswirkungen der Klimaänderung, welcher in den frühen Morgenstunden des gestrigen Samstags nach vierjähriger Vorbereitungszeit verabschiedet wurde. Vom 13. bis 17. Februar hatten sich über hundert Regierungsvertreter und Wissenschaftler am Sitz der Vereinten Nationen in Genf versammelt und schließlich den Bericht nach heftigen Debatten mit starker Zeitüberschreitung, aber ohne Gegenstimme angenommen.
Mehrere 10 Millionen Menschen, die in den niedrig liegenden Küstengebieten im gemäßigten und tropischen Asien wohnen, würden entsprechend dem Bericht aufgrund des Meeresspiegelanstiegs und der Zunahme der Intensität tropischer Zyklone vertrieben werden. Weltweit würden den Projektionen zu Folge jährlich bis zu 200 Millionen Menschen bis zum Jahr 2080 von Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten betroffen sein.
Die Klimaänderung wird dazu beitragen, so die Wissenschaftler, die Disparitäten zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu erhöhen, und diese werden sich mit steigender Temperatur zunehmend ausprägen.
"Nun wird von allen Staaten anerkannt, daß die Projektionen über die Klimaänderung befürchten lassen, daß mehr Menschen geschädigt werden, als davon profitieren würden", führt Manfred Treber, Klimareferent der Nord-Süd Initiative GERMANWATCH und Teilnehmer des entscheidenden IPCC-Treffens in Genf, einen vor allem von den erdölexportierenden Staaten lange Zeit nicht eingeräumten Punkt an.
Dabei räumen die Wissenschaftler im Bericht ein, daß sie die Auswirkungen von hohen Temperaturänderungen noch gar nicht untersucht hätten, daß die Auswirkungen zunehmender Wetterextreme nicht einbezogen seien und daß bei ihren Abschätzungen die auf Märkten wirtschaftlich bewertbaren Effekte überwögen. Diese Defizite führen wahrscheinlich dazu, die wirtschaftlichen Verluste zu unter- und die Gewinne zu überschätzen.
So sieht das IPCC die Möglichkeit, daß etwa der Fortbestand der Subsistenzlandwirtschaft im Nordosten Brasiliens bedroht ist.
Auch wird eine Verbreitung von Malaria und anderen Krankheiten prognostiziert, was negative Folgen für Hunderte von Millionen Menschen haben würde.