Pressemitteilung | 27.04.2005

"Präventive Kriege können keine präventive Politik ersetzen"

Gemeinsame Pressemitteilung von Germanwatch und Heinrich-Böll-Stiftung

Berlin, am 27.4.2005: Am heutigen Mittwoch wurde im Auswärtigen Amt in Berlin in Anwesenheit von Bundesaußenminister Joschka Fischer die deutschsprachige Ausgabe des "Berichts zur Lage der Welt 2005" des "Worldwatch-Institutes" (Washington) vorgestellt. Der Bericht kritisiert den vorherrschenden, militärisch verengten Sicherheitsbegriff vor dem Hintergrund der Anschläge vom 11. September 2001. Er stellt die Bedrohung durch terroristische Anschläge in den Kontext anderer Bedrohungen globaler Sicherheit: Klimawandel, Bevölkerungsexplosion, Waffenhandel und Umweltzerstörung. Zudem beschreibt der Bericht neue Kooperationsmechanismen für ein erweitertes globales Sicherheitsystem. Herausgeber der deutschen Ausgabe sind die Heinrich-Böll-Stiftung und Germanwatch.

"Sicherheit darf nicht exklusiv als Sicherheit der reichen Welt und nicht vorrangig militärisch definiert werden", sagte Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich Böll Stiftung bei der Vorstellung des neuen Worldwatch-Berichts. Eine vorausschauende Sicherheitspolitik müsse sich um Bildung und Arbeit für Milliarden junge Menschen in der "Dritten Welt" kümmern, den Kampf gegen Hunger und Epidemien aufnehmen und alles daran setzen, den Klimawandel zu begrenzen. "Eine vorausschauende Sicherheitspolitik muss zudem konsequent für Menschenrechte und Demokratie eintreten. Armutsbekämpfung, Umweltschutz, Demokratie - das sind die großen Drei einer vorausschauenden Sicherheitspolitik", betonte Fücks bei der Vorstellung des Berichts.

Anja Köhne, Vorstandsmitglied von Germanwatch, unterstrich: "Dieses globale, erweiterte Sicherheitsverständnis mit den Themen Umwelt und Nord-Süd-Gerechtigkeit muss bei der Formulierung der neuen EU-Außen- und Sicherheitspolitik die zentrale Rolle spielen." Hier sei eine kohärente EU-Politik in den Bereichen Sicherheit, Umwelt, Energie, Verkehr und Landwirtschaft dringend notwendig. "Ein gutes Beispiel ist der globale Klimaschutz: Wir können es uns auch sicherheitspolitisch nicht leisten, auf Klimakatastrophen zu warten, bis wir endlich zu Hause konsequenter handeln. Deutsche Interessen werden nicht primär am Hindukusch verteidigt - sondern durch eine Änderung der Produktions- und Konsumverhältnisse bei uns."

"Zur Lage der Welt" ist ein jährlich erscheinender Report des renommierten "Worldwatch Institutes" in Washington. Diese Berichte sind seit fast 20 Jahren richtungsweisend in der Diskussion über eine nachhaltige Entwicklung. Sein weltweites Ansehen hat sich das Institut durch seine fundierten Analysen und handlungsorientierten Empfehlungen zu drängenden Fragen des globalen Wandels erworben. Der Report wird in 23 Sprachen übersetzt. In der deutschen Ausgabe wird er durch Beiträge über die Sicherheitspolitik der EU (Anja Köhne, Germanwatch) sowie über das Thema Sicherheit aus einer indischen Perspektive (Sunita Narain, Heinrich-Böll-Stiftung) ergänzt.

Die deutsche Ausgabe von "State of the World 2005. Redefining Global Security" ist unter dem Titel "Zur Lage der Welt 2005. Globale Sicherheit Neu Denken" im Verlag Westfälisches Dampfboot erschienen. (1. Auflage, Münster 2005, 352 Seiten, Preis: 19,90 Euro, ISBN 3-89691-614-9). Mitherausgeber sind die Heinrich-Böll-Stiftung und Germanwatch.
 

Terminhinweis:

Heute abend um 19:30 veranstaltet die Heinrich-Boell-Stiftung gemeinsam mit Germanwatch in der Reihe "Nachhalten" eine Podiumsdiskussion fuer eine breitere Öffentlichkeit:

"Mars, Venus...und die Erde:"
Ein transatlantischer Dialog zum Bericht zur Lage der Welt 2005
Mittwoch, 27. April 2005
19:30 Uhr
Heinrich-Boell-Stiftung, Hackesche Hoefe, Aufgang 1, 5. Stock,
Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin
Eintritt frei

Mit

  • Christopher Flavin (Worldwatch Institute,Washington)
  • Angelika Beer (MdEP Buendnis 90/Die Gruenen)
  • Ralf Fuecks (Heinrich-Boell-Stiftung)
  • Moderation: Anja Koehne (Germanwatch)

("Americans are from Mars and Europeans are from Venus", Robert Kagan - "Get used to it: Europeans and Americans are both from Earth", John Ashton)
 

Für weitere Informationen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

  • Michael Alvarez, Heinrich-Böll-Stiftung, Pressesprecher, T 030-28534-202 M 0175-5221811
  • Anja Köhne, Germanwatch-Vorstand & Autorin des Kapitels zur Außen- und Sicherheitspolitik der EU, Tel: 0170-3202503
  • Klaus Milke, Germanwatch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Tel: 0172-4072837