Pressemitteilung | 08.06.2010

Selbstmorde bei Foxconn in China: Ein erschreckendes Beispiel für die Zustände im Elektroniksektor

Pressemitteilung

Berlin/Bonn, 8.6.10. Nach der gestrigen Vorstellung der 4. iPhone Generation protestieren heute Menschenrechtsaktivisten weltweit sowie in Berlin gegen unfaire Arbeitsbedingungen im Mobilfunksektor. Dabei erinnern sie an die zehn Menschen, die sich in den vergangenen Monaten beim weltgrößten Elektronikhersteller Foxconn in China umgebracht haben. Diese Arbeiter haben unter anderem Einzelteile für iPhones hergestellt. Parallel dazu startet Germanwatch mit dem europäischen Projekt makeITfair eine Postkartenaktion, um Mobilfunkanbietern wie T-Mobile, e-plus oder Vodafone zu zeigen, dass es eine Nachfrage für fair produzierte und ökologisch nachhaltige Telefone gibt.

Die bisherige Subventionsstrategie der Mobilfunkanbieter weckt den Anschein, Handys seien zum Nulltarif erhältlich. "Doch bleiben bei dieser Strategie die sozialen Kosten in der Produktion auf der Strecke, wie die ausbeuterischen Bedingungen in Zuliefererfirmen gezeigt haben", so Cornelia Heydenreich, makeITfair-Koordinatorin in Deutschland. Bisher gibt es keine wirklich fair produzierten Handys. "Verbraucher sollten die Möglichkeit haben, faire Handys zu kaufen - und das wollen wir den Mobilfunkanbietern zeigen. Die neuesten Vorfälle bei Foxconn waren daher für uns Anlass, mit der Unterschriftenaktion ein Signal zu setzen", erklärt Heydenreich weiter.

makeITfair weist immer wieder auf die mangelnden Arbeitsrechte in der Zulieferkette von Elektronikherstellern hin. Hierzu zählen unter anderem die hohe Arbeitsbelastung und hohe Produktionsquoten, lange Arbeitszeiten mit erzwungenen Überstunden sowie viel zu niedrige Löhne, um den Arbeitern ein angemessenes Leben zu ermöglichen. Die meisten Arbeiter, die von China Labor Watch zu den Selbstmorden befragt wurden, sehen in der hohen Arbeitslast den Grund für die Selbstmorde: "Wir sind extrem müde und sehen uns einem großen Druck ausgesetzt." Ein weiterer Foxconn-Arbeiter starb in der letzten Woche an Erschöpfung, nachdem er 34 Stunden durchgearbeitet hatte.

Die Unterschriftenaktion "Ich will ein faires und grünes Handy", die unter anderem in Deutschland, Dänemark, Schweden, Ungarn und den Niederlanden läuft, können Sie hier unterstützen.
 

Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

  • Cornelia Heydenreich, Referentin für Unternehmensverantwortung und Koordinatorin makeITfair, Germanwatch, +49 (0)30 / 28 88 356 -4, heydenreich@germanwatch.org


Weitere Informationen zu den weltweiten Aktionen: In Berlin protestieren um 10 Uhr Germanwatch, das INKOTA-netzwerk und WEED vor dem Saturnmarkt am Alexanderplatz gegen die Arbeitsbedingungen bei Zulieferern. Der Inhaber von Saturn, die Metro Gruppe, hat 2009 einen Kooperationsvertrag mit Foxconn geschlossen. In Hong Kong protestieren heute die Aktivistengruppe SACOM und andere Organisationen am Studio A. Das Geschäft, das Apple-Produkte verkauft, gehört dem jüngeren Bruder des Foxconn-Gründers Terry Gou. Weltweit sind Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Einzelpersonen aufgerufen, an Apple-Geschäften auf die Problematik hinzuweisen. Weiße Blumen sollen an die Selbstmordopfer erinnern. In Taiwan protestieren Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen bei der heutigen Jahreshauptversammlung von Foxconn.

Das makeITfair-Projekt macht auf die Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltprobleme aufmerksam, die im Zusammenhang mit der Produktion von Unterhaltungselektronik stehen. Dazu zählen Mobiltelefone, MP3 Player, Spielekonsolen und Laptops. Das Projekt wird von der Europäischen Union finanziell unterstützt. Die Projektpartner sind SOMO, Germanwatch, FinnWatch, SwedWatch, Fair Trade Center, DanWatch, Repu (Finnland), Association of Conscious Consumers (Ungarn), WAC (Philippinen), ACIDH (DR Kongo) and Cividep (Indien).