Pressemitteilung | 05.11.2010

Mehr Agrosprit bei uns führt zu mehr Hunger in Entwicklungsländern

Pressemitteilung

Bonn, 05.11.10: Die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln bekommt zunehmende Konkurrenz: Verstärkt werden Agrokraftstoffe und Futter zur Fleischproduktion hauptsächlich für den Export angebaut. Dadurch werden Nahrungsmittel knapper und teurer. "Die Armen können sich bei steigenden Preisen nicht mehr genügend Getreide leisten, um satt zu werden. Dadurch steigt der weltweite Hunger trotz wachsender Produktion weiter", so Klemens van de Sand, Vorstandsmitglied von Germanwatch zu den Ergebnissen der ersten Trendanalyse zur globalen Ernährungssicherung, die Germanwatch heute vorgelegt hat.

Die Zahlen zeigen, dass die weltweite Anbaufläche für Getreide seit 1987 zwar leicht zurückgegangen ist. Eine höhere Produktivität gleicht das aber mehr als aus, so dass die Getreideproduktion auch pro Kopf betrachtet steigt. Dieser Zuwachs kommt jedoch nicht den Armen in den Entwicklungsländern zugute, sondern den wohlhabenden Fleischkonsumenten. In der Fleischproduktion werden je nach Tierart und Fütterung für jedes Kilogramm Fleisch bis zu 10 kg Getreide verwendet. "Wir können feststellen, dass bereits ein Drittel der weltweiten Getreideproduktion von insgesamt 2,25 Milliarden Tonnen als Viehfutter dient. Dadurch steht es nicht mehr direkt für die menschliche Ernährung zur Verfügung", so van de Sand weiter. Allerdings wachse der Konsum von Schweine- und Rindfleisch global betrachtet - nicht zuletzt auch im Hauptverbraucherland China - derzeit nicht mehr so stark.

Ein anderer wichtiger Konkurrent der menschlichen Ernährung wachse dagegen rasant: Die Produktion von Agrartreibstoffen hat sich seit dem Jahr 2000 verdreifacht und beansprucht zurzeit etwa 11 Prozent der weltweiten Getreideproduktion. "Um die Abhängigkeit von importierten fossilen Rohstoffen zu reduzieren, greifen die USA und die EU nach wie vor durch Subventionen, Steuervorteile und Beimischungszwang zu Gunsten von sogenanntem Agrosprit in den Markt ein. Damit ignorieren sie die negativen Konsequenzen für die Ernährungssicherung", kritisiert van de Sand. Die daraus resultierende Verknappung begünstige die ausufernde Spekulation mit Termingeschäften an den Getreidebörsen. Außerdem erhöhe sie so die Preissteigerungen nach wetterbedingten Ernteausfällen wie zuletzt in Russland und Pakistan.

"Energie- und Finanzmärkte müssen daher reguliert werden, um der Ernährungssicherung Vorrang vor der Produktion von Ethanol und Biodiesel zu geben und der Preistreiberei an den Getreidemärkten Einhalt zu gebieten." so van de Sand.

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