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Die Digitalisierung bestimmt wichtige Teile unseres Alltags. Die Vereinten Nationen sehen den Zugang zum Internet als Grundrecht. Nicht mit den Entwicklungen Schritt zu halten, scheint nur unter hohen Kosten denkbar.
Doch wer behält bei den rasanten Entwicklungen eigentlich die Risiken im Blick?
Germanwatch engagiert sich für globale Gerechtigkeit und den Erhalt der Lebensgrundlagen. In der Digitalisierung sehen wir Chancen und Herausforderungen. Für das digitale Wirtschaften fehlen uns an vielen Stellen demokratisch erwirkte Rahmensetzungen. Germanwatch geht die Herausforderungen jenseits von Fatalismus und Utopismus konstruktiv an.
Wir arbeiten zu den folgenden Themen (jeweils anklicken für mehr/weniger Informationen):
Energiewende voranbringen & Risiken adressieren ▼Energiewende voranbringen & Risiken adressieren ▲
Damit die Energiewende gelingt, brauchen wir digitale Technologien. Nur mit ihnen können wir ein komplexes, auf Erneuerbaren Energien basiertes Energiesystem koordinieren. Sie helfen bei der Dezentralisierung, der Flexibilisierung, der Effizienz und der Netzstabilität. Zudem ermöglichen sie die Nutzung von erneuerbar erzeugtem Strom in den Sektoren Wärme, Mobilität und Industrie. Auch künstliche Intelligenz oder die Blockchain können hier eine Rolle spielen.
Doch die digitale Energiewende birgt Risiken. Viele Menschen wollen, dass ihre Energiedaten nicht in die falschen Hände geraten. Digitalisierung kann auch im Energiesektor zur Konzentration von Macht führen. Wir müssen sicherstellen, dass nicht nur Wohlhabende profitieren. Vernetzung und Komplexität erfordern zudem eine hohe Datensicherheit. Und digitale Lösungen benötigen selber viel Strom.
Germanwatch sucht im gesellschaftlichen Diskurs Wege, die Chancen für die Energiewende zu verwirklichen und die Risiken angemessen zu adressieren.
Bäuerliche Landwirtschaft erhalten ▼Bäuerliche Landwirtschaft erhalten ▲
Im Bereich Landwirtschaft befasst sich Germanwatch mit besseren Direktvermarktungschancen durch Internetnutzung, effizienteren Warenwirtschaftssysteme und der verbesserten Kontrolle der Lebensmittelkette. Wie können diese Chancen genutzt werden?
Andererseits bedeutet die Digitalisierung der Landwirtschaft auch, dass Sämaschinen, Düngerstreuer, Mähdrescher und vielleicht auch Melkmaschinen digitalisierte Informationen über die Ertragspotentiale jedes Feldes und jeder Rinderzuchtlinie an große Hersteller senden. Bislang exklusives Bauernwissen gelangt ins Netz und könnte zur handelbaren Ware werden. Zusammen mit dem voranschreitenden Landgrabbing und dem Anleger-Run auf Agrarland kann dieser Aspekt der Digitalisierung rasch an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnen. Wie sähe hier eine angemessene Regulierung aus? Wie kann verhindert werden, dass das ein weiterer Antrieb wird, die Existenz von Kleinbauern zu untergraben?
Automatisierung in den Dienst der Menschen stellen ▼Automatisierung in den Dienst der Menschen stellen ▲
Digitalisierung und Automatisierung können die Wirtschaft ökonomisch und ökologisch effizienter machen. Zugleich werden Menschen wahrscheinlich weniger stupide Arbeiten verrichten müssen, Vereinzelung und Lohndruck könnten nachlassen, eine neue Wissensgesellschaft erblühen. Diesen Entwicklungen steht Germanwatch offen gegenüber.
Auf der anderen Seite müssen wir die Risiken adressieren: Bei Anwendung eines an der Universität Oxford entworfenen Schätzmodells auf die deutsche Arbeitswelt liegt der Anteil der Menschen, dem technologisch bedingte Arbeitslosigkeit innerhalb der nächsten 10-20 Jahre droht, bei 59 Prozent. Im globalen Süden hätte diese Entwicklung laut einer Weltbankstudie sogar das technische Potenzial, zwei Drittel der Arbeitsplätze zu ersetzen. Wie können Visionen für eine Welt aussehen, in der Maschinen vieles von dem tun, was bislang Menschen taten?
Rohstoffverbrauch reduzieren & Menschenrechte beim Rohstoffabbau einhalten ▼Rohstoffverbrauch reduzieren & Menschenrechte beim Rohstoffabbau einhalten ▲
Mit der Digitalisierung verbinden viele die Erwartung, die Wirtschaft zu dematerialisieren und durch eine intelligente Steuerung von Materialinputs die Produktion ressourceneffizienter zu gestalten. Zudem könnte die Digitalisierung dazu beitragen, globale Wertschöpfungsketten transparenter zu gestalten.
Andererseits führt die Digitalisierung auch zu einem höheren Ressourcenkonsum unter anderem durch einen verstärkten Einsatz von (oft kurzlebiger) Elektronik und Sensorik. So erwartet z.B. die Deutsche Rohstoffagentur, dass 2035 der Bedarf von Lithium alleine für die Elektromobilität das 3,5-fache der heutigen Produktion beträgt. Zudem müssen immer aufwändigere Verfahren angewandt werden, um an die metallischen Rohstoffe zu gelangen.
Dieser Rohstoffabbau geht häufig mit Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen einher. Wie kann sichergestellt werden, dass die Digitalisierung tatsächlich den Ressourcenverbrauch senkt und die Menschenrechte beim Rohstoffabbau eingehalten werden?
Neue Partizipations- und Bildungsmöglichkeiten schaffen ▼Neue Partizipations- und Bildungsmöglichkeiten schaffen ▲
Digitalisierung kann neue Zugänge und Formate für Beteiligung hervorbringen, die es den Menschen möglich und einfacher machen, ihre Themen auf die politische Agenda zu setzen. Digitale Bildungs-, Partizipations- und Austauschformate können engagierte Menschen in ihren Lebenswirklichkeiten abholen und sie dabei unterstützen, zu Mitgestalter*innen ihres persönlichen Umfeldes und der sozial-ökologischen Transformation der Gesellschaft zu werden. Sie können helfen, die Stimme von Betroffenen in wichtigen Debatten und Diskursen zu stärken. Darüber hinaus bieten sie die Möglichkeit, weltweit vernetzte Begegnungs- und Lernmöglichkeiten sowie Erfahrungsräume zu schaffen und die Transparenz bei politischen Entscheidungsprozessen zu vergrößern.
Gleichzeitig kann Digitalisierung diese Prozesse bedrohen und unterminieren. Die Möglichkeiten, Chancen, aber auch Gefahren und Grenzen des digitalen Wandels in der Gesellschaft sind auszuloten. Dabei haben gerade Bildungsakteure einen verantwortlichen Blick auf gesundheitliche, soziale und ökologische Auswirkungen des Umgangs mit sozialen Medien, Technologien und digitalen Erfahrungsräumen zu werfen. Digitalen Risiken für die Privatsphäre, Souveränität und Freiheit des Individuums sowie für eine deliberative und starke Demokratie ist zu begegnen.