Hand Print als herausragendes Projekt ausgezeichnet
Auf dem bundesweiten Kongress für Bildung und nachhaltige Entwicklung, dem WeltWeitWissen 2018 in Bremen, drehte sich in diesem Jahr alles um das Thema "Lernen für den Wandel". Das Germanwatch-Team Bildung für nachhaltige Entwicklung war vom 3.-5. Mai vor Ort und regte die Besucher*innen durch mehrere Angebote dazu an, ihre eigenen gesellschaftlichen Gestaltungsspielräume kennenzulernen und zu nutzen.
In der "Germanwatch-Ecke" konnten sich Besucher*innen mit positiven Zukunftsbildern für eine enkeltaugliche Zukunft auseinandersetzen. Auf unserem 6m² großen Wimmelbild wurden kleine Ausschnitte gesucht, Geschichten erzählt, Szenen interpretiert und über das Für und Wider einzelner Zukunftsbilder debattiert. Die im Wimmelbild verankerten Themen der Sustainable Development Goals (SDG) boten dabei die inhaltliche Verknüpfung zwischen positiven Visionen und einem handfesten politischen Rahmen (Agenda 2030), den es nun umzusetzen gilt.
Wie wir von Zukunftsbildern und all dem Nachhaltigkeitswissen, das wir auf Seminaren, Workshops, Konferenzen, in Broschüren, Dokus oder im Unterricht erworben haben, nun zu transformativem Handeln kommen, davon erzählt der Ansatz des Hand Print, den wir auf dem WeltWeitWissen vorstellen konnten.
Mit dem Hand Print ermutigt Germanwatch Menschen dazu, ihre Gestaltungsspielräume, Ideen und das eigene Engagement zu nutzen, um in die Gesellschaft hineinzuwirken und Nachhaltigkeit dort in allen Strukturen zu verankern.
Als herausragendes Beispiel für Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung wurde der Hand Print durch die 10köpfige Jury des WeltWeitWissen Kongresses 2018 ausgezeichnet. Timo Holthoff (VENRO e.V.) hob in seiner Laudatio im Namen der Jury besonders hervor, dass der Hand Print dort anfängt "wo viele andere Konzepte, wie der Foot Print aufhören: nämlich dort, wo es darum geht individuelles Veränderungsbewusstsein über das eigene Konsumverhalten etc. hinaus in strukturverändernden Aktivitäten und politisches Mitgestalten zu übersetzen. Euer Bildungsmanual Hand Print – Wandel mit Hand und Fuß (fast die Anleitung zur Revolution) zielt darauf ab, Menschen zu befähigen: 1.) mit systemischem Verständnis jene Stellschrauben in der Gesellschaft zu identifizieren, die nachhaltigen Wandel verhindern oder aber befördern; 2.) sich als Gestalter*in unserer Gesellschaft wahrzunehmen, 3.) sich Kompetenzen und Wissen für demokratisches und kollektives Handeln anzueignen, um das Wissen aus dem Seminar in die reale Welt zu tragen; 4.) die Transformation unserer Gesellschaft von unten und von innen in höhere Wirkungsebenen zu skalieren, dort wo es den Mächtigen oft noch an Bewusstsein, Willen und Fähigkeit für den Umbau unserer Gesellschaft mangelt. [...]" (Die gesamte Laudation zur Auszeichnung kann am Ende dieses Artikels nachgelesen werden.)
Alexander Reif, Referent für Bildung für nachhaltige Entwicklung bei Germanwatch lud in einer Gesprächsinsel dazu ein, über die Rolle von Bildung für die Transformation zu diskutieren. Mit seiner These "Transformative Bildung hört nicht bei Handlungsoptionen auf, sondern fängt dort erst an" setzten sich zahlreiche Akteure aus unterschiedlichen Bildungsbereichen kritisch auseinander.
In einem weiteren Workshop für Multiplikator*innen und Interessierte konnten sowohl die Grundlagen des Hand Print Ansatzes erarbeitet, als auch erste eigene Schalthebel für den Wandel entwickelt werden. Ein Ziel des Hand Prints ist es, transformative Handlungsoptionen gemeinsam zu entwickeln und in die Bildungsarbeit zu integrieren sowie Lernende aller Zielgruppen im "Wandel machen" kompetenzorientiert zu begleiten. Denn "transformative Bildung", so Alexander Reif, "beginnt dort, wo wir die Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Realität lernen, wo wir nachhaltige Erfahrungsräume betreten und das Wandel-Machen ausprobieren."
Wer noch Exemplare der vergriffenen Materialien braucht, die wir auf dem Kongress dabei hatten (und die schnell vergriffen waren), kann diese hier nachbestellen.
- Hand Print Broschüre: https://germanwatch.org/12040
- [weitere in Vorbereitung]
Das BNE-Team bedankt sich bei den Organisator*innen für den guten Rahmen, die WeltWeitWissen bot, bei den Teilnehmenden für die guten Gespräche und Ideen sowie bei der Jury für die Auszeichnung unseres Hand Print Ansatzes als herausragendes Projekt.
Informationen zum Welt Weit Wissen Kongress 2018:
WeltWeitWissen richtet sich an Bildungsakteure und Interessierte im Bereich des globalen und transformativen Lernens. In über 40 angebotenen Workshops von verschiedenen Organisationen beschäftigen sich die Besucher*innen mit Fragen wie „Was verstehen wir eigentlich unter dieser großen Transformation und welchen Wandel brauchen bzw. wollen wir? Was ist der Beitrag von Globalem Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)? Wann ist Lernen transformativ?“
Der WeltWeitWissen-Kongress findet alle zwei Jahre an wechselnden Standorten statt. In diesem Jahr wurde die Veranstaltung gemeinsam vom Bremer und dem Niedersächsischen Entwicklungspolitischen Landesnetzwerk (BeN und VEN) sowie dem Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) und der Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Landesnetzwerke (agl) ausgerichtet. Der nächste WeltWeitWissen-Kongress findet im Jahr 2020 in Thüringen statt.
Laudatio der Jury zur Auszeichnung des Hand Prints:
Preisträger: Germanwatch e.V.
Projekt: Wandel in Bewegung setzen: mit dem Hand Print den Handabdruck des Engagements erhöhen!
Antragsteller: Alexander Reif
Laudator: Timo Holthoff, VENRO
"Liebes Team von Germanwatch,
„Lernen für den Wandel“ ist das Motto des WeltWeitWissen-Kongresses 2018. Mit Eurem Bildungsansatz „Wandel in Bewegung setzen: mit dem Hand Print den Handabdruck des Engagements erhöhen!“ leistet Ihr aus Sicht der Jury besonders wertvolle Anregungen für eine emanzipatorische Bildungsarbeit, bei der Menschen lernen können, den gesellschaftlichen Wandel aktiv mitzugestalten.
Eurem Ansatz liegt die Überzeugung zugrunde, dass die vielbeschworene große Transformation unserer Gesellschaft mehr erfordert als den Wandel individueller Lebensstile. Sie erfordert auch harte politische Arbeit für einen Wandel der strukturellen Rahmenbedingungen, die nachhaltigen Lebensstilen und gerechten Formen des Zusammenlebens im Weg stehen.
Getreu dem Leitspruch von Germanwatch „HINSEHEN. ANALYSIEREN. EINMISCHEN“ steht Ihr für eine Bildungsarbeit, die Menschen zum politischen Denken und Handeln ermächtigt. Ihr verbindet dabei komplexe Analysen einerseits mit niedrigschwelligen politischen Handlungsoptionen andererseits, die Überforderung und Ohnmacht überwinden helfen. Ihr wollt, wie Ihr selber sagt, Brücken über die Kluft zwischen Wissen und Handeln bauen. Brücken, an denen andere Menschen mitbauen und über die sie gehen – zwar mit kleinen Schritten, aber solchen die langfristig systemische Änderungen an den Unrechtsstrukturen, die uns umgeben, bewirken können.
Der Hand Print, ein Konzept vom Centre for Environment Education in Indien, das Ihr für Eure Bildungsarbeit aufgegriffen und weiterentwickelt habt, fängt an, wo viele andere Konzepte, wie der Foot Print aufhören: nämlich dort, wo es darum geht, individuelles Veränderungsbewusstsein über das eigene Konsumverhalten etc. hinaus in strukturverändernde Aktivitäten und politisches Mitgestalten zu übersetzen. Euer Bildungsmanual Hand Print – Wandel mit Hand und Fuß (fast die Anleitung zur Revolution) zielt darauf ab, Menschen zu befähigen: 1.) mit systemischem Verständnis jene Stellschrauben in der Gesellschaft zu identifizieren, die nachhaltigen Wandel verhindern oder aber befördern; 2.) sich als Gestalter*in unserer Gesellschaft wahrzunehmen, 3.) sich Kompetenzen und Wissen für demokratisches und kollektives Handeln anzueignen, um das Wissen aus dem Seminar in die reale Welt zu tragen; 4.) die Transformation unserer Gesellschaft von unten und von innen in höhere Wirkungsebenen zu skalieren, dort wo es den Mächtigen oft noch an Bewusstsein, Willen und Fähigkeit für den Umbau unserer Gesellschaft mangelt.
Euer Ansatz nimmt die Zielgruppen als handelnde Akteur*innen mit Gestaltungskraft ernst. Anstatt nur den eigenen Fußabdruck zu verringern, unterstützt er Menschen dabei, ihren eigenen gesellschaftlichen Handabdruck zu erhöhen – durch das Einfordern von Partizipation, durch das Netzwerken und Bilden von Banden, durch das Laut werden mit politischen Forderungen, durch kreative öffentliche Interventionen oder durch den Dialog mit Entscheidungsträger*innen. In Zeiten der Resignation, des Rückzugs und der Abgrenzung leistet ihr einen wertvollen Beitrag zu einer positiven demokratischen Streit- und Dialogkultur. Politisches Handeln ist hierbei auch eine Form des kollektiven Lernens, des Experimentierens mit den eigenen Interessen und Fähigkeiten, des Aushandelns von Positionen als Teil von Gemeinschaft, der Erfahrung von Selbstwirksamkeit.
Auch dass Euer Projekt sich als offene Material- und Konzeptsammlung an Multiplikator*innen wendet, vielfache Akteur*innen in der Entwicklung einbindet und explizit auf Verstetigung angelegt ist, verdient eine besondere Auszeichnung.
Im Namen der Jury danke ich Euch und allen Beteiligten für Euer Engagement, das andere mitnimmt, mutig die Systemfrage zu stellen und transformativen Wandel zu leben – und zwar auch ohne Uniabschluss. Ich bin gespannt, was folgt!"
- Die Arbeit zum Hand Print wird gefördert von Brot für die Welt und Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Für den Inhalt ist allein Germanwatch verantwortlich -