Mehr Umwelt- als Kriegsflüchtlinge

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Mehr Umwelt- als Kriegsflüchtlinge

In seinem World Desaster Report 1999 weist das Internationale Rote Kreuz darauf hin, daß Umweltflüchtlinge inzwischen "etwa 58 Prozent der weltweiten Flüchtlinge ausmachen". Es wird befürchtet, daß der Globale Klimawandel sich immer stärker zur treibenden Kraft hinter diesem Trend entwickelt. "Im Jahr 1998 gab es mehr Umweltkatastrophen als in allen anderen Jahren, seit es Aufzeichnungen gibt". Bereits heute lebe die Hälfte der Weltbevölkerung "in Küstenregionen. Zehn Millionen sind bereits dem konstanten Risiko von Überflutungen ausgesetzt." Jährlich werden drei Millionen durch Überflutungen heimatlos. "Die UN schätzt, daß im Jahr 2025 etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung in Entwicklungsländern leben wird. Mehr als die Hälfte wird 'höchst verletzbar' durch Fluten und Stürme sein".

"Sich verschlechternde Umweltbedingungen haben sich neben politischen und wirtschaftlichen Umständen weltweit inzwischen zu einer der treibenden Kräfte für Flüchtlingsbewegungen entwickelt. Auch die Umweltflüchtlinge treibt es in die ohnehin schon überlasteten Slum-Siedlungen in den schnell wachsenden Städten."

Der britische Consultant Norman Myers hat dieses Phänomen 3 Jahre lang untersucht. "Umweltflüchtlinge", so Myers , "machen inzwischen schätzungsweise mehr als 25 Millionen an der Gesamtzahl von etwa 43 Millionen Flüchtlinge aus." Vor allem viele arme Landbewohner bekommen die Grenzen der Natur deutlich zu spüren. Sie werden geplagt durch den Rückgang der Bodenfruchtbarkeit, Einbußen im Fischfang, Dürren oder Überschwemmungen.

Myers schätzt, daß die Hälfte aller Umweltflüchtlinge in Afrika südlich der Sahara leben. Sub-Sahara-Afrika ist immer noch eine weitgehend ländliche Region, wird aber von rapide voranschreitender Verstädterung bestimmt.

Die Hungersnot im südlichen Sudan im Jahre 1998 war nur ein Beispiel für das Problem einer ganzen Region. Andere Umweltflüchtlinge sind z.B. Waldbewohner, die durch Rodung und die Industrialisierung der Nutzholzgewinnung aus ihren Lebensräumen vertrieben werden.
 
 

Existenzverluste durch Hurricanschäden und häufige Überflutungen (Bildquellen: Münchener Rück/Reuters)
 

Beispiele hierfür finden sich in Indonesien, auf den Philippinen, in Brasilien und anderen tropischen Ländern.

Wieder andere werden in Ländern wie Jordanien, Ägypten oder Pakistan aufgrund von Wasserknappheit, bzw. dem völligen Versiegen der Wasservorkommen zu Umweltflüchtlingen.

Hunderte von Menschen, die täglich die Busbahnhöfe in Metropolen wie Kairo, Manila oder Dhaka erreichen, in der Hoffnung, ein neues Leben zu beginnen, sind, wenigstens teilweise, wegen der sich verschlechternden Umweltbedingungen aus ihren Dörfern geflohen. Sie könnten die ersten Vorboten einer noch viel größer werdenden Flüchtlingswelle sein.

Der globale Klimawandel wird die Siedlungsmuster auf der ganzen Welt modifizieren, sagt der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC).

"Regenreichere Küsten, trockenere kontinentale Regionen und der Anstieg des Meeresspiegels könnten den stärksten Einfluß auf die plötzliche Migration der Menschen ausüben, weil Millionen durch Küstenerosion, von Meeresfluten und Fluß-Hochwassern oder von anhaltender Dürre vertrieben werden."

Der IPCC sagt voraus, daß die "Umweltflüchtlinge von den Tropen in die gemäßigten Zonen und vom Land in die Slums am Rande der überfüllten Großstädte" fliehen werden. Er warnt davor, daß "Umweltflüchtlinge aus tropischen Gebieten eine Reihe von tropischen Krankheiten in die Siedlungsgebiete der gemäßigten Breiten einschleppen könnten."

International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies, World Desaster Report 1999, Geneva, 1999; p.20f;

Email: abonne@edigroup.int.ch

(GERMANWATCH-Übersetzung)