Braunkohlekraftwerke verderben CO2-Bilanz

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Braunkohlekraftwerke verderben CO2-Bilanz

Der zum Erreichen des deutschen CO2-Ziels notwendige Rückgang der Emissionen hat sich im Jahr 2000 nicht fortgesetzt, sondern stagniert (bzw. steigt leicht um 0,2 % trotz geringfügig sinkenden Energieverbrauchs). So lautet das Ergebnis von GERMANWATCH-Berechnungen auf Basis der neuen vorläufigen Zahlen über den Energieverbrauch in Deutschland, die die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen Ende Januar vorgelegt hat. Folgend kommentiert GERMANWATCH diese Entwicklung:

Der unerfreuliche Emissionsanstieg ist vor allem auf die starke Zunahme des Einsatzes von Braunkohle zurückzuführen. Hier wirken sich die Beschlüsse der frühen 90er Jahre über den Neubau von Braunkohlekraftwerken aus, als der Klimaschutz noch keine große Bedeutung für die energiewirtschaftlichen Entscheidungen hatte. Wenn Deutschland dieses Jahr nicht die Trendwende bei den Emissionen schafft und sie durchhält, ist es kaum noch möglich, das Reduktionsziel von minus 25 Prozent CO2 bis zum Jahr 2005 gegenüber 1990 zu erreichen.

Nach den Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hat der Jahresenergieverbrauch für das Jahr 2000 stagniert (sie ermittelt eine 0,2 %ige Abnahme gegenüber dem Vorjahr).

Dabei gab es durchaus einige klimapolitisch sehr positive Trends:

Aufgrund des sehr warmen Jahres - es war in Deutschland das wärmste des vergangenen Jahrhunderts - und der höheren Ölpreise sank der Absatz von leichtem (minus 5,2 %) und schwerem (minus 8,8%) Heizöl deutlich. Aus denselben Gründen ging in privaten Haushalten - obwohl mehr Wohnungen als bisher mit Gas beheizt werden - auch der Gasverbrauch leicht zurück.

Benzinverbrauch um über vier Prozent gesunken

Aufgrund des weltmarkt- sowie ökosteuerbedingten Preisanstiegs sank auch der Benzinverbrauch wegen verringerter Fahrleistung sowie sparsamerer Fahrzeuge so deutlich wie noch nie seit 1994: um 4,3 %.

Der Preisanstieg zeigte also eine deutliche Lenkungswirkung. Beim Verbrauch des Diesels konnte immerhin der Anstieg gestoppt werden. Die Einführung einer kilometerabhängigen Schwerverkehrsabgabe könnte hier dem ansonsten stark ansteigenden LKW-Güterverkehr entgegenwirken.

Erschwerend für die CO2-Bilanz wirkte sich hingegen das hohe Wirtschaftswachstum von 3 Prozent aus. Die Industrie hatte deshalb einen höheren Gasverbrauch. Der Verbrauch von Steinkohle war im Jahr 2000 mit 65,5 Mio. t SKE um 1,6 % höher als im Vorjahr, bedingt durch die günstige Konjunktur in der Stahlindustrie.

Als für die Treibhausgasbilanz besonders dramatisch erweist sich aber der Brennstoffswitch bei der Stromerzeugung. Im Kraftwerksbereich ging der Einsatz von Erdgas, also dem fossilen Energieträger, bei dessen Verbrennung am wenigsten Treibhausgase freiwerden, deutlich zurück. Der dramatische Einbruch der (vor allem industriellen) Kraftwärmekopplung trägt dazu bei. Der Steinkohleneinsatz in der Elektrizitätswirtschaft blieb annähernd stabil. Auch die Stromerzeugung der Kernkraftwerke veränderte sich gegenüber dem Vorjahr kaum (der Ausstiegsbeschluß aus der Kernenergie hat also noch keine Konsequenzen für die im Jahr 2000 deutliche Veränderung des Brennstoffmixes der deutschen Kraftwerke). Hingegen legte die Braunkohle als klimaschädlichster von allen fossilen Brennstoffen am kräftigsten zu und verbuchte mit 52,6 Mio. t SKE ein Plus von 5 %. Vor allem wirkte sich hier die Inbetriebnahme der neuen ostdeutschen Braunkohlekraftwerke in Lippendorf und Boxberg aus. Damit zeigt sich einmal mehr: hohe Wirkungsgrade von Kraftwerken helfen dem Klima nicht, wenn nicht die Gesamtmenge der verbrannten Braunkohle sinkt; nur bei reduzierter absoluter Menge an verbrannter Braunkohle ist dem Klima tatsächlich geholfen.

Diese aus Klimasicht ausgesprochen negative Tendenz im Elektrizitätsbereich konnte auch dadurch nicht kompensiert werden, daß sich der Beitrag der Wasserkraftwerke und vor allem der Windkraftanlagen um insgesamt 23 Prozent erhöhte, denn letzteres erfolgt noch von niedriger Basis aus.

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist nur dann klimafreundlich zu gestalten, wenn energisch einerseits auf Energieeffizienz und andererseits auf eine deutliche Steigerung des Anteils von Kraftwärme-Kopplung und Erneuerbaren Energieträgern gesetzt wird.