Neue Kohlekraftwerke bei Versteigerung der Emissionserlaubnisse nicht mehr wettbewerbsfähig
Neue Kohlekraftwerke bei Versteigerung der Emissionserlaubnisse nicht mehr wettbewerbsfähig
In der Pilotphase des europäischen Emissionshandels, die im Jahr 2007 ausläuft, wurde die großzügig bemessene Menge der in den Markt kommenden Emissionserlaubnisse an die Stromversorger verschenkt. Ab 1.1. 2008 werden jetzt immerhin knapp zehn Prozent der Erlaubnisse kostenpflichtig abgegeben. Ab Januar wird auf EU-Ebene dann darüber verhandelt, ab 2012 zumindest im Energiesektor die Erlaubnisse ganz oder weitgehend zu versteigern.
Am Beispiel Hamburg-Moorburg zeigt eine neue Studie, dass Kohlekraftwerke nicht mehr wettbewerbsfähig sind, sobald die Zertifikate vollständig versteigert werden.
Wir dokumentieren eine Kurzzusammenfassung von Helmuth Groscurth, einem der Autoren.
"In Hamburg-Moorburg plant der Energieversorger Vattenfall den Bau eines Steinkohle-Kraftwerks. Mit einer Leistung von über 1600 Megawatt würde es zu den größten Kraftwerken Deutschlands gehören. Das ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung und das arrhenius Institut für Energie- und Klimapolitik haben das geplante Kraftwerk im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit einem alternativen Energieszenario für das Jahr 2030 verglichen.
Wie die anderen in Deutschland geplanten Kohlekraftwerke steht auch das Projekt Hamburg-Moorburg wegen der hohen CO2-Emissionen in der Kritik. Das erste zentrale Ergebnis der Studie ist daher nicht sehr überraschend: Das Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg ist mit einem ambitionierten Klimaschutz, der langfristig eine Minderung der Treibhausgasemissionen um 80% erfordert, nicht vereinbar. Mit dem Alternativszenario können dagegen die geforderten 80% der CO2-Emissionen vermieden werden.
Im zweiten Teil der Studie wird die Wirtschaftlichkeit der Alternativen mit Hilfe des Strommarkt-Modells deeco-s untersucht. Dabei werden folgende Faktoren berücksichtigt: Wie wirken sich die Liberalisierung des Strommarktes und der weitere bundesweite Ausbau der Erneuerbaren Energien auf den Stromabsatz des geplanten Steinkohlekraftwerks aus? Wie wirkt sich die Weiterentwicklung des Emissionshandels - insbesondere die geplante Versteigerung von Emissionsrechten - auf die Rentabilität der beiden Alternativen aus? Welchen Einfluss auf die Rentabilität haben unterschiedliche Annahmen dazu, wie sich die Energiepreise entwickeln?
Die Ergebnisse dieser Simulationsrechnungen sind zusammengefasst: Unter den Bedingungen des liberalisierten Strommarktes verdrängen die erneuerbaren Energien immer häufiger den Stromabsatz aus fossilen Kraftwerken. Durch die geringere Auslastung sinkt die Rentabilität. Unter diesen Bedingungen ist ein mit Erdgas befeuertes GuD-Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung wirtschaftlicher als ein Steinkohlekraftwerk, weil dessen Investitionskosten geringer sind. Bei einer vollständigen Versteigerung von Emissionsrechten wird das von Vat-tenfall geplante Kohlekraftwerk unrentabel.
Im dritten Teil der Studie werden die Potenziale der drei Kernelemente des Alternativszenarios Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung analysiert. Diese Analyse zeigt, dass diese Potenziale in Hamburg ausreichen, um den gesamten Energiebedarf der Großstadt abzudecken. Das Alternativszenario ist nicht nur realisierbar, es weist auch mehrere Vorteile auf: Bis zu 500 Millionen Euro Kostenersparnis/Jahr für die Wirtschaft und Einwohner Hamburgs, 80% weniger CO2-Ausstoß und weniger Klimafolgeschäden auf der ganzen Welt."
>> Download der kompletten Studie "Das Steinkohle-Kraftwerk Hamburg Moorburg und seine Alternativen" [PDF, 615KB]