Studie untermauert menschlichen Einfluss auf Erderwärmung
Eine neue Studie, die auf der Analyse von Ozeantemperaturen basiert, liefert jetzt zusätzliche Belege dafür, dass der Mensch die Haupttriebkraft für die globale Erwärmung ist. Wir dokumentieren einen Artikel des "Independent" vom 19.2.05 (Übersetzung durch Germanwatch).
Der endgültige Beweis: Die globale Erwärmung ist ein menschgemachtes Desaster
Von Steve Connor, Washington
Wissenschaftler haben die erste eindeutige Verknüpfung zwischen menschgemachten Treibhausgasen und einer dramatischen Erwärmung der Ozeane gefunden. Die Forscher - viele von ihnen werden von der US-Regierung finanziert - haben etwas entdeckt, was sie als eine "umwerfende" Korrelation zwischen einem Anstieg der Ozeantemperatur im Laufe der letzten 40 Jahre und der Emissionsbelastung der Atmosphäre bezeichnen.
Die Studie zerstört ein zentrales Argument der Klimaskeptiker innerhalb der Bush-Administration - dass der Klimawandel ein natürliches Phänomen sein könnte. Sie sollte George Bush davon überzeugen, seine Einwände gegen den Klimaschutzvertrag von Kyoto fallen zu lassen, so die Wissenschaftler.
Tim Barnett, Ozeanphysiker beim Scripps-Institut für Ozeanographie in San Diego und führendes Mitglied des Teams, sagte: "Wir haben ein ernstes Problem. Die Debatte ist jetzt nicht mehr: 'Gibt es ein Signal der globalen Erwärmung?' Die Debatte ist jetzt: 'Wie werden wir handeln?'
Die Ergebnisse sind entscheidend, weil bislang ein großer Teil der Belege für die Erwärmung aus Lufttemperaturen gezogen wurden, aber die treibende Kraft für das Erdklima sind die Ozeane. Dr. Barnett sagte: "Im Laufe der letzten 40 Jahre hat es eine beträchtliche Erwärmung des Planeten gegeben und etwa 90 Prozent dieser Erwärmung ist direkt in die Ozeane gegangen."
Er sagte der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) in Washington: "Wir konnten einen 'Fingerabdruck' der Ozeanerwärmung definieren. Jeder Ozean hat sich in verschiedenen Tiefen unterschiedlich erwärmt - dies ist ein Fingerabdruck, nach dem man suchen kann. Wir hatten verschiedene Computersimulationen, zum Beispiel eine für natürliche Schwankungen, um zu testen, ob das Klimasystem die beobachteten Phänomene selbst hätte erzeugen können. Die Antwort war nein.
"Wir haben uns die Möglichkeit angeschaut, ob Veränderungen der Sonnenaktivität oder Auswirkungen von Vulkanen die Erwärmung verursacht haben könnten. Das Ergebnis: Auf keinen Fall. Was den Nagel aber dann auf den Kopf traf: Die Erwärmung durch den Treibhauseffekt."
Die Vereinigten Staaten produzieren ein Viertel der weltweiten Treibhausgase, aber unter Präsident Bush sind sie eine der wenigen Industrienationen, die das Kyoto-Protokoll zur Beschränkung von Emissionen nicht ratifiziert haben. Die Berater des Präsidenten haben bisher argumentiert, dass die Wissenschaft im Bereich der globalen Erwärmung voller Unsicherheiten sei und Veränderungen ein natürliches Phänomen sein könnten.
Dr. Barnett sagte, diese Position sei nicht mehr haltbar, da die jüngste Studie, die demnächst veröffentlicht wird, jetzt klar gestellt habe, dass menschgemachte Treibhausgase eine riesige Menge an Wärme verursacht haben, die von den Ozeanen aufgesaugt wurde. "Für Länder, die dem Kyoto-Protokoll bisher nicht beigetreten sind, ist es jetzt die richtige Zeit, ihre Position zu überdenken und zu schauen, ob es nicht zu ihrem Vorteil wäre, dort mitzumachen" sagte er.
An der Studie waren Wissenschaftler des US-Energieministeriums, des Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien und der Nationalen Ozean- und Atmosphären-Behörde der USA (NOAA) sowie das Met Office Hadley Centre beteiligt. Sie haben mehr als sieben Millionen Einzelaufzeichnungen der Ozeantemperatur aus der ganzen Welt analysiert, zusammen mit etwa zwei Millionen Messungen des Meeressalzgehalts, und den Anstieg der Temperaturen in verschiedenen Tiefen mit Vorhersagen durch zwei Computersimulationen der globalen Erwärmung verglichen.
"Zwei Modelle, eins von hier und eines aus England, bildeten die beobachtete Erwärmung fast exakt ab. In der Tat - wir waren sprachlos angesichts des Ausmaßes der Übereinstimmung. "Die Modelle stimmen. Wenn jetzt also ein Politiker aufsteht und sagt 'Die Unsicherheit in all diesen Simulationen wecken Zweifel, ob wir diesen Modellen glauben können', so ist dieses Argument nicht mehr länger haltbar." Die typischen Ozeantemperaturen haben sich seit 1960 um 0,5 bis 1°C erhöht - vor allem in Abhängigkeit von der Tiefe. Dr. Barnett sagte: "Die echte Schlüsselfrage ist, welche Energiemenge in die Ozeane gegangen ist. Wenn wir in der Lage wären, die Energie auszubeuten, die in den letzten 40 Jahren da reingegangen ist, könnten wir Kalifornien 200.000 Jahre lang versorgen... Die Ursache ist die globale Erwärmung."
Da das globale Klima vor allem von der Wärme angetrieben wird, die in den Ozeanen festgehalten wird, könnte ein Anstieg der Meerestemperaturen auf viele Teile der Welt zerstörerische Auswirkungen haben. Ruth Curry vom Ozeanographischen Institut Woods Hole sagte, dass die Erwärmung wichtige Warmwasserströmungen wie den Golfstrom verändern könnte, weil sich durch das Schmelzen von Gletschern riesige Mengen an Süßwasser in den Nordatlantik ergießen. "Diese Veränderungen spielen sich bereits ab und es wird erwartet, dass sie sich verstärken. Es ist sicher, dass diese Veränderungen die Ökosysteme und den Planeten ernsthaft belasten werden", sagte Dr. Curry.
Weitere Informationen:
- Süddeutsche Zeitung, 22.02.05: Heiße Spur im Ozean
- Spiegel Online, 18.2.05: Meereserwärmung vom Menschen verursacht
- Scripps Institution of Oceanography: Pressemitteilung 17.2.05
- Lawrence Livermore National Laboratory: Pressemitteilung 18.2.05
- American Association for the Advancement of Science: Pressemitteilung 17.2.05
- Germanwatch: Klimawissenschaft
Redaktion: Germanwatch e.V. G.Kier, Dr. M. Treber (V.i.S.d.P.), C.Bals Dieses Projekt wird finanziell vom Bundesumweltministerium und vom Umweltbundesamt gefördert. |