Nach Kopenhagen: Volle Kraft voraus im Klimaschutz
Germanwatch-Kurzanalyse des Klimagipfels
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Kopenhagen-Gipfel ist vorbei, und zurecht gibt es weltweit Enttäuschung über die Ergebnisse. Jeder, der allerdings jetzt die Uhr zurückdrehen will und nach weniger Engagement mit Verweis auf die Anderen, die bremsen, ruft, hat jedoch nicht verstanden, dass der Klimawandel so keineswegs gebremst wird. Im Gegenteil: Es muss jetzt erst recht auf allen Ebenen "volle Kraft voraus" heißen auf dem Weg in weitgehend kohlenstofffreie Volkswirtschaften.
Die Wirtschaftskrise gibt dabei in zweifacher Weise Rückenwind, die den politisch Verantwortlichen insbesondere auch in der EU den Mut zu einem größeren Tempo geben sollte. In Deutschland sind die Emissionen im Jahr 2009 um fast 8% gesunken, die bisher anvisierten Reduktionsziele sind damit viel leichter und möglicherweise sogar durch eine Politik der schlafenden Hand - also Nichtstun - zu erreichen.
Doch wäre Nichtstun eine Politik der "Leadership" angesichts eines Klimawandels, der nach jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen sogar noch gravierender auszufallen droht, als es in den Szenarien des letzten IPCC-Berichts dargelegt wird? Wird damit das ruhende Kapital erweckt, das gerade während der Wirtschaftskrise nach zukunftsträchtigen Investitionen sucht? Erst recht, wenn der Emissionshandel als Lenkungsinstrument aufgrund der unerwarteten Emissionsreduktionen ausfällt?
Definitiv nicht. Die EU muss jetzt den Mut zeigen, den sie in Kopenhagen nicht hatte und der dort zum Misserfolg beigetragen hat. Wie versprochen, sollte sie im Januar ihr 30%-Ziel bei der UN einreichen. Zugleich sollte sie prüfen, welche Langfristinvestitionen jetzt notwendig sind, um bis 2050 95% der Emissionen zu verringern. Das kann für 2010 die notwendige politische Dynamik in der Klimadebatte anstoßen. Zugleich sendet es das erforderliche Signal an Investoren, die in dieser historischen Niedrigzinsphase wissen wollen, in welche Richtung sie ihr Geld investieren sollen: für oder gegen den Klimaschutz.
Weitere Einschätzungen zu den Ergebnissen von Kopenhagen und Schlussfolgerungen aus Sicht von Germanwatch finden Sie im untenstehenden Beitrag.
Wir wünschen Ihnen - nach den unerfreulichen Ergebnissen des Klimagipfels - ein frohes Weihnachtsfest, ein Fest der Hoffnung. Und einen guten Rutsch in ein Jahr 2010, das mit gemeinsamen Anstrengungen klimapolitisch ermutigender beginnen möge, als das Jahr 2009 zu Ende geht!
Ihr Germanwatch-Team
>> Germanwatch-Kurzanalyse "Kopenhagener Klimagipfel verfehlt die zentralen Ziele" [PDF, 70KB]
Weitere Informationen:
Redaktion: Germanwatch e.V. Christoph Bals, Sven Harmeling, Klaus Milke, Lutz Morgenstern, Anne Koch, Gerold Kier Gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und |