Investitionen der Entwicklungsbanken sind noch nicht 2-Grad-kompatibel
Paris (1. Dez. 2015). In den vergangenen Monaten haben Entwicklungsbanken bedeutende Ankündigungen zur Klimafinanzierung gemacht und zunehmend Klimaaspekte in ihre Arbeit integriert. Dennoch nutzt derzeit keine einzige Entwicklungsbank Investitionskriterien, die sicherstellen könnten, dass ihre Investitionen mit der 2-Grad-Obergrenze kompatibel wären. Das ist das Ergebnis einer Studie von NewClimate Institute, Germanwatch und 2°C Investing Initiative, die heute beim Klimagipfel in Paris vorgestellt wurde.
Prof. Niklas Höhne, Founding Partner beim NewClimate Institute und einer der Autoren, erläutert: "Unser Bericht zeigt, dass es möglich ist, auf der Grundlage von 2°C-Szenarien Investitionskriterien für einzelne Projekte zu definieren. Wir zeigen, dass einige Projekte und Technologien uneingeschränkt 2°C-kompatibel sind - etwa die meisten Erneuerbaren-Energien-Projekte; und andere klar inkompatibel sind - etwa Kohlekraftwerke ohne Kohlenstoffabscheidung und -speicherung."
Für andere Investitionsbereiche empfiehlt die Studie qualitative und quantitative Bedingungen. Zum Beispiel seien Energieeffizienz-Projekte nur dann 2°C-kompatibel, wenn die Effizienzverbesserungen ehrgeizig genug seien. Gaskraftwerke seien nur dann 2°C-kompatibel, wenn sie in nationalen Dekarbonisierungsplänen eingebunden sind, die bis 2050 zu null Emissionen führen.
Lutz Weischer, Teamleiter Internationale Klimapolitik bei Germanwatch und einer der Autoren, sagt: "Wir haben gezeigt, dass die 2°C-Obergrenze der Orientierungspunkt zur Entwicklung robuster Kriterien sein kann. Solche Kriterien müssen jetzt eingeführt werden, zum Beispiel beim Grünen Klimafonds. Auch die G20 sollte in ihrer beginnenden Arbeit zu Green Finance diskutieren, wie diese Kriterien in den Entwicklungsbanken der Mitgliedsstaaten angewandt werden können."
Jakob Thomä, Programm-Manager bei der 2°Investing Initiative und einer der Autoren, ergänzt: "Wir haben herausgefunden, dass das Klima-Mainstreaming, das die Entwicklungsbanken derzeit anwenden, sich nicht auf das 2°C-Limit bezieht. Aber die gute Nachricht ist, dass die Entwicklungsbanken bereits Klimakriterien in ihren Entscheidungsprozessen anwenden, unter anderem Positiv- und Negativlisten, qualitative und quantitative Benchmarks und Schatten-Kohlenstoffpreise. Deswegen könnten robustere Kriterien mit sehr geringen oder gar keinen zusätzlichen Kosten eingeführt werden."
Der Bericht wurde vom Umweltbundesamt im Auftrag des Bundesumweltministeriums im Kontext der deutschen G7-Präsidentschaft gefördert. Er legt den Schwerpunkt auf Infrastrukturinvestitionen von Entwicklungsbanken und -fonds sowie vergleichbaren öffentlichen Finanzinstitutionen. Diese Institutionen können eine wichtige Rolle dabei spielen, Investitionsflüsse an der 2-Grad-Obergrenze auszurichten und die bestehende Investitionslücke zu schließen. Denn sie haben häufig ein explizites oder implizites Klimaschutz-Mandat und spielen eine Pilot-Rolle im Finanzsektor.