Konkreter Friedensdienst Reverse
„Stärkung zivilgesellschaftlicher Akteure in Ländern des Südens durch Austausch & Kooperation“. Mit diesem Leitgedanken wurde 2012 das von Engagement Global initiierte Programm „Konkreter Friedensdienst Reverse“ ins Leben gerufen. Ziel des Programms ist es unter anderem, jungen VertreterInnen zivilgesellschaftlicher Organisationen aus dem Globalen Süden die Möglichkeit zu geben, in das Alltagsgeschäft deutscher NGOs einzusteigen und so eine Plattform des gegenseitigen Lernens und Austauschs von Ideen zu schaffen.
Das Programm beschäftigt sich mit der Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft in Anbetracht des Klimawandels hin zu nachhaltigen Lebensstilen und sozialer Gerechtigkeit. Für insgesamt sechs TeilnehmerInnen aus Ländern des Globalen Südens organisiert Engagement Global in Kooperation mit Germanwatch e.V. einen dreimonatigen Aufenthalt in verschiedenen NGOs in NRW. Im Bonner Germanwatch-Büro freuen wir uns, von September bis November dieses Jahres drei TeilnehmerInnen des Reverse-Programms willkommen zu heißen und mit ihnen zu arbeiten.
Eine der TeilnehmerInnen ist Fatima Ahouli aus Marokko. Sie ist Generalsekretärin und Mitgründerin der 2014 gegründeten lokalen Organisation „The Human Touch“ , welche sich insbesondere für Entwicklung und soziale Arbeit zu Gunsten benachteiligter Menschen im südlichen Marokko einsetzt. Ziel ist es, Projekte nachhaltiger Entwicklung zu schaffen. Zu ihren Tätigkeiten bei Germanwatch e.V. gehören unter anderem die Entwicklung einer Homepage für ihre Organisation und die Übertragung und Implementierung einiger Bausteine der Germanwatch Klima- und Rohstoffexpedition nach Marokko.
Shannon Parring aus Südafrika arbeitet als Projektmanagerin im Programm für Anpassung an den Klimawandel bei der NGO „Indigo Development and Change“ . Ziel der NGO ist es, Basisbewegungen mit nationaler und internationaler Politik zu verknüpfen. Zu ihren Aktivitäten gehören insbesondere Lernprozesse zum Umgang mit natürlichen Ressourcen, Gender, Biodiversität und Klimawandel. Bei Germanwatch e.V. arbeitet Shannon unter anderem an verschiedenen Forschungsarbeiten und am Aufbau einer Plattform für Netzwerkarbeit mit anderen NGOs aus Südafrika und aus NRW unter anderem durch Austausch mit dem Mpumalanga-Forum NRW.
Darpan Vaishnav aus Indien ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim „Centre for Climate Change and Clean Development Initiatives“ und Gründer der „Nirantara Sustainability Alliance“, einer NGO, die auf ein langfristiges Aktionsnetzwerk für nachhaltige Entwicklung und gegen den Klimawandel hinarbeitet. Seine Arbeit bei Germanwatch konzentriert sich auf die Erstellung des Blogs „The Challenges of Communicating Climate Change in India“ und einer Forschungsarbeit, die in Zusammenarbeit mit Rixa Schwarz (Germanwatch) erstellt wird.
Was die Arbeit bei Germanwatch von der Arbeit in den Heimat-NGOs unterscheidet, sind den drei Reverse-TeilnehmerInnen vor allem das lockere Arbeitsklima auf der einen und die strukturierte Arbeitsweise auf der anderen Seite positiv aufgefallen. Für Darpan sind die flachen Hierarchien und das kollegiale Miteinander bei Germanwatch eine neue Erfahrung. Auch die Größe und Reichweite von Germanwatch im Vergleich zu ihren relativ jungen Heimat-NGOs überraschten Shannon und Fatima anfangs: „Unsere Organisation hat kein Büro und wir arbeiten alle ehrenamtlich“, erklärt Fatima. Gleichzeitig ist die Arbeitsweise von Germanwatch eine Umstellung für die drei, da sie in ihren Heimat-Organisationen stärker auf direkte Implementierungsarbeit vor Ort in der Gemeinschaft fokussiert sind. So entstehen durch den Austausch von Erfahrungen mit unterschiedlichen Ansätzen und Arbeitsweisen neue Ideen und Anstöße für beide Seiten.
Und was werden die drei Reverse-TeilnehmerInnen neben viel Schokolade und zahlreichen deutschen Broten mit nach Hause nehmen? Für Shannon sind es vor allem die Kontakte und Netzwerke, die sie während ihrer Zeit hier aufbauen konnte: „Das hat mich am meisten beeindruckt!“
Darpan möchte die neu gewonnenen Erfahrungen gerne in die Arbeit seiner NGO einbringen: Einen stärkeren Fokus auf politische Arbeit, Kooperationen mit anderen Organisationen, mehr Transparenz in der Projektarbeit und mehr Möglichkeiten für Praktika und ehrenamtliche Arbeit. Gleichzeitig ist es ihm wichtig, den Kontakt zu Germanwatch aufrecht zu erhalten und zu vertiefen, um weiterhin Wissen und Ideen miteinander teilen zu können. Daneben ist es natürlich auch die Erfahrung, drei Monate lang in einer anderen Kultur zu leben, die die drei auch auf persönlicher Ebene beeindruckt und verändert.
Auch die zahlreichen Erlebnisse außerhalb des Germanwatch-Büros, wie Seminare in Bonn, Brüssel und Berlin, Germanwatch-Infostände, die SDG-Ausstellung der Eine-Welt-Promotoren im NRW-Landtag, das Save-the-World-Festival II in Bonn, die Vorbereitungsverhandlungen für den UN-Klimagipfel in Paris oder der Besuch von Basketballspielen der Telekom Baskets in Bonn rundeten ihren Aufenthalt ab und werden ihnen in lebendiger Erinnerung bleiben.