Klimaziele der Staaten für Paris reichen noch nicht aus, um gefährlichen Klimawandel zu verhindern
Bonn/Berlin (30. Okt. 2015). Zwiespältig fällt die Bewertung von Brot für die Welt und Germanwatch zu der heute vorgestellten Zusammenfassung der Klimaschutzbeiträge der Staaten (INDC-Bericht) für den Pariser Klimagipfel aus: Die Richtung stimmt, doch das Ziel ist noch lange nicht erreicht. "Auf der einen Seite hat der Pariser Klimagipfel schon etwas Entscheidendes bewirkt: Es liegen nun die selbst gesteckten Klimaziele von rund 150 Staaten auf dem Tisch. Auf der anderen Seite ist jedoch klar, dass diese Beiträge nicht ausreichen werden, um einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern", sagt Sönke Kreft, Teamleiter für Internationale Klimapolitik bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Zwar würden die bisher vorgelegten Klimaziele zu einer Verlangsamung des Emissionswachstums führen, doch selbst bei voller Umsetzung der Ziele würde 2030 global noch mehr als ein Drittel zu viel emittiert, um das vereinbarte Zwei-Grad-Limit langfristig einhalten zu können.
"Das Pariser Abkommen soll die Klimapolitik der kommenden Jahrzehnte bestimmen. Es muss deshalb einen realistischen Nachbesserungsmechanismus enthalten", so Kreft. "Entscheidend ist dabei nicht nur, dass Paris eine Verpflichtung zur Verschärfung der Klimaziele enthält, sondern auch, wann diese erfolgen sollen." Die vorgelegte Zusammenfassung der INDCs zeige, dass es sich die Internationale Gemeinschaft nicht erlauben könne, den Klimaschutz nach dem Pariser Gipfel auf die lange Bank zu schieben. Sönke Kreft: "Wir brauchen Verbesserungen der Klimaziele im Fünf-Jahres-Rhythmus. Und die erste Verschärfungsrunde muss unbedingt schon vor 2020 erfolgen."
"Diese Lücke bei den Klimazielen bedeutet unweigerlich ein größeres Risiko bei den Folgen des Klimawandels. Der heute vorgestellte Synthesebericht zeigt auf schockierende Weise, dass man offenbar in Kauf nimmt, auf eine vermeidbare Katastrophe zuzusteuern anstatt signifikant die Treibhausgase zu reduzieren", sagt Sabine Minninger, Klimaexpertin bei Brot für die Welt. Zu hohe Emissionen führen zu Extremereignissen, lösen Hungersnöte aus und verschärfen Konflikte sowie Migration. "Die Konsequenz ist, dass betroffene Menschen weltweit erwarten, dass sich das Pariser Abkommen wesentlich stärker als bisher mit dem Problem der Klimaschäden auseinandersetzt, die nicht mehr vermeidbar sind." Wenn die Klimarisikolücke in den nächsten Jahren weiter wächst, müsse die Internationale Gemeinschaft hier Lösungen finden.
Klimawandelbedingte Schäden (engl. "Loss and Damage") sind ein strittiger Punkt im Pariser Abkommen. Brot für die Welt und Germanwatch stellen am Dienstag (3. Nov.) eine gemeinsame Studie vor, die aufzeigt, wie die Klimarisikolücke in den nächsten Jahren wächst und was ein Loss & Damage-Ergebnis in Paris zur Lösung des Problems beitragen kann.
Die deutschen Umwelt- und Entwicklungsverbände Brot für die Welt, BUND, Germanwatch, Greenpeace, Misereor und WWF haben heute in ihrer gemeinsamen TRANSFORM-Initiative detaillierte Vorschläge zum Paris-Abkommen veröffentlicht und zeigen dabei auch auf, welchen Beitrag Deutschland leisten muss.