Indien macht ersten Schritt zu ambitioniertem Klimaschutz
Bonn/Neu-Delhi (2. Okt. 2015). Indien hat heute seinen Klimaschutzplan als Beitrag für den anstehenden Klimagipfel in Paris vorgestellt. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch begrüßt die indischen Pläne als wichtigen Schritt hin zu einer konstruktiveren Rolle. "Indien hat noch vor zehn Jahren kategorisch erklärt, in diesem Jahrhundert keine internationalen Klimaschutzverpflichtungen zu akzeptieren. Nun legt das Land einen ersten ernsthaften Klimaschutzplan vor", sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "Gute internationale Kooperation kann dazu führen, dass dieser Plan schon bald ambitioniert nachgebessert wird. Bundeskanzlerin Merkel kann bei ihrem Besuch in Indien am Montag dafür wichtige Pflöcke einschlagen. Dann kann die indische Entwicklung ein entscheidender Beitrag für eine globale Energiewende werden."
Die Emissionsintensität (Emissionen pro BIP-Einheit) der indischen Wirtschaft soll bis 2030 um 33 bis 35 Prozent sinken. Bis 2030 soll auch der Anteil des aus nicht-fossilen Energiequellen gedeckten Stromverbrauchs auf 40 Prozent steigen. Zudem ist geplant, durch Aufforstung zusätzlich 2,5 bis 3 Milliarden Tonnen CO2 zu binden. Außerdem setzt Indien auf verbesserte Anpassung an die Folgen des Klimawandels sowie auf klimafreundliche Technologien. Die nötigen Investitionen werden auf 2,5 Billionen US-Dollar geschätzt und sollen teils aus nationalen, teils aus internationalen Mitteln stammen.
Christoph Bals: "Wenn Indien als Alternative zur Kohle vor allem auf Erneuerbare Energien und nicht auf Atomkraft setzt, kann dies die globale Energiewende entscheidend voranbringen. Die bereits geplanten 175 Gigawatt erneuerbarer Energien bis 2022 würden dann zu mindestens 350 Gigawatt im Jahr 2030 ausgebaut. Das wäre ein Quantensprung. Die Indienreise Angela Merkels nächste Woche sollte den bereits angekündigten Solarplan mit Indien besiegeln. Dies könnte schnell zu einer Nachbesserung der Ziele führen."
Bals weiter: "Die indischen Emissionsziele befinden sich bisher am unteren Ende dessen, was bei ambitionierter Klimapolitik möglich erscheint. Wie viele andere Länder wird auch Indien seine Ziele nachbessern müssen. Dafür brauchen wir im Pariser Abkommen verbindliche Nachbesserungsrunden spätestens alle fünf Jahre.
Interessant ist auch, dass die indische Regierung aus der eigenen Tradition heraus für den Klimaschutz argumentiert. Sie stellt die Klimaschutzabgabe heute, an Mahatma Gandhis Geburtstag und Indiens Nationalfeiertag, vor. Sie knüpft in der Begründung an die Yoga-Tradition an und stellt neben technologischen Fortschritten Lebensstil-Innovationen ins Zentrum. "Die Anknüpfung an die eigene Tradition ist ein wichtiger Schritt für die Akzeptanz von Klimaschutz in Indien", betont Bals.
Indiens Klimaschutzziele sind deshalb so bedeutend, weil das Land trotz geringer Pro-Kopf-Emissionen als viertgrößter Emittent für den künftigen weltweiten Emissionspfad entscheidend ist. In Indien werden in den nächsten Jahren viele Weichen für die künftige Energieversorgung gestellt. Gleichzeitig ist Indien selbst von den Auswirkungen des Klimawandels massiv betroffen und würde von einem auf unter zwei Grad begrenzten Temperaturanstieg deutlich profitieren.