Assessing policy approaches to halt deforestation in EU agricultural supply chains
Um die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, müssen wir unsere Wälder schützen. Als wichtige Kohlenstoffsenken binden sie CO2, außerdem beherbergen sie über 80 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten an Land und bilden die Existenzgrundlage von Millionen Menschen – insbesondere indigener Gemeinschaften. Die weltweite Entwaldung schreitet jedoch in einem alarmierenden Tempo voran. Das beschleunigt Artensterben und Klimawandel, Menschenrechte sind bedroht.
Entwaldung wird vor allem durch den globalen Handel mit Agrarprodukten verursacht. Nach China ist die EU zweitgrößter Importeur sogenannter forest-risk commodities (FRC – Waren mit hohem Risiko, zu Entwaldung beizutragen). Damit steht sie in der Verantwortung, Entwaldung in ihren Lieferketten zu vermeiden. Derzeit werden verschiedene Ansätze erörtert, um das zu erreichen.
Diese Publikation analysiert, vergleicht und bewertet fünf verschiedene politische Ansätze. Dazu gehören die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte, das EU-Lieferkettengesetz, eine Reform der EU-Handelsabkommen, der Ansatz „Sustainable finance“ und freiwillige Unternehmensverpflichtungen. Um die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken dieser Ansätze zu ermitteln, haben wir Expert:inneninterviews geführt und eine umfangreiche Literaturrecherche vorgenommen.
Unsere Analyse zeigt, dass alle Optionen in unterschiedlichem Ausmaß dazu beitragen können, die durch die EU verursachte Entwaldung zu reduzieren. Gleichzeitig reichen die bereits bestehenden freiwilligen Unternehmensverpflichtungen nicht aus, um das Problem zu lösen. Die EU muss mehrere verbindliche Ansätze kombinieren: Sie sollte sowohl spezifisch den Import von forest-risk commodities regulieren sowie systemisch die Bereiche Unternehmensverantwortung, Finanzen und Handel angehen.
Während die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte das Potenzial hat, die Entwaldung im Zusammenhang mit der Einfuhr bestimmter Hochrisikoprodukte am wirksamsten zu verhindern, enthält der derzeitige Legislativvorschlag mehrere Schlupflöcher, die seine Wirksamkeit deutlich verringern würden. Zur Ergänzung dieses produktspezifischen Ansatzes sind über das EU-Lieferkettengesetz strenge Sorgfaltspflichten in Bezug auf Umwelt und Menschenrechte anzuwenden. Darüber hinaus sollte die EU dazu beitragen, dass internationale Finanzströme verlagert werden – weg von Aktivitäten, die Entwaldung begünstigen, hin zu einer nachhaltigeren Landnutzung. Auch EU-Handelsabkommen könnten Entwaldung verringern. Dafür sollten sie so reformiert werden, dass sie Durchsetzungsmechanismen enthalten, die gewährleisten, dass Umwelt- und Arbeitsverpflichtungen eingehalten werden. Außerdem sollten die Maßnahmen der EU in eine kooperative internationale Strategie eingebettet sein, die sowohl die Erzeugerländer als auch andere große Verbrauchermärkte einbezieht.
Autor:innen | Katharina Brandt, Carolina Groß, Cornelia Heydenreich, Julia Otten, Finn Schufft, Friederike Teller, Martin Voß, Lutz Weischer |
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Publikationsdatum | |
Seitenanzahl | 71 |
Publikationstyp | Policy Paper
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