Wie bringt man Menschen dazu, sich für nachhaltige Strukturen einzusetzen?
Maike Sippel ist Professorin für Nachhaltige Ökonomie an der Hochschule Konstanz HTWG. Ihr Workshop-Konzept der #climatechallenge soll über die Auseinandersetzung mit dem eigenen ökologischen Fußabdruck zum Handeln motivieren. In ihrem Gastbeitrag berichtet sie von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Hand Print.
Die Psychologie ist sich einig: Wir brauchen positive Ergebnisse, sodass wir unsere eigene Wirksamkeit erfahren.
Wissen als unzureichende Motivation
Als frischgebackene Professorin machte ich mich hochmotiviert daran, meinen Student:innen alle wichtigen Fakten zum Klimathema zu vermitteln. Ziemlich erschüttert stellte ich bald fest, dass Wissen über die Klimakrise und die Notwendigkeit der Transformation nicht ausreichen, um meine Studierenden zu aktivem Engagement zu ermutigen. In der Psychologie ist dieses Phänomen unter dem „Attitude Behavior Gap“ bekannt. Also entschied ich mich, die Klimakrise vom abstrakten Wissen zu einem persönlich bearbeitbaren Problem zu machen.
Die persönliche Climate Challenge als Startpunkt
Die Student:innen bekamen die neue Aufgabe eines einmonatigen Selbstexperiments, bei dem sie anhand ihres individuellen CO2-Fußabdrucks jeweils einen Aspekt genauer betrachten und für die Dauer des Projekts verbessern sollten. Das Selbstexperiment wurde zum Erfolg: Die meisten Teilnehmenden erreichten ihre selbstgesteckten Ziele und erlebten sich selber als erfolgreich handelnd. Aber halt – hatte ich die Student:innen in die falsche Richtung geschickt? Neben verändertem Verhalten braucht es ja nachhaltige Strukturen – und demnach müsste es ja auch darum gehen, aktives Engagement für diese Strukturen zu wecken ...
Wirksamkeit erfahren durch das Konzept des Hand Prints
Wie können nun Einzelne dazu beitragen, Strukturen zu verändern? Wir wurden bei der Klimaschutzorganisation Germanwatch fündig, die sich schon lange mit der Frage beschäftigt, was es für nachhaltiges Handeln jenseits der individuellen Lebensweise braucht. Als Gegenentwurf des Fußabdrucks entwickelten sie das Konzept des Hand Print weiter, der anhand von positiven Beispielen zu nachhaltigen Strukturveränderungen motivieren soll.
Inspiriert von diesem Konzept fand der Hand Print Einzug in unser Experiment. Nach der Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten sollte nun evaluiert werden, welche Gelingensfaktoren, aber vor allem auch welche strukturelle Hürden den Student:innen bei ihrem Selbstexperiment begegnet waren. Und tatsächlich begannen die Teilnehmenden, überzeugt von der Wirksamkeit ihres Handelns, diese Hürden zu identifizieren und sich aktiv für nachhaltige Veränderungen einzusetzen. Nicht alleinig die Auseinandersetzung mit der Klimakrise oder ihrem Konsum hatte sie zu Engagierten gemacht – sondern die Überzeugung der eigenen Selbstwirksamkeit.
TEDx Talk: Handabdruck als große Chance für nachhaltiges und wirksames Handeln
Auch in ihrem Tedx Talk spricht Maike Sippel über Erfahrungen mit dem Workshop-Konzept der #climatechallenge, die über die Auseinandersetzung mit dem eigenen ökologischen Fußabdruck zum Handeln motivieren soll.
„Für die die Transformation brauchen wir beides: Einzelne Menschen, die mutig handeln und einen strukturellen Rahmen, der Nachhaltigkeit für uns alle einfacher macht. Ich finde die Arbeit von Germanwatch mit dem Hand Print so wichtig, weil sie diese beiden Ebenen verbindet: Der Hand Print zeigt auf, was ich als einzelne oder einzelner tun kann, um auf bessere Strukturen hinzuwirken. Hand Print rocks!“
Autor:innenProf. Dr. Maike Sippel |