Schlechte Arbeitsbedingungen für Produzentinnen in Polen

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Schlechte Arbeitsbedingungen für Produzentinnen in Polen

Erste Ergebnisse einer Untersuchung von IT-Unternehmen

 

Handys und Laptops werden nicht nur im Süden produziert, sondern auch in Osteuropa. Im Rahmen des Projekts "makeITfair" führte die Karat-Koalition im Jahr 2007 eine Studie bei Unternehmen der Informationstechnologie (IT) in Polen durch. Karat ist ein Netzwerk aus Zentral- und Osteuropa zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit und fokussierte die Untersuchung der Arbeitsbedingungen auf diesen Aspekt. Während in der IT-Industrie tendenziell die Männer in den Forschungsabteilungen und Führungspositionen gutes Geld verdienen, arbeiten die Frauen für sehr viel geringere Löhne und unter schlechteren Bedingungen zumeist in der Produktion.

Karat hat drei Unternehmen identifiziert, die in Polen Informationselektronik produzieren. Die Firma Flextronics, ein Vertragsfertiger aus Singapur, stellt Handys her. NTT System S.A. und Zatra S.A. aus Polen produzieren Laptops und Computer. Karat sprach mit Arbeiterinnen bei Flextronics sowie mit Gewerkschaften und Vertretern von Zatra. Alle Versuche, mit Arbeiterinnen von NTT-System zu sprechen, sind bisher fehlgeschlagen.
Das größte Problem für die Arbeiterinnen besteht in den sehr niedrigen Gehältern. Die Löhne erlauben es vielen Frauen nicht, die Armutsgrenze zu überwinden und ihre Familien zu ernähren. Die Arbeitszeiten werden fast nie eingehalten, Überstunden sind die Regel. Zudem sind viele Arbeiterinnen unter schlechteren Bedingungen über Arbeitsagenturen angestellt mit der Konsequenz, dass Arbeitsnormen weniger stringent eingehalten werden. Auf dem Papier haben Leiharbeitskräfte sowie Festangestellte im Krankheitsfall oder bei Schwangerschaft zwar umfassende Rechte. Die Frauen trauen sich aber oftmals nicht, diese Rechte einzufordern. In vielen Fällen haben diese Faktoren zu Abwanderungen der Arbeiterinnen ins europäische Ausland geführt.

Die Herstellung von Handys, MP3-Playern und Laptops erlebt in Polen einen Aufschwung. Das Hauptargument für ausländische Investitionen sind die im Vergleich zu anderen EU-Staaten extrem niedrigen Gehälter sowie die Nähe zu europäischen und russischen Märkten. Aktuell sind vor allem die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Markenunternehmen wie Samsung, -Motorola und Siemens in Polen angesiedelt.

In den Jahren 2008 und 2009 wird Karat ähnliche Untersuchungen in der Tschechischen Republik und in Ungarn durchführen. Die Ergebnisse der bisherigen Forschungen verdeutlichten jedoch auch für Polen den Bedarf nach weiteren Forschungen sowie nach Kampagnen zu den Arbeitsbedingungen bei der Produktion von Elektronik-Gütern.
 

Anita Seibert
Die Autorin ist Mitarbeiterin bei KARAT.
 

Weitere Infos: Karat
 

 

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