Bonner Klimaverhandlungen: Auf die Zielgerade zum weltweiten Abkommen einbiegen
Bonn (2. Juni 2014). Ab Mittwoch dieser Woche treffen sich Regierungsvertreter aus der ganzen Welt anlässlich der knapp zweiwöchigen UN-Klimaverhandlungen in Bonn. Diese jährlichen Verhandlungen in Bonn sind wichtig zur Vorbereitung der Klimakonferenz am Ende des Jahres. „Hier wird der Grundstein für erfolgreiche Klimakonferenzen in Lima und Paris gelegt“, sagt Sönke Kreft, Teamleiter Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. "Nun beginnen die formalen Verhandlungen zum Klimaabkommen, das Ende 2015 verabschiedet werden soll. Bis zum Weltklimagipfel in Lima Ende dieses Jahres soll ein erster Verhandlungstext vorliegen."
Dabei ist klar, dass die Verhandlungen einen Zahn zulegen müssen, damit Ende 2015 in Paris ein rechtsverbindliches Abkommen beschlossen werden kann. Für zusätzlichen Druck sorgen dabei die Berichte der zweiten und dritten Arbeitsgruppe des IPCC, die im Frühjahr veröffentlicht wurden. Das Fazit: Ungehemmter Klimawandel bringt schon jetzt nicht beherrschbare Risiken für arme Bevölkerungen und künftig auch für ganze Gesellschaften mit sich. Dabei lässt sich der Temperaturanstieg noch auf zwei Grad begrenzen, wenn in den kommenden Jahren mit dem Umbau der Wirtschaft und dem Ausstieg aus dem fossilen Geschäftsmodell ernst gemacht wird.
Erstmalig werden Industrie- und Entwicklungsländer auch auf Ministerebene bei den Klimaverhandlungen in Bonn vertreten sein. Minister und Verhandler müssen hier zeigen, welche Klimaschutzmaßnahmen wie nach 2020 in ein Abkommen gestellt werden und mit welchen konkreten Maßnahmen der Klimaschutz auch schon vor 2020 ambitionierter werden kann. Für Deutschland wird erstmals Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bei den internationalen Klimaverhandlungen dabei sein.
„Der Auftritt der deutschen Umweltministerin wird international mit Spannung erwartet", sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. Er hofft auf konkrete Initiativen der Umweltministerin: "Barbara Hendricks könnte ankündigen, dass Deutschland bis Ende des Jahres einen Plan vorlegt, wie trotz gegenteiligen Trends bis 2020 der Treibhausgasausstoß um 40% gegenüber 1990 reduziert werden kann. Sie könnte zusagen, dass Deutschland bis Ende des Jahres den kürzlich arbeitsfähig gewordenen Green Climate Fund für internationalen Klimaschutz und Klimaanpassung mit einer substanziellen Summe füllen wird. Zudem könnte die Umweltministerin den Druck auf die EU erhöhen, bis Oktober ambitionierte Klima- und Energieziele für 2030 vorzulegen." Bals kündigt an: "Klimaschutz in Deutschland und der EU sowie internationale Klimafinanzierung - das sind die Kriterien, an denen der Auftritt von Ministerin Hendricks gemessen werden muss."
Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch wird die Verhandlungen in Bonn (4.-15. Juni) mit einem Team von Klimaexperten verfolgen.