Neues iPhone - Alte Probleme
Berlin, 4.10.11: Während Apple heute sein neues iPhone 4S präsentiert, schuften die chinesischen Arbeiter beim Apple-Zulieferer Foxconn noch immer unter harten Bedingungen. Dies ist das Ergebnis der Studie "iSlave Behind the iPhone" der Arbeitsrechtsorganisation SACOM aus Hong Kong. Die Studie untersucht den Foxconn-Standort Zhengzhou. Entwicklungsorganisationen wie Germanwatch sind enttäuscht, dass Apple anscheinend noch nicht aus den Problemen und Arbeitsrechtsverletzungen bei chinesischen Zulieferern in den vergangenen Jahren gelernt hat, unter anderem einer Selbstmordserie bei Foxconn-Arbeitern, einer Explosion mit Todesfolge in der iPad-Fabrik in Zhengzhou und Vergiftungen beim Zulieferer Wintek.
"Apple ist die wertvollste Markenfirma der Welt und hat in jedem der letzten drei Quartale sechs und sieben Milliarden Dollar Gewinne eingefahren. Apple sollte nicht nur seine Profite im Blick haben, sondern auch die Arbeitsbedingungen in seiner Lieferkette", sagt Cornelia Heydenreich von Germanwatch, Koordinatorin von makeITfair in Deutschland.
In der neuen iPhone-Produktionsstätte in Zhengzhou im Landesinneren von China hat SACOM ähnliche Probleme identifiziert wie bei anderen Produzenten von Apple-Geräten in China: Die Arbeiter erhalten geringere Löhne als in Foxconn-Fabriken im industrialisierten Süden des Landes. Sie beschweren sich über falsche Lohnzusagen - die angekündigten Löhne können sie nur mit massiven Überstunden erreichen. Sie müssen sich regelmäßig vor und nach ihren Schichten zu Treffen einfinden, die sie nicht bezahlt bekommen. Wenn sie das hohe Produktionsziel nicht schaffen, müssen sie - oft unbezahlte - Überstunden leisten. Arbeiter aus der Metallverarbeitungsabteilung in Zhengzhou klagen über Kopfschmerzen und Hautausschläge sowie mangelhafte Schutzkleidung und fehlende Sicherheitsschulungen. "Solche Probleme sind in der Zulieferkette von Apple nicht neu. Apple hält weder seinen eigenen Verhaltenskodex ein noch zahlt es den Arbeitern Entschädigungen für die Arbeitsrechtsverletzungen", sagt Debby Chan von SACOM, Autorin der Studie 'iSlave Behind the iPhone. Foxconn Workers in Central China'.
In diesem Jahr haben makeITfair und GoodElectronics die internationale Kampagne "Time to bite into a fair Apple" gestartet, die Apple dazu bringen will, Vorreiter bei fairen Arbeitsbedingungen in der Lieferkette in China zu werden. "Wir sind enttäuscht, dass Apple den Dialog mit uns verweigert. Abgesehen von einer Telefonkonferenz Anfang Mai hat Apple nicht auf unsere Vorschläge reagiert. Tausende Verbraucher unterstützen uns in unseren Forderungen. Apple sollte faire Produkte herstellen und die Probleme in der Lieferkette beheben", sagte Cornelia Heydenreich.
Weitere Infos:
- SACOM: "iSlave Behind the iPhone. Foxconn Workers in Central China", 24.9.2011
Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:
- Cornelia Heydenreich, Germanwatch, Teamleiterin Unternehmensverantwortung, 030/ 2888 3564, heydenreich@germanwatch.org
makeITfair ist ein europäisches Projekt, das sich mit der Elektronikindustrie, insbesondere mit der Produktion von elektronischen Konsumgütern wie Mobiltelefonen, Laptops und MP3-Playern, auseinandersetzt. Germanwatch koordiniert die makeITfair-Aktivitäten in Deutschland.
GoodElectronics ist ein Netzwerk aus NGOs, Gewerkschaften, Wissenschaftlern und Sozialaktivisten, die sich in der globalen Lieferkette von Elektronikgeräten für Nachhaltigkeit und Menschenrechte engagieren.