Pressemitteilung | 22.11.2001

Chancen der Berichtspflicht in der Riester-Rente nutzen!

Auslegungspraxis des Bundesfinanzministeriums unter Kritik

Presseerklärung

Bonn / Düsseldorf, 22. November 2001:

Auf der Konferenz: "Meine Rente - Unsere Zukunft", die heute in Düsseldorf stattfindet, sagte Klaus Milke, Vorstandsmitglied von GERMANWATCH: "Anstrengungen von Rot/Grün zum ökologischen Umbau im Finanzsektor werden von der Arbeitsebene, dem Finanzministerium, schlichtweg unterlaufen. Mit einer Ungleichbehandlung in der Nachhaltigkeitsberichtspflicht von Riester-Produkten ohne und mit ethisch, ökologischen und sozialen Kriterien sind die notwendige Dynamik und der Wettbewerb ausgehebelt. Die fehlende jährliche Berichtspflicht für Anbieter, die nichts in Richtung Nachhaltigkeit zu tun gedenken, ist ein großer Verlust an Transparenz und Verbraucherschutz."

Im Rahmen der Rentenreform wurde festgelegt, dass jeder Anbieter jährlich darüber berichten muss, ob und wie er ethische, ökologische und soziale Belange bei der Geldanlage berücksichtigt. Hier wurde dem Willen von 84,3 % der Bevölkerung entsprochen, die gemäß Umfragen erklärten, dass ihnen wichtig ist, was die Altersvorsorgeunternehmen aus Umweltsicht mit eingezahlten Geldern machen.

Im Bundesfinanzministerium wird dies aktuell so ausgelegt, dass nur die Anbieter jährlich berichten müssen, bei denen Veränderungen eintreten können. Dies sei nicht der Fall, wenn keine ethischen, ökologischen und sozialen Belange bei der Mittelverwendung berücksichtigt werden. Dann reicht es, diesen Verzicht auf soziale, ethische und ökologische Kriterien einmalig im Vertrag zu erwähnen.

"Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung sich hier den Interessen einiger Lobbygruppen beugt, die mit den ihnen anvertrauten Altersvorsorgebeiträge nur reine Shareholder-Value und Rendite-Überlegungen gelten lassen wollen," kritisiert Stefan Rostock, Referent für Nachhaltiges Investment bei GERMANWATCH. "Die Absicherung der persönlichen Zukunft darf nicht zu Lasten der gesellschaftlichen Zukunftsfähigkeit gehen", so Rostock weiter.

Eine Nachhaltigkeitsberichtspflicht, die in der Riester-Rente erstmals Eingang in den Gestaltungs-rahmen von Finanzprodukten gefunden hat, bietet einen Ansatz, um die in der Umwelt- und Entwicklungskonferenz von Rio 1992 eingeforderte Zukunftsfähigkeit auch im Finanzsektor umzusetzen. Veranstaltet vom Ministerium für Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen und Germanwatch diskutierten Vertreter von Unternehmen, Instituten und Nichtregierungsorganisationen in Düsseldorf Chancen und politische Strategien zur Förderung der verantwortungsvollen Geldanlage. Dabei präsentierten Finanzdienstleister erstmals ihre "Riester-Altersvorsorgeprodukte", die ethische, soziale und ökologische Kriterien bei der Geldanlage berücksichtigen.

Weitere Informationen zum Thema Sustainable Investment und zur Konferenz erhalten Sie unter www.germanwatch.org/rio/si.htm