Pressemitteilung | 10.05.2004

Experiment mit ungewissem Ausgang.


 

Pressemitteilung

Bonn, 10.5.04 Die Nord-Süd-Initiative Germanwatch hat anlässlich des heute beginnenden Fachkongresses "Innovative Technologien zur Stromerzeugung - auf dem Weg zu CO2-freien Kohle- und Gaskraftwerken" in Berlin Stellung genommen zum Thema CO2-Abscheidung und -Lagerung ("Carbon Dioxide Capture and Storage", CCS). Dabei handelt es sich um eine neue, noch unerprobte potentielle Klimaschutz-Technik.

Germanwatch weist darauf hin, dass die Anwendung dieser Technologie zwangsläufig zu erhöhtem Energieverbrauch führen würde. Außerdem beinhalte sie ökologische Risiken und die Langzeitsicherheit sei nicht gewährleistet. "Die Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid in größerem Ausmaß ist deswegen ein großräumiges Experiment mit ungewissem Ausgang", so Dr. Manfred Treber, Klimareferent von Germanwatch.

Bei der Lagerung von abgeschiedenem CO2 gibt es je nach Lagerort unterschiedliche Langzeitrisiken. Die Unsicherheiten und die ökologischen Risiken der marinen CO2-Lagerung sind so groß, dass Germanwatch sie für völlig inakzeptabel hält. "Nach gegenwärtigem Kenntnisstand kommt nur die geologische Speicherung von Kohlendioxid in Frage. Doch auch hier sind die Langzeitrisiken der Lagerung nicht genau bekannt. Deshalb sollte die neue Technik nur angewendet werden, wenn eine Haftungsregelung bei möglicher CO2-Freisetzung gegeben ist", so Treber.

Andererseits sei aber unklar, ob die Einführung von Energieeffizienzmaßnahmen und Erneuerbaren Energien schnell genug vorangehe, um die Reduzierung des weltweiten CO2-Ausstoßes im notwendigen Ausmaß zu erreichen. Notwendig ist eine drastische Reduzierung des Treibhausgasausstoßes bis Mitte dieses Jahrhunderts, um zumindest die gefährlichsten Konsequenzen des globalen Klimawandels zu vermeiden. "Die Abscheidung und Lagerung von CO2 könnte notfalls als eine zusätzliche technische Option in Erwägung gezogen werden. Sie kann aber allenfalls eine ergänzende Rolle zu einer Strategie spielen, die auf massiven Ausbau von Energieeffizienz und Erneuerbaren Energieträgern setzen muss. Die Forschung für diese End-of-Pipe Technologie darf nicht zu Lasten dieser Optionen gehen, sondern sollte von der Kohle-Industrie selbst finanziert werden", so Treber.

Nach Meinung von Germanwatch könnte die Abscheidung und Lagerung von CO2 zur Konkurrenz einer weltweiten Nutzung Erneuerbarer Energieträger werden. " Diese Technik kann den Pfad in Richtung des solaren Zeitalters verbauen - nämlich dann, wenn die Kosten für die neue Technologie sinken, bevor die Kosten für Erneuerbare Energien weit genug gefallen sind", warnt Treber vor einer unkritischen, schnellen Entscheidung zur Einführung von CCS. "Außerdem sieht man schon jetzt, dass diese technische Möglichkeit benutzt wird, um die Akzeptanz für neue Kohlekraftwerke zu steigern. Die Kraftwerke sind bald gebaut, aber ob die teuere CO2-Abscheide- und Speichertechnologie dann tatsächlich zum Einsatz kommt, steht in den Sternen", gibt Treber zu bedenken.
 

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