Streit um Continental-Werk in Mexiko erfolgreich gelöst.
Berlin / Herne, 18.1.05. Am gestrigen Montag wurde im Beisein des mexikanischen Staatspräsidenten Vicente Fox der jahrelange Streit zwischen dem deutschen Reifenhersteller Continental und der Gewerkschaft des Euzkadi-Werkes in Guadalajara beigelegt. Nach dreijährigem Streik gegen die widerrechtliche Schließung ihres Werkes durch Continental erreichten die Arbeiter ihre wichtigsten Ziele: die Wiedereröffnung des Euzkadi-Werkes und die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze. Zusätzlich werden sie nun zu 50 Prozent Miteigentümer des Reifenwerkes.
"Für die Arbeiter und alle, die sie im Kampf für ihre Rechte unterstützt haben, ist diese Lösung ein großer Erfolg", sagt Cornelia Heydenreich von der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch. Continental hatte nach der nicht genehmigten Schließung des Werkes im Dezember 2001 eine Wiedereröffnung der Fabrik immer strikt abgelehnt. Möglich wurde die jetzige Lösung im wesentlichen durch vier Faktoren: Erstens hatte Continental mehrere Niederlagen vor mexikanischen Gerichten erlitten. Zweitens wuchs in Deutschland und auf europäischer Ebene der öffentliche und politische Druck auf die Unternehmensleitung. Drittens interessierte sich in Mexiko das Unternehmen Llanti Systems, einer der wichtigsten Geschäftspartner von Continental, für die Übernahme des modernen Reifenwerkes. Nicht zuletzt schwenkte die mexikanische Regierung nach einem Urteil des mexikanischen Arbeitsgerichtshofes im Februar 2004 um: Sie erkannte den Streik der Arbeiter als rechtmäßig an und wird nun die Wiedereröffnung des Werkes finanziell unterstützen.
Das gestern in Mexiko-Stadt unterzeichnete Abkommen sieht vor, dass die Gewerkschaft und Llanti Systems das Werk in einer gemeinsamen Gesellschaft übernehmen. Die Arbeiter erhalten neben den Abfindungen, die Continental bislang angeboten hatte, die Eigentümerschaft über die Hälfte des Werkes, dessen Wert auf insgesamt 80 Mio. US-Dollar geschätzt wird. "De facto zahlt Continental damit den Arbeitern den Großteil der seit drei Jahren ausstehenden Löhne", freut sich Martin Wolpold-Bosien von der internationalen Menschenrechtsorganisation FIAN. Darüber hinaus hat sich die mexikanische Regierung verpflichtet, mit Investitionsbeihilfen die Wiederinbetriebnahme des Werkes zu erleichtern.
In Deutschland haben an diesem Erfolg mehrere zivilgesellschaftliche Akteure mitgewirkt. Zu ihnen gehören neben Germanwatch und FIAN die Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko, der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, die Heinrich-Böll-Stiftung, der Evangelische Entwicklungsdienst, attac Hannover, das Dritte-Welt-Forum Hannover, weitere Initiativen in Berlin und Hannover sowie zahlreiche Stimmen aus gewerkschaftlichen Kreisen.
Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:
- Cornelia Heydenreich, Germanwatch, Tel 030-2888-356-4, heydenreich@germanwatch.org
- Martin Wolpold-Bosien, FIAN International, Tel. 06221-6530041, wolpold@fian.org