Der menschgemachte Klimawandel kommt sicherer, schneller und folgenreicher.
Bonn, 2. Februar 2007: "Jeder Regierungschef, der in seinem Amtseid geschworen hat, Schaden von seinem Volk abzuwenden, ist jetzt zu einer ernsthaften Klimapolitik verpflichtet: Das Unbewältigbare muss unbedingt vermieden werden." Zu diesem Schluss kommt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, angesichts der neuesten Erkenntnisse zum Klimawandel, die der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) heute in Paris vorstellte. Der Bericht des IPCC beruht auf Forschungen der letzen sechs Jahre. Um einen gefährlichen Klimawandel noch abwenden zu können, müssen die Emissionen weltweit um 50% bis Mitte des Jahrhunderts gesenkt werden, in den Industrieländern um etwa 80 Prozent. "Die Kanzlerin muss den EU- und G8-Vorsitz zu entsprechenden Weichenstellungen nutzen", fügt Bals hinzu: "Was wir derzeit erleben, sind Irreführungen und Rückzugsgefechte zum Beispiel der Auto- und Kraftwerkslobby, die nicht nur gefährlich für die Gesellschaft, sondern schon mittelfristig auch für die eigenen Aktionäre sein werden."
Für den IPCC ist sicher, dass der menschgemachte Klimawandel kommt, er kommt schneller als gedacht und er hat stärkere Auswirkungen als bisher angenommen. Denn die wissenschaftliche Bewertung der Sicherheit, dass der Mensch in großem Maße das weltweite Klima verändert, hat seit dem letzten Bericht sehr stark zugenommen: Sie liegt heute bei zumindest 90 Prozent. Die aktuelle CO2-Konzentration ist höher, als sie in den letzten 650.000 Jahren je war. Allein in den zehn Jahren bis 2005 hat der Strahlungsantrieb, der letztlich die Atmosphäre aufheizt, um 25% zugenommen. Die Dringlichkeit politischen Handelns nimmt also zu.
Anders als bisher traut sich die Wissenschaft auch gut abgesicherte Aussagen zu, dass der menschgemachte Klimawandel über den Temperatur- und Meeresspiegelanstieg hinaus weltweit die Niederschlagsmuster und Windmuster verändert. Außerdem nimmt die Intensität von Hurrikanen zu. Dies wird erhebliche Auswirkungen auf die US-Politik haben. Die steigenden CO2-Konzentrationen lassen die Ozeane zunehmend versauern, mit unabsehbaren Konsequenzen für die Nahrungskette.
Leider hat der sich IPCC beim Meeresspiegelanstieg noch nicht getraut, die beiden großen Unbekannten, wie sich die weit stärkeren Abschmelzprozesse in Grönland und der Westantarktis auswirken, in Zahlen zu kleiden. Bals bedauert: "Es sind noch keine neuen Modelle entwickelt, die die bereits beobachteten und bislang nicht erwarteten Schmelzprozesse darstellen können. Die an realen Messungen der letzten Zeit orientierten Modelle zeigen aber, dass der Meeresspiegelanstieg seit 1990 fast doppelt so hoch ist, wie die im IPCC-Bericht benutzten Modelle voraussagen."
Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:
- Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer: 0228 - 6049217, bals@germanwatch.org
- Manfred Treber, Referent für Klima und Verkehr: 0228 - 6049214, treber@germanwatch.org
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