Versprechen nicht erfüllt
Amsterdam/Berlin, 06.07.09: Zwei Jahre nach dem ersten Bericht über Arbeitsrechtsverletzungen in den philippinischen Zuliefererfirmen für Elektronik-Markenfirmen lassen sich kaum Fortschritte feststellen. Dabei hatten mehrere Firmen verbesserte Arbeitsbedingungen in Aussicht gestellt.
"Die Arbeiter, die Computer-Bauteile herstellen, leisten immer noch viele Überstunden für einen niedrigen Lohn. Gleichzeitig haben sie kaum die Möglichkeit, sich gewerkschaftlich zu organisieren, um dadurch ihre Situation zu verbessern", erklärt Cornelia Heydenreich, Koordinatorin von makeITfair in Deutschland.
Untersuchungen von makeITfair und philippinischen Partnerorganisationen hatten bereits im Jahr 2006 auf schwere Missstände hingewiesen. Die neue Studie "Configuring Labour Rights" zeigt, dass sich die Arbeitsbedingungen in den Zulieferfirmen kaum verbessert haben. Zwar haben einige Firmen ihre Standards angehoben und die Arbeitsbedingungen genauer überprüft. Allerdings hat dies bislang nicht zu einer Verbesserung der Situation geführt. Gründe dafür sind zum einen, dass die Computerfirmen die Verletzung von Arbeitsrechten bei ihren Zulieferern nicht angemessen thematisieren und sich für Verbesserungen aktiv einsetzen. Außerdem werden die Methoden zur Überprüfung der Zuliefererkette nicht offengelegt, häufig wird nur die erste Stufe der Zulieferer in die Überprüfung einbezogen; eine Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen oder Gewerkschaften fehlt. Gleichzeitig setzen Computerfirmen ihre Zulieferer in Bezug auf die Preise und Arbeitsbedingungen so unter Druck, dass eine gleichzeitige Beachtung guter Arbeitsstandards unmöglich wird.
Der Manager einer Zulieferfirma erklärt dazu: "Wir können die Wünsche unserer Auftraggeber nicht zurückweisen, weil wir sonst Konkurs anmelden müssten." Dieses Statement zeigt, dass der stetige Druck, kürzere Lieferfristen und günstige Preise zu bieten, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf den Philippinen unmöglich macht. Die Studie zeigt außerdem auf, dass die Zulieferfirmen häufig nicht verstehen, was die Markenfirmen eigentlich von ihnen erwarten. Und wenn Zulieferer die Arbeitsbedingungen verbessert haben, wird dies nicht honoriert.
"Es ist generell notwendig, die Transparenz in den Zulieferketten zu erhöhen, sonst werden faire und angemessene Löhne, das Recht auf Organisationsfreiheit und sichere Arbeitsbedingungen weiterhin nur Wunschvorstellungen bleiben", sagt Volkmar Lübke von der VERBRAUCHER INITIATIVE, die ebenfalls Träger der Kampagne makeITfair ist.
makeITfair ruft die Computerbranche dazu auf, ihre Zulieferer in der Umsetzung der Unternehmensleitsätze zu schulen und zu unterstützen, ihre Überprüfung und Überwachung zu verbessern und Zulieferern durch faire Preise die Möglichkeit zu geben, ihre Bedingungen zu verbessern. Außerdem sollten sie mit lokalen Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften zusammenarbeiten. makeITfair fordert die Firmen und ihre Zulieferer dazu auf, die Arbeitsrechte umfassend zu respektieren und ihren Beschäftigten die Möglichkeit zu geben, sich gewerkschaftlich zu organisieren.
Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:
- Cornelia Heydenreich, Referentin bei Germanwatch und deutsche Koordinatorin von makeITfair, 030/2888 3564, heydenreich@germanwatch.org
- Volkmar Lübke, VERBRAUCHER INITIATIVE, 0172/540 05 82, mail@verbraucher.org
Das Projekt makeITfair macht darauf aufmerksam, wie die Arbeitsbedingungen in der Produktionskette von Unterhaltungselektronik (Handys, MP3-Player, Spielekonsolen und Laptops) aussehen, inwieweit dabei Menschenrechte verletzt werden und wie stark die Umwelt durch die Produktion beeinträchtigt wird. Die Kampagne wird durch die EU finanziell unterstützt und durch acht europäische Organisationen getragen: SOMO, Germanwatch, VERBRAUCHER INITIATIVE, FinnWatch/Finnish Association for Nature Conservation, Karat, SwedWatch, Church of Sweden and Fair Trade Center.