Das Protokoll von Kyoto - eine Katze im Sack
Im Folgenden faßt GERMANWATCH im Rahmen einer wissenschaftlichen Analyse die zentralen Inhalte des Klimaschutz-Protokolls zusammen, das auf der dritten Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention in Kyoto am 10. Dezember 1997 verabschiedet wurde.
Kyoto: Der nächtliche Kampf um den Klimaschutz
In einer dramatischen 23-stündigen Nachtsitzung hat Verhandlungsführer Estrada die wichtigsten Teile eines Klimaschutzprotokolls durchgehämmert. Durch den Widerstand eines Teiles der Länder der Gruppe 77 und China wurden zwei entscheidende Teile des Protokollentwurfs nicht akzeptiert.
Beinahe hatte es so ausgesehen, als wäre damit die Strategie der fossilen Lobby, ein Klimaprotokoll zu Fall zu bringen, doch noch aufgegangen. Durch eine großangelegte Werbekampagne hatte in den vergangenen Monaten vor allem die Öl-, Kohle- und Autolobby der US-Bevölkerung dem Kongreß und dem Senat eingeimpft, kein Klimaabkommen ohne China und andere Schlüssel-Entwicklungsländer zu akzeptieren. Gleichzeitig war der Exxon-Chef, einer der Hauptfinanziers dieser Kampagne, nach China gefahren, und hatte die Regierung beschworen, kein Klimaprotokoll zu unterschreiben. Dies hatte zu einer einstimmigen Resolution des US-Senats geführt, kein Klimaprotokoll ohne aussagekräftige Verpflichtungen der Entwicklungsländer zu akzeptieren. US-Präsident Clinton hatte sich diese Forderung zu eigen gemacht.
Mit ihrer "China-Strategie" versuchte die fossile Lobby, das Kyoto-Protokoll "zu killen". Im sog. Berliner Mandat war 1995 festgehalten worden, daß keine neuen Verpflichtungen auf die Entwicklungsländer zukommen sollten. Daß die USA jetzt plötzlich doch aussagekräftige Verpflichtungen verlangte, mußte die Entwicklungsländer vor den Kopf stoßen. Daß sich weder Europa noch die USA bei den Verhandlungen in Kyoto besonders aktiv um die Entwicklungsländer kümmerten, hat sich als großer Nachteil erwiesen. In der letzten Nachtsitzung kippten einige Entwicklungsländer zwei zentrale Passagen - für die USA Essentials - aus dem Protokoll. China, Indien, Saudi Arabien, Togo, Iran, Uganda und Nigeria verhinderten durch ihre strikte Ablehnung eines Konsenses alle näheren Ausführungen zum Emissions Trading im Protokoll. Sie sollen bei der nächsten Vertragsstaatenkonferenz in Buenos Aires im Jahr 1998 - mit offenem Ausgang - nachverhandelt werden. Brasilien, Iran, Saudi Arabien, Indien, China, Kuwait, Marokko, Mexiko, Venezuela, Philippinen, Ägypten, Uganda, Vereinigte Arabische Emirate, Syrien und Gambia ließen auch den Artikel 9 scheitern, der die Möglichkeit der freiwilligen Selbstverpflichtung von Entwicklungsländern vorsah. Auch hierüber wird in Argentinien weiterverhandelt werden.
Angesichts der vielen Ungewißheiten und Schlupflöcher läßt sich das Klimaabkommen noch nicht eindeutig einschätzen.
- Alle näheren Bestimmungen zum im Protokoll enthaltenen Handel mit Treibhausgas-Zertifikaten (Emissions Trading) werden erst 1998 beschlossen.
- Auch die näheren Ausführungsbestimmungen zum Umgang mit den im Protokoll akzeptierten "Senken" werden erst auf der ersten Vertragsstaatenkonferenz, die dem Inkrafttreten des Protokolls folgt - in Englisch: "Conference of the Parties serving as the meeting of the Parties" - (CoPsmoP 1), festgelegt.
- Ob die USA das Protokoll ratifizieren, ist - wenn es nicht doch noch Verpflichtungen zentraler Entwicklungsländer gibt - sehr zweifelhaft.
- Inwieweit damit Entwicklungs- bzw. Schwellenländer in den weiteren Prozeß aktiv eingebunden werden, ist also noch völlig offen.
- Die Errichtung eines Non-compliance-Mechanismus, der darüber entscheidet, wie hart die Vereinbarung tatsächlich "gesetzlich verbindlich" ist, wird sich wohl auch erst zur CoPsmoP 1 entscheiden.
Zentrale Punkte des Protokolls
Autoren: Christoph Bals, Dörte Bernhardt, Dr. Manfred Treber
Zuletzt geändert
Echter Name
Verkehrsreferent