Appell an die Volkswagen, Daimler und BMW AG: "Spätestens 2030 keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor in Europa"
In einem offenen Brief hat Germanwatch zusammen mit Transport & Environment, Greenpeace, DUH, BUND, VCD und NABU die Automobilhersteller Volkswagen, Daimler und BMW AG dazu aufgefordert, bis spätestens 2030 keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr in Europa zu verkaufen. Immer mehr Autohersteller kündigen Ausstiegsdaten für Autos mit Verbrennungsmotoren an. General Motors steigt 2035 aus, Volvo und Ford vollziehen den Ausstieg schon im Jahr 2030. Vor kurzem forderten auch neun Mitgliedstaaten von der EU-Kommission ein europäisches Ausstiegsdatum. Die deutsche Autoindustrie droht den Anschluss zu verlieren, was sowohl ökologisch als auch ökonomisch dramatische Folgen hätte. Die unterzeichnenden Organisationen fordern deshalb Deutschlands führende Automobilhersteller auf, Verantwortung zu übernehmen und zu zeigen, dass Sie bereit sind, ein Partner in einer zukunftsfähigen Mobilität zu sein.
Der offene Brief:
Appell an die Volkswagen, Daimler und BMW AG:
Spätestens 2030 keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor in Europa
Sehr geehrter Herr Diess,
Sehr geehrter Herr Källenius,
Sehr geehrter Herr Zipse,
noch nie gab es so viel Dynamik und Veränderung in der Automobilindustrie, noch nie mussten Entscheidungen mit solchen Tragweiten getroffen werden. Immer mehr Automobilhersteller kündigen Ausstiegsdaten für Autos mit Verbrennungsmotoren an. General Motors steigt 2035 aus, Volvo und Ford (1) wollen den Ausstieg schon im Jahr 2030 vollziehen. Vor kurzem forderten neun Mitgliedstaaten von der EU-Kommission ein europäisches Ausstiegsdatum (2). Die deutsche Automobilindustrie droht den Anschluss zu verlieren, was sowohl ökologisch als auch ökonomisch dramatische Folgen hätte.
Als führende Automobilhersteller haben Sie großen Einfluss, tragen aber auch eine enorme Verantwortung für die Umwelt, den langfristigen Wohlstand Deutschlands sowie für Ihre Angestellten. Ihre Strategie und Ihre Produktionspläne – all das ist wichtiger denn je. Es ist an der Zeit, dass Ihr Unternehmen mit konkreten Schritten und kurzfristigen Zielen im Kampf gegen die Klimakrise eine Führungsrolle übernimmt, statt sich nur an die bestehenden gesetzlichen Mindestvorgaben zu halten und zudem jede Art von regulatorischen Schlupflöchern zu nutzen. Es ist an der Zeit, den Bürgerinnen und Bürgern Europas zu zeigen, dass Sie bereit sind, ein verlässlicher Partner in einer zukunftsfähigen Mobilität zu sein.
Daher fordern wir Sie auf, in Europa spätestens 2030 keine neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotor (einschließlich Hybridfahrzeuge) mehr zu verkaufen. Stattdessen müssen Sie Ihr Portfolio auf effiziente und verbrauchsarme Elektrofahrzeuge ausrichten, die energie- und ressourcensparend bei Bau, Betrieb und Recycling sind. Insbesondere die angekündigten SUV-Modelle sind ein klimapolitischer Irrweg. Das klare Bekenntnis zur batterieelektrischen Mobilität soll zugleich eine klare Absage gegenüber biogenen- und synthetischen Kraftstoffen im Straßenverkehr sein. Darüber hinaus sollten Sie ab sofort auf die Entwicklung neuer Verbrenner-Plattformen verzichten und ambitioniertere EU-Grenzwerte für das Jahr 2025 unterstützen.
2020 war das zweitwärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Temperaturaufzeichnung. Zugleich war es das zehnte Jahr in Folge, in dem die Durchschnittstemperatur den mehrjährigen Mittelwert überstieg (3). Der Verkehrssektor ist für rund 28 Prozent der Treibhausgasemissionen in Europa verantwortlich, davon entfallen wiederum 43 Prozent auf den Autoverkehr (4). Nur mit einem raschen Abschied vom Verbrennungsmotor - auch in Hybriden - und einer sozialverträglichen Transformation hin zu Mobilitätsdienstleistern können Ihre Unternehmen Ihren Beitrag zu den Pariser Klimazielen und mehr Gesundheitsschutz leisten.
Insbesondere in Zeiten einer weltweiten Pandemie mit einem Virus, das vorrangig die Atemwege angreift und diese auch langfristig schädigen könnte, ist ein schneller Abschied vom Verbrennungsmotor geboten. Auch wenn es mehr Forschung dazu bedarf, gibt es schon heute einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen hoher Luftverschmutzung und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, einen schweren, gar tödlichen Verlauf von Covid-19 zu erleiden (5).
Eine Verpflichtung zum Verbrenner-Ausstieg verleiht der dringend benötigten Antriebswende den erforderlichen Schub. Darüber hinaus schafft eine solche Erklärung Klarheit und sendet ein deutliches Signal an Ihre Zulieferer, Auftragnehmer, den Energiesektor, Finanzinstitutionen und Regierungen. Das ist wichtig damit rechtzeitig wichtige Entscheidungen getroffen und Investitionen getätigt werden, die für eine sozialverträgliche Transformation in Ihrem Konzern notwendig sind.
Für ein weiterführendes Gespräch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
- Antje von Broock | Bundesgeschäftsführerin Politik & Kommunikation BUND e.V.
- Jürgen Resch | Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V.
- Christoph Bals | Politischer Geschäftsführer Germanwatch e.V.
- William Todts | Executive Director Transport & Environment AISBL
- Leif Miller | Bundesgeschäftsführer NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
- Roland Hipp | Geschäftsführer Greenpeace Deutschland e.V.
- Kerstin Haarmann | Bundesvorsitzende VCD e.V.
(1) Ford hat angekündigt in Europa ab 2030 nur noch Elektroautos zu verkaufen.
(2) https://klimaat.be/doc/2021-non-paper-transition-zero-emission-light-duty-vehicles.pdf
(3) https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2020/20201230_deutschlandwetter_jahr_2020_ne ws.html
(4) https://unfccc.int/ghg-inventories-annex-i-parties/2020
(5) https://projects.iq.harvard.edu/covid-pm