Wer kontrolliert die Kontrolleur*innen? Audits, Zertifizierungen und das Lieferkettengesetz
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Können Audits und Zertifikate ein hilfreiches Instrument zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung sein? Oder tragen sie selbst dazu bei, gewissenloses Handeln zu verschleiern?
Deutschland könnte noch in dieser Wahlperiode ein Lieferkettengesetz bekommen. Bereits jetzt bereiten sich Unternehmen auf die Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten vor. Manche erwägen dazu, ihre Lieferketten zertifizieren zu lassen und dafür externe Auditor*innen zu beauftragen. Doch die Erfahrungen mit Zertifizierungen in den letzten Jahrzehnten werfen Fragen auf. Bei tödlichen Unfällen in der Textilindustrie oder dem verheerenden Dammbruch von Brumadinho 2019 hatten deutsche Zertifizierungsfirmen zuvor Unbedenklichkeit bescheinigt, man hört von Fehlern, Befangenheit und Korruption. Können Audits und Zertifikate ein hilfreiches Instrument zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung sein? Oder tragen sie selbst dazu bei, gewissenloses Handeln zu verschleiern? Welche besonderen Regeln müssten für die Zertifizierungsbranche gelten?
Diese und weitere Fragen wollen wir mit zwei Expert*innen diskutieren:
Claudia Müller-Hoff ist Rechtsanwältin und Senior Legal Advisor beim European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) in Berlin. In Kürze erscheint ihre neue Studie "The Human Rights Fitness of Audits and Certifiers".
Friedel Hütz-Adams ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am SÜDWIND-Institut für Ökonomie und Ökumene und forscht seit Jahren zu Nachhaltigkeitszertifizierungen, unter anderem im Kakao- und Kaffeebereich.