Blogpost | 13.10.2020

Studie von Fridays for Future: Startpunkt für eine längst überfällige Debatte

Das erste ernsthafte Szenario zur Einhaltung des 1,5-Grad-Limits stellt uns vor viele dringende Fragen zur Transformation - Germanwatch wird sich an dieser Diskussion engagiert beteiligen
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Fridays for Future hat heute das erste ernsthafte Szenario vorgestellt, wie Deutschland einen fairen Anteil übernehmen kann, um dazu beizutragen bei der eskalierenden Klimakrise das 1,5-Grad-Limit nicht zu überschreiten. Es ist ein großes Versäumnis der Bundesregierung, dass sie solche Szenarien seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens nicht selbst vorgelegt hat, obwohl der Weltklimarat IPCC eindrucksvoll wissenschaftlich belegt hat, wie wichtig dieses Ziel ist, um fundamentale Risiken von der Menschheit und der ökologischen Mitwelt abzuwenden. Auch die Internationale Energieagentur, an deren Veröffentlichungen sich viele Regierungen orientieren, hat bisher kein ernsthaftes 1,5-Grad-Szenario vorgelegt. Viel Zeit und Handlungsmöglichkeiten sind dadurch verloren gegangen.

Das Szenario von Fridays for Future stellt erhebliche Anforderungen an die Transformationsbereitschaft der Gesellschaft. Es gibt nun viel zu diskutieren: Gibt es bessere Szenarien – zum Beispiel andere gesellschaftliche und technologische Innovationen, um die notwendigen Klimaziele zu erreichen und ein gutes Leben in der Zukunft zu sichern? Wie sehen 1,5-Grad-Szenarien aus, die die Grundlage für eine zukunftsorientierte Neuaufstellung der europäischen Industrie legen? Wie sehen eine internationale Strategie und partnerschaftliche Kooperationen aus, um diese Grenze nicht zu überschreiten? Sind soziale Gerechtigkeit und der Schutz der Biodiversität in den vorgelegten Szenarien ausreichend berücksichtigt?

Große Themenpalette: Erneuerbare Energien, Wald, Landwirtschaft, Verkehr, Biodiversität

Auch auf die Umwelt- und Naturschutzverbände kommen spannende Diskussionen zu: Muss deutlich mehr Druck gemacht werden, um den naturverträglichen Aufwuchs von Erneuerbaren Energien massiv zu beschleunigen? Muss der Wald stärker als bisher gedacht auch genutzt werden, etwa um regionales Holz als Baumaterial mehr durchzusetzen? Wie sieht eine Strategie aus, die durch Transformation der Landwirtschaft und des Verkehrs, durch Ausweisung von Schutzgebieten und zugleich massivem Ausbau von Erneuerbaren Energien, Speichern und auch Netzen sowohl die Biodiversität als auch das Klima auf die Gewinnerstraße bringt? Wie sieht das Konzept der guten Arbeit für die Zukunft aus, für das es sich lohnt mit den Gewerkschaften und Zukunftsbranchen zu kämpfen?

Germanwatch freut sich auf die neue Debatte, die durch diese Studie sowie eine demnächst von Agora Energiewende vorgelegte Studie ausgelöst werden wird.  Es wird darauf ankommen, Realismus nicht nur von dem auf den ersten Blick Machbaren, sondern auch von dem zur Gefahrenabwehr Notwendigen bestimmen zu lassen. Es wird immer deutlicher, dass die kommende Bundestagswahl in hohem Maße eine Klimawahl werden wird.


Zur Studie: https://fridaysforfuture.de/studie/

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