Tatort Smartphone: Für reparierbare Smartphones in Europa
#Longlivemyphone: Info-Veranstaltung am Alexanderplatz
Berlin, 19.02.2020: Informationsveranstaltung am Alexanderplatz – Germanwatch und der Runde Tisch Reparatur fordern mit der Petition #Longlivemyphone EU-weite Regelungen für reparierbare Smartphones.
Fehlende Ersatzteile, hohe Preise, nicht zugängliche Bauteile: Kaputte Smartphones werden häufig ersetzt und nicht repariert – trotz ihrer massiven ökologischen und sozialen Auswirkungen. Die EU muss diese Entwicklung stoppen und die Bedingungen für Smartphone-Reparaturen verbessern, indem sie Smartphones in ihren Ökodesign-Arbeitsplan aufnimmt und diese Verpflichtung im Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft verankert. “Die EU hat die historische Chance, Smartphones so zu regulieren, dass sie leichter zu reparieren sind, länger halten und nicht vorzeitig zu den 50 Millionen Tonnen Elektroschrott hinzukommen, die wir jedes Jahr wegwerfen”, erklärt Franz Streibl, Vorstand des Runden Tischs Reparatur (RTR). Als Gründungsmitglied des RTR macht sich daher auch Germanwatch für diese Forderungen stark.
Gemeinsam mit Partnern aus Deutschland und ganz Europa hat der Runde Tisch Reparatur deshalb die Petition #Longlivemyphone ins Leben gerufen. “Wir wollen der EU-Kommission zeigen, dass nicht nur die Smartphone-Hersteller eine klare Meinung vertreten. Anstatt, wie in den letzten Jahren, vor den Interessen der Industrie einzuknicken, muss die EU sich endlich um die Ressourcenverschwendung kümmern, die durch schlecht reparierbare Elektronik entsteht”, so Katrin Meyer, Koordinatorin des Runden Tischs Reparatur. Die Voraussetzungen dafür: Smartphones müssen bereits reparierbar designt werden und der Zugang zu Ersatzteilen, Reparaturinformationen und langfristigen Sicherheitsupdates muss für alle Werkstätten und Verbraucher*innen verfügbar sein. 6,7 Smartphones werden in der EU pro Sekunde verkauft. Für die Umwelt ist es aber entscheidend, dass sie eine möglichst lange Lebensdauer haben.
Die jährlichen Klimaauswirkungen des europäischen Bestands von über 600 Millionen Smartphones belaufen sich auf mehr als 14 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent – mehr als die jährlichen Emissionen Lettlands. Aufgrund energieintensiver Prozesse und der benötigten seltenen Metalle entstehen etwa 80% der direkten Klimaauswirkungen von Smartphones bereits bei der Herstellung. Dennoch haben Smartphones eine viel kürzere Lebensdauer als andere elektronische und IKT-Produkte für den Haushalt. Ein Smartphone hält im Durchschnitt nur drei Jahre, bevor es ersetzt wird. Eine längere Nutzungsdauer ist deshalb die beste Möglichkeit, diese Auswirkungen zu reduzieren.
Die Petition #Longlivemyphone läuft noch bis Anfang März. Dann will die EU-Kommission ihren neuen Aktionsplan Kreislaufwirtschaft präsentieren. “Wir sind überzeugt, dass Europa der beste Ort ist, um ein echtes universelles Recht auf Reparatur zu verwirklichen und andere Regionen der Welt zu ähnlichen Maßnahmen zu inspirieren”, erklärt Chloé Mikolajczak, Koordinatorin der Kampagne “Right to Repair Europe”.
Hintergrund "EU-Ökodesign Richtlinie"
Die Ökodesign-Richtlinien haben sich bisher weitgehend darauf konzentriert, die Energieeffizienz von Produkten in der Nutzungsphase zu verbessern, d.h. ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Im vergangenen Jahr wurden jedoch erstmals auch Kriterien für die Reparierbarkeit von Haushaltsgeräten wie Fernseher, Kühlschränke und Waschmaschinen in die Vorschriften aufgenommen.
Es ist an der Zeit, diesen Ansatz auf Smartphones und auch auf andere Produkte der Unterhaltungselektronik wie Tablets und Computer auszuweiten.