Meldung | 06.02.2019

"Die geplante Kennzeichnung für Tierwohl bringt keinen Fortschritt."

Reinhild Benning, Tierhaltungsexpertin von Germanwatch, kommentiert das freiwillige Tierwohllabel von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner

Die geplante freiwillige Kennzeichnung für Tierwohl bringt für die Schweine in Deutschland keinen Fortschritt. Die unterste Stufe des Labels erfüllt nicht einmal EU-Tierschutzstandards. Dabei hat die EU schon angekündigt, die Praxis des Kupierens der Ringelschwänze in absehbarer Zeit zu unterbinden. Die Standards des neuen Labels werden damit nicht lange Bestand haben. Für den Tierschutz sind jedoch Kriterien mit kurzer Haltbarkeit Gift – auch fürs Geschäft. Bauern investieren nur in mehr Tierschutz, wenn verbindlich definiert ist, wo Tierschutz anfängt. Dazu hat Germanwatch gemeinsam mit anderen Organisationen längst Vorschläge vorgelegt.

Germanwatch rät Verbraucherinnen und Verbrauchern deutlich weniger Fleisch zu kaufen. Beim Fleischkauf sollte dann Bio- oder Premium-Fleisch mit Tierschutzlabel.info, das Label vom Tierschutzbund, gewählt werden. Supermarktkonzerne sind gut beraten, sich ebenfalls an diesen Tierwohlstandards zu orientieren, wenn sie das Vertrauen der Fleischkundinnen und –kunden erhalten wollen. Wer jetzt, wie die Ministerin, mit dem freiwilligen Tierwohllabel Tierschutz-Dumping betreibt, riskiert nicht nur das Wohl der Tiere, sondern auch das Wohlwollen der Zivilgesellschaft.

Die Marktanteile für die teureren Eier aus ökologischer Erzeugung, Freiland- oder Bodenhaltung in Höhe von insgesamt 99 % lassen darauf schließen, dass eine vergleichbare Kennzeichnung bei anderen tierischen Lebensmitteln – allen voran Fleisch – ebenfalls deutlich mehr Tierschutz ins Regal bringen würde. Das Käfig-Ei mit der 3 im Stempel wird gemieden.

Germanwatch fordert für Fleisch eine Pflichtkennzeichnung nach dem Vorbild des Eier-Codes, damit auch die Herkunft von Fleisch endlich erkennbar wird.