Klimagipfel in Katowice muss Konsequenzen aus Weckruf des Weltklimarats ziehen
Bonn/Katowice (29. Nov. 2018). Bei der am Sonntag beginnenden UN-Klimakonferenz COP24 im polnischen Katowice müssen die Regierungsvertreter zeigen, dass sie den Weckruf des Weltklimarats IPCC ernst nehmen. Das fordert die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, die den Klimagipfel mit einem Team vor Ort beobachten wird. „Der jüngst vorgestellte Sonderbericht des IPCC hat gezeigt, dass wir auf einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen zusteuern. Uns bleiben nur noch wenige Jahre, bevor einige dieser Folgen unvermeidbar werden. Die internationale Gemeinschaft muss deshalb in Katowice drei Weichen richtig stellen: Wir erwarten zum einen von den Staaten, dass sie vereinbaren, demnächst höhere Klimaziele vorzulegen. Zum anderen gilt es, eine verlässlichere Finanzierung zur Transformation und Klimawandelanpassung für die armen Länder zu organisieren. Und drittens brauchen wir für Klimaschutz und Finanzierung starke und verlässliche Regeln, damit das Pariser Klimaabkommen wirkungsvoll umgesetzt wird“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.
Der Sonderbericht des Weltklimarats IPCC vom Oktober hatte gezeigt, wieviel drastischer schon die Auswirkungen einer globalen Erwärmung um 2 Grad gegenüber 1,5 Grad wären und gewarnt, dass die aktuellen Klimaziele der Staaten sogar zu einer Erwärmung von zirka 3 Grad führen würden. Bals: „Die unzureichenden Klimaziele für 2030 müssen angehoben werden. Das müssen die Staaten in Katowice ankündigen, sonst läuft uns die Zeit davon. Wir erwarten, dass die EU sich eindeutig dazu bekennt, ihr unzureichendes 40-Prozent-Reduktionsziel für 2030 zu verbessern und Deutschland seine Blockade dagegen aufgibt. Es ist sehr enttäuschend, dass Bundesumweltministerin Schulze nun ohne einen Vorschlag zum notwendigen zügigen Kohleausstieg in Deutschland nach Katowice fährt.“
Germanwatch erwartet höhere Finanzzusagen der Industriestaaten
Zudem müsse in Katowice deutlich werden, dass die Industrieländer ihre Verpflichtung aus dem Pariser Abkommen einhalten, die Entwicklungsländer finanziell beim Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu unterstützen. „Arme Länder brauchen mehr Verlässlichkeit in der Finanzierung, damit sie sich auf den Weg zu mehr Klimaschutz machen können. Und sie brauchen Unterstützung bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, zu dem sie selbst am wenigsten beigetragen haben", betont Christoph Bals. "Die gestern von Deutschland angekündigte Verdopplung der Beiträge für den Grünen Klimafonds sind ein wichtiges Signal, dem sich die anderen Industrieländer beim Klimagipfel anschließen sollten." Darüber hinaus müsse die Zukunft des erfolgreichen Anpassungsfonds des Kyoto-Protokolls auch unter dem Paris-Abkommen gesichert werden, der insbesondere konkrete Klimaanpassungsprojekte für die ärmsten und verletzlichsten Bevölkerungsgruppen ermöglicht.
Mit den Umsetzungsregeln für das Paris-Abkommen, die in Katowice beschlossen werden müssen, solle zum Beispiel sichergestellt werden, dass die Klimaschutzbemühungen der Länder umfassend, messbar und vergleichbar werden und dass Klimafinanzierung nicht mehrfach angerechnet werden kann. Die Regeln sollen auch festlegen, wie die alle fünf Jahre stattfindenden Nachbesserungsrunden für die Klimaziele der Staaten organisiert werden. Es gehe in Katowice darum, die zentralen Elemente dieses Regelbuchs zu beschließen, so die Erwartungshaltung von Germanwatch.
Bals fordert: "Auch der Schutz von Menschen, die heute schon Schäden und Verluste durch Folgen des Klimawandels erleiden, an die keine Anpassung mehr möglich ist, muss weiter ausgearbeitet werden. Bislang zieht sich dies nur als Querschnittsthema durch das Regelbuch, ist aber hoch umstritten und weder konkret genug formuliert noch von den Verursachern finanziert. Der Umgang mit Schäden und Verlusten muss wirkungsvoll im Regelbuch verankert werden."
Klimaschutz-Demos am Samstag in Berlin und Köln
Germanwatch will den Druck für entschiedenen Klimaschutz und einen zügigen Kohleausstieg am Samstag, 1. 12., erhöhen und ruft daher gemeinsam mit vielen anderen Organisationen zu zwei Demonstrationen auf. Die Demos in Berlin und Köln beginnen um 12 Uhr.