FAQ zum globalen und deutschen Erdüberlastungstag

An dieser Stelle haben wir Wissenswertes und Antworten auf die am meisten gestellten Fragen rund um den globalen und den deutschen Erdüberlastungstag zusammengestellt:

A. Globaler und deutscher Erdüberlastungstag

B. Wie ist der Ressourcenverbrauch in Deutschland
und was können wir tun?


A. Globaler und deutscher Erdüberlastungstag

Was sagt der globale Erdüberlastungstag aus?
Der globale Erdüberlastungstag beschreibt, dass die Menschheit vom 1. Januar bis zum 2. August so viel von der Natur braucht, wie die Ökosysteme der Erde im ganzen Jahr erneuern können. Ab dem Tag beanspruchen wir also für das restliche Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald, als uns rechnerisch zur Verfügung stünden. Und wir stoßen weit mehr CO2-Emissionen aus, als die Wälder und Ozeane der Welt aufnehmen können. Der Tag verdeutlicht, dass die gesamte Weltbevölkerung 1,7 Erden bräuchte, um den durchschnittlichen globalen Bedarf an natürlichen Rohstoffen nachhaltig zu decken.

Welchen Einfluss hatte die Corona-Krise auf das Datum?
Im Corona-Jahr 2020 war der Tag wegen der Auswirkungen der Lockdowns auf den 22. August gerutscht, der Ressourcenverbrauch ging also temporär etwas zurück. Im Jahr 2021 ist der Erdüberlastungstag wieder fast so früh gewesen wie im Jahr 2019, am 29. Juli. Im letzten Jahr lag der Tag dann noch etwas früher am 28. Juli. Das ist der sogenannte Rebound-Effekt, der das sprunghafte Wiederansteigen der Emissionen nach dem Höhepunkt der Pandemie beschreibt. Die Pandemie, aber auch Extremwetterereignisse und das Wiederaufflammen oder die Verschärfung von Kriegen auf mehreren Kontinenten, die zu massiver Ernährungsunsicherheit führen, halten uns vor Augen, wie wichtig es ist, unsere Ressourcen zu schützen. [1]

Warum liegt der Tag dieses Jahr wieder später? Ein gutes Zeichen?                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Die leichte Verschiebung des Tags in diesem Jahr vom 28. Juli auf den 2. August lässt sich vor allem auf eine optimierte Berechnung mit verbesserten Datensätzen des Global Footprint Networks zurückführen. Wären die selben Datensätze bereits letztes Jahr verwendet worden, wäre der Erdüberlastungstag 2022 auf den 1. August gefallen.

Am 4. Mai war der deutsche Erdüberlastungstag, was beschreibt dieser Tag?
Der 4. Mai verdeutlicht, wie viele Ressourcen Deutschland anteilig an den globalen Ressourcen verbraucht. An diesem Tag würde die Welt ins ökologische Defizit geraten, wenn alle Menschen weltweit so leben und wirtschaften würden wie die Bevölkerung in Deutschland. Die Weltbevölkerung bräuchte dann über drei Erden.

Wo liegt Deutschland im weltweiten Vergleich?
Der ökologische Fußabdruck Deutschlands liegt im globalen Vergleich im oberen Viertel aller Länder.
Zum Vergleich: Bei einem weltweiten Ressourcenverbrauch wie in den USA bräuchten wir 5,1 Erden, bei einem wie in China 2,4, in Frankreich 2,8, und in Großbritannien 2,6 Erden.

Liegen die Tage jedes Jahr ein bisschen früher?
Der globale Erdüberlastungstag rückt immer weiter nach vorn. Im Jahr 2000 fiel der Erdüberlastungstag noch auf den 22. September, 2010 war es bereits der 6. August. Wegen der Auswirkungen der Corona-Krise rutschte der Tag 2020 vorübergehend nach hinten, auf den 22. August. Im Jahr 2022 fiel er auf den 28. Juli. Ein Gleichgewicht von Verbrauch und Regeneration der Ressourcen bestand zuletzt im Jahr 1970.

Wie viele Erden bräuchten wir, wenn alle so leben würden wie die Bewohner:innen der USA?
So hat sich der Tag in den letzten Jahren verschoben

 

 

 

 

 

 

 

 

 


B. Wie ist der Ressourcenverbrauch in Deutschland und was können wir tun?

Was sind die Ursachen dafür, dass wir unsere Ressourcen so unfassbar schnell verbrauchen?
In Deutschland tragen vor allem die hohen CO2-Emissionen in den Bereichen Strom, Verkehr und industrielle Landwirtschaft und der große Flächenbedarf zur Überlastung der Erde bei.

In Deutschland sind die CO2-Emissionen von 2009 bis 2018 nicht gesunken. Neben der zu langsam vonstatten gehenden Energiewende ist die Lage im Verkehrssektor besonders problematisch: Seit 1995 sind die Emissionen im Straßenverkehr um 5,1% gestiegen, im Straßengüterverkehr sogar um 17%. [2] Auch im Flugverkehr ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen:  In Deutschland nahmen die Emissionen aus dem internationalen Luftverkehr von 1990 bis 2018 um fast 150% zu, in der EU sogar um 140%. Auch der Energieverbrauch pro Kopf ist höher als im EU-Durchschnitt und hat sich in den letzten Jahren nur geringfügig reduziert. Bei den Erneuerbaren Energien besteht in Deutschland noch ein erhebliches Verbesserungspotenzial.

Die industrielle Landwirtschaft trägt in Form von Lachgasemissionen (N2O) durch den Einsatz von Stickstoffdünger, Methangasemissionen (CH4) durch die Viehhaltung sowie durch die Umwandlung von Waldflächen in Acker- und Weideland im Ausland massiv zur Erderwärmung bei: So gingen 2017 in Deutschland 80 Prozent der Lachgas- und 60 Prozent der Methangasemissionen auf die Landwirtschaft zurück. Trotz einer leichten Reduzierung des Emissionen, etwa durch eine Reduzierung des Tierbestands, war die Landwirtschaft in Deutschland 2021 mit 54,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten für 7 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. [3]

Daneben zählen in Deutschland der Anbau von Ackerfrüchten und Getreide in Monokulturen, der Verlust von vielfältigen Fruchtfolgen und der steigende Einsatz von Pestiziden (darunter auch die hochgiftigen Neonikotinoide oder Glyphosat) zu den Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt wie z.B. für das Insektensterben. Die intensive Tierhaltung in industriellen Maßstäben bildet den wichtigsten Faktor für die Vergrößerung des ökologischen Fußabdrucks.

Auch die versiegelte Fläche in Deutschland wächst. Aktuell sind in Deutschland etwa 51.692 km² versiegelte Siedlungs- und Verkehrsflächen, also entweder bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig gefestigt. In den letzten 28 Jahren ist diese Fläche um 28,3% gestiegen. [4] Die Bodenversiegelung verursacht Konflikte mit anderen Flächennutzungsansprüchen, etwa für die landwirtschaftliche Produktion, und unserem Bedarf an Waldflächen, schadet den Böden und begünstigt Hochwasser.

Was kann jede:r Einzelne tun?
Es gibt viele Bereiche, in denen jede:r Einzelne dazu beitragen kann, die Ressourcen zu schonen: Bei Urlaubsreisen können wir überlegen, welche Verkehrsmittel wir nutzen, und uns fragen, ob wir auf Flugreisen verzichten können. Auch im Alltag kann jede:r das Auto öfter stehen lassen und auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umsteigen. Ein reduzierter Fleischkonsum kann massive Einsparungen von Treibhausgasemissionen sowie von Acker- und Weideflächen bewirken.

Klar ist: Unser ökologischer Fußabdruck muss sich verringern. Aber wir brauchen auch eine Veränderung der Rahmenbedingungen und hier liegt unsere Verantwortung in unserer gesellschaftlichen Mitwirkung. Deshalb hat Germanwatch den „Handabdruck“ (Hand Print) entwickelt. Er steht für die Hebel, die jede und jeder von uns in Bewegung setzen kann, um Nachhaltigkeit zum neuen Standard zu machen.

>> Mehr unter www.handabdruck.eu

Zudem sehen wir in erster Linie die Politik in der Pflicht, sowohl auf EU-Ebene als auch auf Bundesebene.


C. Berechnung der Daten

Wie werden die einzelnen Daten berechnet?
Die Daten werden vom „Global Footprint Network“ bereitgestellt, das schon seit sehr vielen Jahren den globalen Überlastungstag berechnet. Dort arbeitet man mit Zahlen der Vereinten Nationen. Etwa 15.000 Datenpunkte pro Land und Jahr fließen in die Berechnung ein.

Eingerechnet werden der CO2-Ausstoß, das benötigte Ackerland, Waldflächen, Weideland, Fischgründe sowie die bebaute Fläche. Dabei wird jeweils das verbrauchte biologische Material (in Tonnen) dem Ertrag der Fläche (in Tonnen pro Hektar) gegenübergestellt. Der ökologische Fußabdruck eines Landes ergibt sich aus der gesamten Fläche, die benötigt wird, um den Ressourcenverbrauch und die Aufnahme von Emissionen und Abfall zu gewährleisten.

Die Maßeinheit für den ökologischen Fußabdruck ist der so genannte globale Hektar, der die durchschnittliche Produktivität einer Fläche weltweit in einem Jahr beziffert. Diese Maßeinheit ist sinnvoll, da sonst unterschiedlich ertragreiche Flächen in verschiedenen Regionen der Welt nicht miteinander verglichen werden können.

Für mehr Informationen zur Datengrundlage, siehe hier.

Welche Ressourcen werden NICHT eingerechnet?
Es werden nur nachwachsende natürliche Rohstoffe in die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks einbezogen, d.h. keine mineralischen Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Mineralien, Metalle und Erze. Ebenso wenig wird der reine Süßwasserverbrauch einkalkuliert, sondern stattdessen die benötigten Wasserflächen, um natürliche Ressourcen (z.B. Fisch) zu regenerieren.


D. Kleines Glossar

Was bedeutet globaler Hektar?
Ein globaler Hektar ist ein Hektar Fläche, der eine global gesehen durchschnittliche Produktivität aufweist. Diese Maßeinheit ist sinnvoll, da sonst unterschiedlich ertragreiche Flächen in verschiedenen Regionen der Welt nicht miteinander verglichen werden können.

Was beschreibt die Biokapazität?
Die Biokapazität beschreibt die Fähigkeit der Erde, natürliche Ressourcen aufzubauen, zu generieren und Abfälle sowie Emissionen aufzunehmen.

Was sind ökologische Schulden?
Ökologische Schulden beschreiben die Summe des jährlichen ökologischen Defizits, also den Grad, zu dem mehr Ressourcen genutzt werden, als nachhaltig zur Verfügung gestellt werden können. Seit Anfang der 1970er Jahre übersteigt der ökologische Fußabdruck der Weltbevölkerung jährlich die globale Biokapazität, also die Menge an regenerierbaren Ressourcen, die von der Erde nachhaltig zur Verfügung gestellt werden können.

(Stand: Juli 2023)

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Hintergrundpapier

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