Blogpost | 24.11.2017

Offenlegung von Emissionen: Welche Entwicklungsbank geht voran?

Blog-Beitrag von Dr. Helena Wright (Senior Policy Advisor, E3G), November 2017
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Während der UN-Klimakonferenz in Bonn (COP23) hat die weltweite Koalition Big Shift Global die Weltbank aufgefordert, ihre Investitionen von fossiler zu sauberer Energie umzuschichten und die Transparenz bezüglich der Auswirkungen der von ihr geförderten Projekte zu erhöhen. E3G ist Wissenschaftspartner für die Koalition.


Im Oktober hatte Weltbankpräsident Jim Yong Kim angekündigt, 2018 werde die Weltbank mit der Berichterstattung über ihre sogenannten Portfolio-Emissionen beginnen. Dies war eine der zentralen Forderungen der Big Shift Koalition. Es ist das erste Mal, dass die Weltbank aggregierte Daten über Treibhausgasemissionen offenlegen wird, die durch von ihr geförderte Projekte entstehen oder vermieden werden.

Wie E3G in einer vorherigen Analyse in der Huffington Post gezeigt hat, lag die Weltbank im internationalen Vergleich bezüglich der Offenlegung ihrer Emissionen deutlich zurück – und zwar auch hinter der Privatwirtschaft, wo sich Unternehmen wie z. B. Walmart wissenschaftsbasierte Ziele zur Emissionsreduktion gesetzt haben.

Entwicklungsbanken sind in einer Schlüsselposition, wenn es darum geht, Ambitionen im Klimaschutz zu erhöhen. Gleichzeitig müssen sie klarer Rechenschaft darüber ablegen, wie sie öffentliche Gelder einsetzen. Werden Gelder von Entwicklungsbanken weiterhin für fossile Projekte eingesetzt, besteht das Risiko, dass sich Länder auf treibhausgasintensive Entwicklungspfade festlegen und damit nicht in der Lage sein werden, die Pariser Klimaziele einzuhalten.
 

Die afrikanische Entwicklungsbank ist jetzt die einzige, die ihre Portfolio-Emissionen nicht offenlegt

Nach der Ankündigung der Weltbank verbleibt die afrikanische Entwicklungsbank AfDB als einzige der “großen sechs” multilateralen Entwicklungsbanken (MDBs), die ihre Emissionen nicht offenlegt. Da die AfDB bald ihr neues Klimarahmenprogramm veröffentlichen wird, sind hier möglicherweise noch Fortschritte zu erwarten.

Quellen: ADB (2017); ERBD (2017); EIB (2014); IADB (2012); 
Dunkelgrün = Exzellent, Grün = Gut, Orange = Durchschnittlich, Rot = Nicht vorhanden, Grau = Unbekannt

Die interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) und die europäische Investitionsbank (EIB) gelten als Vorreiter und haben die besten Systeme zur Abschätzung ihrer Emissionen entwickelt. Allerdings hat keine der beiden sich zur Reduktion ihrer Emissionen verpflichtet. Ein Reduktionsziel sollte der nächste Schritt sein, um ihre Klima-Ambition weiter zu erhöhen.

Die asiatische Entwicklungsbank (ADB) ist kürzlich einen Schritt weitergegangen und hat sich als erste aus der Gruppe verpflichtet, ihre Portfolio-Emissionen zu senken. Allerdings hat die ADB nicht festgelegt, auf welche Sektoren sich dieses Ziel bezieht, und die Verpflichtung, bis 2030 den Höhepunkt der Emissionen zu überschreiten („peaking“ emissions), ist äußerst schwach. Denn globale Emissionen müssen so bald wie möglich ihren „peak“ erreichen und danach steil abfallen, wenn die Welt eine Chance haben will, die Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu beschränken.

Über 300 privatwirtschaftliche Unternehmen haben sich mittlerweile zu wissenschaftsbasierten Reduktionszielen (science-based target) verpflichtet, inklusive Minderungszielen entlang der Wertschöpfungskette, sofern diese mit substantiellen Emissionen verbunden sind. Zum Beispiel hat der US-amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart zugesagt, bis 2030 eine Gigatonne Treibhausgase in seiner Lieferkette einzusparen, während der Lebensmittel-Gigant Mars versprochen hat, Umweltauswirkungen entlang der gesamten Lieferkette bis 2050 um zwei Drittel zu reduzieren.

Nachdem die ADB den Anfang gemacht hat, sollte Weltbankpräsident Jim Yong Kim jetzt nachziehen und die Weltbank darauf verpflichten, ihre absoluten Emissionen zu reduzieren – entlang wissenschaftlicher Erfordernisse. Entwicklungsbanken müssen sich die klaren Vorgaben aus der Wissenschaft jetzt zu eigen machen und danach handeln, oder sie riskieren sich in Bezug auf Entwicklungsmandat lächerlich zu machen.
 

Kein Wundermittel

Offenlegung von Emissionen ist ein sehr effektives Werkzeug, aber keine Allzweckwaffe – es gilt auch deren Grenzen zu beachten. Zum Beispiel vergeben viele Entwicklungsbanken erhebliche Mittel über Intermediäre und andere Banken, die keine Emissionsberichte veröffentlichen. Auch wird Infrastruktur, wie z. B. der Bau von Übertragungsleitungen, oft bei der Beurteilung von Umweltauswirkungen außen vor gelassen. Zum Beispiel ist der privatwirtschaftliche Arm der Weltbank, IFC, durch Kredite an indische Banken indirekt mit einem der schädlichsten Kohlekraftwerke der Welt verbunden – dem Rampal Kohleprojekt in Bangladesch. Dieses Kohlekraftwerk wird verheerende Auswirkungen auf den weltgrößten Mangrovenwald haben. Gleichzeitig hat die ADB eine Kreditlinie für den Bau der Übertragungsleitung für eben dieses Kraftwerk vorgeschlagen.

Solche Schlupflöcher müssen die Banken dringend schließen. Es muss gewährleistet sein, dass Wirkungsabschätzungen auf Projektebene wirklich umfassend sind und die schädlichen Auswirkungen vollständig erfassen. Öffentliche Entwicklungsbanken müssen sicherstellen, dass sie nicht als Schutzschild für die Mittelvergabe an sozial- und umweltschädliche Projekte herhalten. Als logischen nächsten Schritt hierfür sollten die Entwicklungsbanken gemeinsam einen 1.5°C-Fahrplan entwickeln – dem Temperaturziel, welches für viele kleine Inselstaaten überlebenswichtig ist. Sie müssen außerdem Projekte zur Erkundung fossiler Vorkommen von der Finanzierung ausschließen, denn diese ist nicht mit den UN-Klimazielen in Übereinkunft zu bringen.

Zu guter Letzt sollten die Entwicklungsbanken auch die Empfehlungen der “Bloomberg”-Task Force zur Offenlegung klimarelevanter finanzieller Risiken (TCFD) aufgreifen und untersuchen, wie stark ihr Portfolio in emissionsintensive Anlagen und Unternehmen investiert ist. Der Druck steigt auf die Entwicklungsbanken, Lösungen für die Klimafrage zu finden – Transparenz und bessere Offenlegung von Umweltdaten ist dabei unumgänglich.


Dieser Beitrag erschien am 15.11.2017 auf englischer Sprache in der Huffington Post (Übersetzung durch Gerrit Hansen, Germanwatch)

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