Fast alle Gletscher Chinas bedroht
Fast alle Gletscher Chinas bedroht
Gletschersee-Ausbrüche sind eine der Gefahren, die der globale Klimawandel in verschiedenen Weltregionen mit sich bringt. Im Rahmen der Klima-Ausbade-Kampagne hat Germanwatch unlängst auf das Fallbeispiel Nepal hingewiesen, wo rund 20 Gletscherseen als gefährlich gelten, allen voran der Tsho Rolpa-See, der in den letzten 50 Jahren auf mehr als das 6-fache seiner ursprünglichen Größe angewachsen ist.
Germanwatch bringt eine gekürzte Übersetzung eines Beitrags des Guardian vom 24. September 2004 über neue Forschungsergebnisse zu China.
"Die weltweit größten Eisfelder schmelzen so schnell, dass sie auf dem Weg sind, in hundert Jahren zu verschwinden, dabei den Meeresspiegel in die Höhe treiben, Überschwemmungen verstärken und grüne Berghänge in Wüsten verwandeln," warnten chinesische Wissenschaftler gestern.
Nach der bislang detailliertesten Studie über Chinas Gletscher, die 15% des Eises des Planeten ausmachen, wiesen Forscher der Akademie der Wissenschaften auf die Dringlichkeit von Maßnahmen hin, um sich auf die Auswirkungen des Klimawandels in großer Höhe vorzubereiten. (...)
Bislang betrachtete der größte Teil der Forschung zu diesem Thema das Schmelzen der polaren Eiskappen. Die Aussagen der Bestandsaufnahme legen nahe, dass die Auswirkungen auf die welthöchsten Berglagen genauso schlimm, wenn nicht sogar schlimmer sind - viele von ihnen liegen in China.
In den letzten 24 Jahren haben die Wissenschaftler ein Schrumpfen von 5,5% des Volumens der 46.298 Gletscher Chinas gemessen, ein Verlust, der einer Eisfläche von 3000 qkm entspricht; in den letzten Jahren hat es eine auffällige Beschleunigung gegeben.
Zu den deutlichsten Veränderungen gehört der Rückzug des Gletschers an der Quelle des Yangtse auf der Tibet-Qinghai-Ebene um 500m. (...)
Ein Rückzug wurde an fast allen Eisfeldern auf der Höhe des Karakorum beobachtet, die Purugangri-Gletscher eingeschlossen, die als die drittgrößten Eiskörper der Welt nach der Arktis und der Antarktis gelten. Laut Yao Tandong, der das Projekt der 50 Wissenschaftler leitete, wäre der Niedergang der Himalaya-Gletscher eine Katastrophe für das Ökosystem Chinas und der Nachbarstaaten.
Er sagte voraus, dass bei unveränderter weiterer Klimaänderung bis Ende der 2050er Jahre zwei Drittel und bis zum Jahr 2100 beinahe alle der Gletscher Chinas verschwunden seien.
"Innerhalb von 20 bis 30 Jahren werden wir das Abschmelzen vieler kleinerer Gletscher sehen", sagte er. In nur 60 Jahren sei eine sehr signifikante Abnahme des Volumens der Eisfelder großer Höhenlagen zu erwarten.
In näherer Zukunft, so sagte er, werde das Schmelzwasser die Reservoire auffüllen und zu stärkerer Überflutung führen - wie es in Nepal und stromabwärts in China bereits der Fall war.
In Zukunft, so prognostizierte er, werde das Ende der Gletscher der Bergökologie seine Hauptlebensquelle entziehen und die Wüstenbildung vorantreiben, die Westchina bedroht (...).
Um die Auswirkungen der Gletscherschmelze zu vermindern, raten die Wissenschaftler der Regierung Chinas den Bau weiterer Reservoire und Staudämme für Wasserkraftwerke an, um die Kontrolle der Fluten stromabwärts zu verbessern. (...)"