Pressemitteilung | 08.11.2016

Afrika im vergangenen Jahr besonders von Extremwetter betroffen

Klima-Risiko-Index von Germanwatch: Vor allem Überschwemmungen treffen Gastgeber-Kontinent des Klimagipfels hart / Wetterextreme fordern seit 1996 weltweit 530.000 Menschenleben - Sachschäden in Billionenhöhe
Pressemitteilung

Marrakesch/Bonn (8. Nov. 2016). Mit Mosambik (Rang 1), Malawi (3), Ghana und Madagaskar (beide 8) gehörten im vergangenen Jahr gleich vier afrikanische Staaten zu den zehn Ländern, die am härtesten von Wetterextremen getroffen wurden. Dies ist ein Kernergebnis der 12. Auflage des Globalen Klima-Risiko-Index, den die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch heute beim Klimagipfel in Marrakesch vorgestellt hat. "Insbesondere Überschwemmungen haben den Gastgeber-Kontinent des diesjährigen Klimagipfels hart getroffen", sagt Sönke Kreft von Germanwatch, Hauptautor des Index. Weltweit betrachtet haben Hitzewellen im vergangenen Jahr die meisten Todesopfer gefordert. Betroffen waren sowohl Entwicklungs- und Schwellenländer - ein Beispiel ist Indien mit mehr als 4300 Todesfällen - als auch Industrienationen, zum Beispiel Frankreich (3300 Todesopfer). "Mit zunehmenden Starkregenereignissen und Überschwemmungen sowie häufigen Hitzewellen verzeichnet der Klima-Risiko-Index genau die Wetterextreme, die in einer sich durch den Klimawandel aufheizenden Welt zu erwarten sind", analysiert Kreft.

Die Menschen litten nicht nur unter dem Extremwetter selbst, sondern zumeist auch unter fehlenden Schutzmaßnahmen und unzureichender Katastrophenvorsorge in armen Staaten, so Kreft. "Unser Index zeigt: Wetterextreme und Klimawandelfolgen sind nicht fair. Alle zehn am meisten betroffenen Länder in den vergangenen 20 Jahren bis 2015 sind Entwicklungsländer, neun davon gehören zur Gruppe der Staaten mit niedrigem oder unterem mittleren Einkommen. Sie gehören zu den Staaten, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen und sehr wenig Mittel für Anpassungs- und Schutzmaßnahmen haben", erklärt Kreft. Die am stärksten betroffenen Länder dieser längerfristigen Betrachtung - also seit 1996 - sind Honduras, Myanmar und Haiti.

Deutschland unter den stark betroffenen Industrieländern: Milliardenschäden seit 1996

Weltweit forderten in den vergangenen 20 Jahren rund 11.000 Extremwetterereignisse fast 530.000 Menschenleben. Die direkten materiellen Verluste addierten sich auf knapp 3,1 Billionen US-Dollar, gerechnet in Kaufkraftparitäten (PPP).

Deutschland ist im Langfrist-Index nach Frankreich und Portugal die am drittstärksten betroffene Industrienation (Rang 23). Die verheerendsten Folgen hatte die Hitzewelle 2003, die mehrere Tausend Menschenleben forderte. Aber auch schwere Stürme wie der Orkan Kyrill 2007 und die wiederholt aufgetretenen "Jahrhundert-Hochwasser" an Elbe, Donau und Oder fallen ins Gewicht. Die materiellen Schäden seit 1996 belaufen sich in Deutschland auf durchschnittlich knapp 3,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Nur fünf Länder weltweit hatten in diesen 20 Jahren noch höhere Schadenssummen zu verzeichnen, gemessen jeweils an der Kaufkraftparität.

Germanwatch erstellt den Globalen Klima-Risiko-Index auf der Grundlage der NatCatSERVICE-Datenbank des Rückversicherers Munich Re sowie von sozioökonomischen Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Kontakte für Medien:
Sönke Kreft, Hauptautor des Klima-Risiko-Index (in Marrakesch, ab ca. 12:45 Uhr MEZ erreichbar):  (+) 212 650 561 655, kreft@germanwatch.org

Stefan Küper, Pressesprecher Germanwatch (in Bonn): Kontakt s. rechte Spalte