"Anpassungsfinanzierung durch Industrieländer als Kompensation, nicht Entwicklungshilfe"
"Anpassungsfinanzierung durch Industrieländer als Kompensation, nicht Entwicklungshilfe"
Die britische Entwicklungsorganisation Oxfam hat vor kurzem eine Abschätzung über die Kosten der Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern vorgelegt. Oxfam geht von einem Betrag von mindestens 50 Mrd. US-Dollar pro Jahr aus und schlägt ein Modell zur Verteilung der Kosten auf die Industrieländer vor.
Germanwatch dokumentiert Auszüge aus der Studie "Anpassung an den Klimawandel: Was brauchen arme Länder, und wer soll zahlen?"
"(...) Gerechterweise sollten die Länder, die sowohl den exzessiven Emissionsausstoß zu verantworten haben als auch aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, Hilfe zu leisten, die Anpassungskosten in den Entwicklungsländern tragen. Der neue, von Oxfam entwickelte "Adaptation Financing Index" (...) gibt Aufschluss darüber, wie eine faire Aufteilung der Kosten von Anpassungsmaßnahmen aussehen könnte. Demnach wären die USA für mehr als 40% des jährlich benötigten Betrags verantwortlich, die Europäische Union für mehr als 30% und Japan für mehr als 10%. Innerhalb der Europäischen Union sollten Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich und Spanien als Hauptemittenten von CO2 die fünf größten Geldgeber sein. (...) Die Finanzierung allein der dringendsten und notwendigsten Anpassungsmaßnahmen in den am wenigsten entwickelten Ländern (LDCs) wird voraussichtlich 1 bis 2 Mrd. US-Dollar kosten. Noch aber scheint Geberländern und -institutionen die Dringlichkeit der Aufgabe nicht bewusst zu sein: Bislang haben sie lediglich 48 Mio. US-Dollar an den für die LDCs eingerichteten Fonds gezahlt – das sind weniger als 5% der erforderlichen Gelder.
Die Länder, die Oxfams Index zur Finanzierung der Anpassungskosten anführen (d.h. die USA, die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, Japan, Kanada und Australien), sollten den Entwicklungsländern umgehend mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Entsprechend ihres Anteils an den weltweiten CO2-Emissionen und damit ihrer Verantwortung für die Ursachen des Klimawandels sowie ihrer Finanzkraft sollten sie planen, wie die erforderlichen Gelder (...) aufgebracht werden können. Zusätzliche Mittel für die Anpassung dürfen nicht zu Lasten bereits zugesagter Entwicklungshilfe gehen, denn diese Gelder werden für die weltweite Armutsbekämpfung und die Entwicklung armer Länder dringend gebraucht. Geberländer und -institutionen müssen ihre Zusage erfüllen, 0,7% des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen. Die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen darf jedoch nicht als Entwicklungshilfe ausgewiesen oder von Entwicklungshilfezusagen abgezogen werden. (...) Entsprechend dem Verursacherprinzip sind diese Mittel als Ausgleichszahlungen von Ländern mit hohen Emissionen an solche, die wenig emittieren, aber am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden, zu betrachten. (...) Es gibt viele innovative Mechanismen, um diese Gelder zusätzlich zur Entwicklungshilfe aufzubringen. Diese Optionen sollten in vollem Umfang geprüft werden. Genauere Schätzungen zu den aus dem Klimawandel resultierenden Anpassungskosten werden dringend benötigt. Dafür ist eine Initiative erforderlich, die dem sog. Stern-Report der britischen Regierung über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels gleichkommt. (...) Entwicklungsländer würden somit über eine solidere Grundlage für die Integration von Adaptionsmaßnahmen in nationale Entwicklungspläne und -budgets verfügen. Andererseits hätten die reichen, viel emittierenden Länder eine klarere Vorstellung von den finanziellen Mitteln, die sie bereitstellen müssen."
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