Pressemitteilung | 27.04.2016

Schwieriger Kompromiss - Atomkonzerne müssen jetzt mehr Verantwortung übernehmen

Kurzkommentar zur Einigung in der Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs
Pressemitteilung

Berlin/Bonn (27.04.2016). Zu dem heute verkündeten Kompromiss in der sogenannten Atomkommission erklärt Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch: „Es ist gut, dass nach langen Verhandlungen und unzähligen Verzögerungen durch die Wirtschaftsverbände endlich eine Lösung gefunden wurde. Mit den 23,3 Milliarden Euro für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls, also nur rund 35 Prozent über den bereits gesetzten Rückstellungen von 17 Milliarden Euro, konnten sich die Atomkonzerne aber vergleichsweise günstig aus der Verantwortung ziehen. Wir hätten uns einen deutlicheren Risikoaufschlag von mindestens 50 Prozent gewünscht. Denn die Allgemeinheit erträgt nicht nur die Gefahren für Mensch und Natur, sie trägt nun auch die künftigen finanziellen Risiken, die von dem strahlenden Sondermüll ausgehen." Die enormen Folgekosten der Risikotechnologie Atomkraft, so Milke, sollten sich die noch immer auf Nuklearenergie setzenden Staaten genau anschauen und die richtigen Konsequenzen ziehen.

Wichtig sei jetzt der Blick in die Zukunft. Milke: "Gefährliche Geschäftsmodelle auf Kosten der Allgemeinheit darf es nicht mehr geben. Den Atomkonzernen muss klar sein, dass sie ab heute auch finanziell in der Schuld der Öffentlichkeit stehen. Sie haben nun wieder Luft zum Atmen und müssen ihre Geschäftsmodelle konsequent auf Erneuerbare Energien und die damit einhergehende Systemintegration umstellen. Dazu gehört auch, sich konstruktiv an der Diskussion um den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung zu beteiligen und alle Klagen gegen den Atomausstieg umgehend zurückzuziehen."