BILD-Beitrag "Lohnt es sich wirklich mehr für Bio auszugeben" vom 10. März 2016 und Reaktion des Elite-Magazins: Germanwatch-Stellungnahme zu Antibiotika in der Milchviehhaltung
Berlin, 14.März 2016. Germanwatch begrüßt grundsätzlich die Diskussion um die Unterschiede zwischen Ökolebensmitteln und Lebensmitteln aus konventionellem Landbau. Wir sind der Auffassung, dass ein Wandel notwendig und möglich ist in Richtung einer gesellschaftlich akzeptierten Tierhaltung im Rahmen einer umweltfreundlichen Landwirtschaft, die sich am Bedarf und der Nachfrage regionaler Märkte orientiert.
Am Donnerstag, den 10.3.2016 hat die BILD einen Artikel mit dem Titel "Lohnt es sich wirklich mehr für Bio auszugeben" veröffentlicht. In der Druck- und ersten Onlineversion des Artikels wurde behauptet: „Damit sich die Euter der Kühe nicht entzünden, mischen herkömmliche Landwirte vorbeugend jeden Tag Antibiotika ins Futter, das zu einem Teil in die Milch übergeht." Diese Behauptung ist sachlich ebenso unzutreffend wie der anschließend in einem Artikel des Milcherzeuger-Magazins "Elite" entstehende Eindruck, Germanwatch sei hier als Informationsquelle herangezogen worden.
Vielmehr erhielten wir erst nach Veröffentlichung des Beitrages einen Anruf von einer der BILD-Autorinnen, die daraufhin einen weiteren kurzen Beitrag mit dem Titel "In eigener Sache" verfasste und uns darin völlig korrekt mit folgender Aussage zitiert: "Etwa 80 % der Milchkühe werden regelmäßig mit Antibiotika behandelt, damit sich die Euter nicht entzünden. Je mehr Milch eine Kuh gibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie behandelt werden muss."
Hierzu sind zwei Punkte zu ergänzen, die in dem sehr knappen Beitrag noch zu kurz kamen, aber gerade im Nachgang zu dem ersten BILD-Artikel klar gestellt werden sollten: Erstens erfolgt die Antibiotika-Gabe nicht über das Futter und zweitens ist mit "regelmäßig" mindestens einmal jährlich gemeint (schon dies hält Germanwatch im Hinblick auf die Förderung von Antibiotika-Resistenzen für gefährlich, was unabhängig von der Frage ist, ob die Milch nachher zum Verbraucher gelangt). Grundlage hierfür bilden unsere Recherchen, die wir im Hintergrundpapier "Reserveantibiotika in der Milcherzeugung in Deutschland. Weniger Hochleistung – eine Gesundheit für Alle" zusammengefasst haben (http://germanwatch.org/de/download/13987.pdf).
Um Herausforderungen und Lösungen breit zu diskutieren, veröffentlicht Germanwatch immer wieder Untersuchungen, Studien und Recherchen. Für unsere Recherchen und Beiträge nutzen wir wissenschaftliche Erkenntnisse aus staatlichen Untersuchungen und von anerkannten, wissenschaftlichen Instituten. Viele dieser Quellen wie z.B. die wissenschaftlichen Beiräte der Bundesregierung, fordern ebenfalls deutliche Veränderungen in der Agrarpolitik. In diesem Sinne sehen wir die Bundesregierung in der Pflicht, Umwelt- und Tierschutzgesetze und die Kennzeichnungsregeln deutlich zu verbessern, um Tierleid ebenso zu vermeiden wie viele (auch) für den Menschen gefährliche Konsequenzen von hohem Antibiotikaeinsatz, Wasser- und Klimabelastungen. Zudem setzt sich Germanwatch dafür ein, die Milliarden an staatlichen Subventionen an tier- und umweltfreundlich wirtschaftende Bauernhöfe umzuverteilen statt weiter die Agrarproduktion in industriellem Maßstab mit ihren sowohl für Deutschland als auch Entwicklungsländer nachteiligen Auswirkungen von öffentlichen Geldern profitieren zu lassen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Themenseite Welternährung.