Peruanischer Kleinbauer klagt gegen RWE wegen Gefahren durch Gletscherschmelze
Berlin/Essen (24. November 2015). Erstmals klagt ein von den Risiken des Klimawandels Betroffener gegen ein Unternehmen in Europa: Der Peruaner Saúl Luciano Lliuya reicht heute Vormittag mit seiner Rechtsanwältin Dr. Roda Verheyen (Kanzlei Günther, Hamburg) beim Essener Landgericht Klage gegen den Energiekonzern RWE ein. Saul Luciano fürchtet um seine von einer möglichen Flutwelle bedrohte Heimatstadt Huaraz. Der Essener Konzern, so die Argumentation, sei maßgeblich mitverantwortlich für das Abschmelzen der Andengletscher und die dadurch entstehende Bedrohungslage für sein im Gebirgstal gelegenes Haus. RWE solle sich an der Finanzierung von Schutzmaßnahmen an dem durch die Gletscherschmelze wachsenden Gebirgssee oberhalb der Stadt beteiligen - und zwar in einer Größenordnung, die dem Anteil des Energiekonzerns an der Verursachung des globalen Klimawandels entspricht.
RWE bezeichnet sich selbst als der größte CO2-Einzelemittent in Europa. Saúl Luciano Lliuya fordert, dass RWE den gerechten Anteil der Kosten für die für Huaraz erforderlichen Schutzmaßnahmen übernehmen soll. Es geht um knapp 20.000 Euro. RWE hatte Ende April ein dahingehendes Anspruchsschreiben abgelehnt. Die Klage ist daher der nächste Schritt.
Der Weltklimarat IPCC führt die Gletscherschmelze in den Anden auf den Klimawandel zurück. Der Gletschersee Palcacocha, der einige Kilometer oberhalb der Stadt liegt, ist allein seit 2003 um mehr als das Vierfache gewachsen. Durch den Klimawandel steigt auch das Risiko, dass sich große Eisblöcke von den Gletschern lösen und in den See stürzen. Dann würde eine verheerende Flutwelle in den unteren besiedelten Gebieten drohen.
Luciano Lliuya’s Anwältin Dr. Roda Verheyen spricht von einem "Präzedenzfall". Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch berät auf Wunsch von Saúl Luciano diesen bei seinem Anliegen.
Eine ausführlichere Pressemitteilung mit mehr Hintergründen folgt nach Klageeinreichung gegen Mittag.