Pressemitteilung | 22.04.2008

Auf dem Weg zur nachhaltigen Marktwirtschaft?

Pressemitteilung von Germanwatch und der Heinrich-Böll-Stiftung

Berlin, 22. April 2008. Am heutigen Dienstag wurde in Berlin die deutsche Ausgabe des Berichts "Zur Lage der Welt 2008" des Washingtoner Worldwatch Institute vorgestellt. Der Bericht untersucht den weltweiten Boom bei ökologischen Reformen, Produktions- und Konsumweisen und diskutiert Innovationen, die nötig sein werden, damit die ökologische Trendwende gelingt. Mitherausgeber der deutschen Ausgabe sind Germanwatch und die Heinrich-Böll-Stiftung.

Für die Heinrich-Böll-Stiftung sagte deren Vorstand Ralf Fücks heute bei der Vorstellung des Berichts: "Wir sind an die ökologischen Grenzen unserer Wirtschaftsweise gestoßen. Angesichts des Klimawandels und einer  weltweiten Ressourcenkrise brauchen wir eine neue industrielle Revolution. Die politischen Weichen dafür müssen wir jetzt stellen: international durch ein Abkommen zur verbindlichen Reduzierung der CO2-Emissionen, bundesweit durch den Übergang zur grünen Marktwirtschaft.

Es gibt Anzeichen dafür, dass die ökologische Modernisierung des Kapitalismus bereits begonnen hat: Dazu gehören die wachsende Nachfrage nach grünen Produkten sowie die sprunghafte Steigerung der Investitionen in erneuerbare Energien und umweltfreundliche Technologien.

Damit die ökologische Wende gelingen kann, braucht sie einen klaren politischen Ordnungsrahmen, eine konsequente ökologische Steuer- und Industriepolitik. Wer heute vor den Beharrungskräften der Energiekonzerne oder der Autoindustrie kapituliert, sollte zum Klimaschutz besser schweigen."

Für ein radikales Umdenken von Politik und Wirtschaft plädierte auch Chris Flavin, Präsident des Worldwatch Institute in Washington: "Der menschliche Fortschritt hängt heute von einem wirtschaftlichen Wandel ab, der grundlegender ist als irgendeiner im vergangenen Jahrhundert. Eine neue, nachhaltige Wirtschaftsweise muss auf der Erkenntnis beruhen,  dass die menschliche Ökonomie Teil eines großen weltweiten Ökosystems ist: Sie kann aber die Fähigkeit der Märkte nutzen, knappe Ressourcen geschickt zu verteilen." Regierungen dürften hohen Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörung nicht auch noch durch Subventionen belohnen, so Flavin weiter: "Preise müssen die ökologische Wahrheit sagen."

Kristina Steenbock, stellvertretende Vorsitzende von Germanwatch, betonte die Macht der Konsumenten: "Ein guter Markenname ist ein harter ökonomischer Faktor, gerade für Unternehmen, die im konsumnahen Bereich tätig sind. Der deutliche Trend zu mehr Nachhaltigkeit ist deshalb auch ein Ergebnis veränderter Verbrauchererwartungen an die Wirtschaft." Den Vorwurf, dass Unternehmen nur "Greenwashing" betreiben, wenn es um Nachhaltigkeit gehe, lässt Steenbock nur in Einzelfällen gelten: "Es gibt in fast jeder Branche ernstzunehmende Ansätze für nachhaltiges
Wirtschaften. Ein Umdenken, das auch auf zivilgesellschaftlichen Druck zurückzuführen ist."

Der aktuelle Bericht des Worldwatch Institute befasst sich mit globalen Lösungsansätzen für eine nachhaltige Entwicklung und skizziert Strategien für die Vereinbarkeit von ökologischen und wirtschaftspolitischen Zielen: Neben aktuellen Themen wie Emissionshandel, Mikrofinanzierung und ökologischen Produktionsweisen untersucht das Buch konkrete Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften: Vorgestellt werden Unternehmen in Bereichen wie der Solarenergie, Risikokapitalgeber für die Schaffung von Umweltunternehmen und Gemeinden, die die Förderung nachhaltiger Innovationen auf lokaler Ebene in Gang setzen.

Die deutsche Ausgabe von "2008 State of the World: Innovations for a Sustainable Economy" des Worldwatch Institute ist unter dem Titel "Zur Lage der Welt 2008. Auf dem Weg zur nachhaltigen Marktwirtschaft?" unter  Mitherausgeberschaft von Germanwatch und der Heinrich-Böll-Stiftung im Verlag Westfälisches Dampfboot erschienen: Mit einem Vorwort von Daniel C. Esty, Professor für Umweltrecht und Umweltpolitik an der Yale University, und einer Einleitung von Christopher Flavin, Präsident des Worldwatch Institute in Washington.
(Münster, 350 S., 19,90 Euro, ISBN 978-3-89691-743-0)
 

Für Rezensionsexemplare und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

  • Karoline Hutter, Heinrich-Böll-Stiftung, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 030-28534-202, Mobil 0160-3657-722, hutter@boell.de


Terminhinweis:

    Auf dem Weg zur nachhaltigen Marktwirtschaft?
    Einladung zur Buchvorstellung und Diskussionsrunde

    Dienstag, 22. April 2008
    20.00 - 22.00 Uhr
    Galerie der Heinrich-Böll-Stiftung, Hackesche Höfe, Rosenthaler Str. 40/41, Berlin-Mitte

    DiskussionsteilnehmerInnen:
    Christopher FLAVIN (Präsident Worldwatch Institute, Washington)
    Reinhard BÜTIKOFER (Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen)
    Milan NITZSCHKE (Leiter Marketing/Kommunikation, Solarworld)
    Kristina STEENBOCK (stellv. Vorsitzende Germanwatch)

    Moderation:
    Ralf FÜCKS (Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung)