Schwerpunkt: Halbleere Reisschalen
Schwerpunkt: Halbleere Reisschalen
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
drei Monate vor Johannesburg jagt eine Veranstaltung zur nachhaltigen Entwicklung die nächste. In Berlin, in Hamburg, Bonn und anderswo. In ganz Deutschland. Alle wollen etwas bewegen, so scheint es, und der Süden darf dabei nicht fehlen. Also werden Südvertreter eingeflogen, Minister sprechen salbungsvolle Worte, Klima- und Entwicklungsspezialisten haben Hochkonjunktur. Agenda-Setting in Wahlkampfzeiten? Eher Nachrichten aus der Szene!
Im breiten Spektrum der Massenmedien spiegelt sich der Veranstaltungsmarathon der Umwelt- und Entwicklungsaktivisten nicht in verstärkter Berichterstattung zur nachhaltigen Entwicklung wieder. Hier ist der Fußball stärker. Denn er bringt Millionen – vor die Glotze und an Werbeeinnahmen durch Sponsoren. Zu WM-Zeiten müssen Umweltsendungen dem sportlichen Wettkampf im Fernsehprogramm weichen. Der Fußball macht sich breit und bestimmt das Tagesgeschehen.
Aus Kreisen der öffentlich-rechtlichen Sender dringt das Gerücht, dass selbst zum World Summit on Sustainable Development kein Korrespondent nach “Jo’burg” entsendet werden soll. Dann nämlich wird der Fußball vom deutschen Wahlkampf abgelöst. Und der wird auch nach der Präsentation einer Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland durch den amtierenden Bundeskanzler Gerhard Schröder Mitte Mai nicht von Themen wie Klimaschutz und Armutsbekämpfung bestimmt.
Nachhaltige Entwicklung also ein Thema nur für Insider? Eine traurige Bilanz zehn Jahre nach Rio. Und das, obwohl das Sujet immer noch genügend Stoff bietet, um einen Millionenschweren Hollywood-Kassenschlager daraus zu drehen: Armut, Hunger, Klimakatastrophen, die die Existenz von Millionen von Menschen bedrohen, deren Schicksale bestimmen...
Keinen Katastrophenfilm und erst recht kein Fußballspiel, sondern eine Reihe fundierter Berichte zu unterschiedlichen Aspekten und Perspektiven der Ernährungssicherung präsentieren wir Ihnen in dieser Ausgabe der GERMANWATCH-Zeitung. Im Fokus: Der Klimaschutz als Beitrag zu einer gesicherten Ernährung im Süden. Ein wichtiges Thema, finden wir - nicht nur für Insider!
Herzlichst
Christiane Lellig
Impressum
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Redaktion: Dörte Bernhardt (V.i.S.d.P.), Christiane Lellig.
Stand: Juni 2002
Diese Ausgabe wurde gefördert durch das Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit Bremen und das Ministerium für Umwelt und Naturschutz des Landes NRW
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