Pressemitteilung | 03.08.2016

Erdüberlastungstag: Am Montag ist die Erde verbraucht

1,6 Erden wären nötig, um den derzeitigen Jahresbedarf nachhaltig zu decken
Earth Overshoot Day 2016

Berlin (3. August 2016). Am kommenden Montag (8. August) sind die gesamten nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde für dieses Jahr verbraucht. Damit hat die Überlastung erneut zugenommen. Im Vorjahr fiel der vom Global Footprint Network berechnete Erdüberlastungstag noch auf den 13. August. Mit einer Aktion in Berlin am Montag fordern die Organisationen INKOTA, Germanwatch, BUNDjugend, FairBindung, KATE, PowerShift, Naturschutzjugend (NAJU) und GRÜNE JUGEND die Bundesregierung auf, sich für konkrete Maßnahmen zur Senkung des Ressourcenverbrauchs einzusetzen.
 
Viele kleine Erden werden als Luftballons aufgeblasen. Sie werden immer größer und größer – bis sie mit einem lauten Knall zerplatzen. Mit dieser Aktion machen verschiedene Organisationen am 8. August am Brandenburger Tor in Berlin gemeinsam auf den Erdüberlastungstag und seine Folgen aufmerksam. „Unsere Gesellschaft scheint den Knall nicht gehört zu haben: Das Limit ist überschritten, wir leben ab heute für den Rest des Jahres allein auf Kosten der Jungen und künftiger Generationen“, erklärt Celia Zoe Wicher von der BUNDjugend. „Daher wollen wir heute so laut wie möglich sein und Aufmerksamkeit schaffen.“

Die ökologische Übernutzung hat vielfältige Konsequenzen: Wälder als lebenswichtige CO2-Speicher verschwinden, Kleinfischerinnen und -fischer verlieren aufgrund leergefischter Küstengebiete ihre Lebensgrundlage und der Verlust der biologischen Vielfalt schreitet immer schneller voran. Mit dem globalen Klimawandel und den damit einhergehenden Extremwetterereignissen haben derzeit vor allem die Menschen im globalen Süden zu kämpfen. Die Konsequenzen der Missachtung natürlicher Grenzen sind aber zunehmend auch hier bei uns zu beobachten. „Die Bundesregierung setzt auf Energie- und Rohstoffeffizienz, aber das geht nicht weit genug“, kritisiert Beate Schurath vom entwicklungspolitischen INKOTA-netzwerk. „Es ist höchste Zeit für eine konsequente Suffizienzpolitik, aber der politische Wille dazu scheint bislang zu fehlen.“

Würden alle Länder so wirtschaften wie Deutschland, bräuchten wir 3,1 Erden
„Die Rechnung geht einfach nicht auf“, ergänzt Kristina Utz von FairBindung. „Grenzenloses ökonomisches Wachstum ist mit begrenzten Ressourcen nicht machbar – zumal die Erde auch nicht endlos Emissionen aufnehmen kann.“ 1,6 Erden bräuchte die Weltbevölkerung derzeit, um den weltweiten Bedarf an Rohstoffen, Ackerland, Wasser und Wäldern nachhaltig zu decken. „Würden alle Länder weltweit so wirtschaften wie Deutschland, wären sogar 3,1 Erden notwendig“, sagt Julia Otten von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. In Deutschland wird die Erde vor allem durch die hohen CO2-Emissionen in den Bereichen Energie, Verkehr und industrielle Landwirtschaft sowie durch den sehr hohen Flächenanspruch – insbesondere für die Fleischproduktion – überlastet.

Zum Hintergrund
Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Tag, an dem die Erdüberlastung erreicht wird (Earth Overshoot Day). Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen, zum anderen der gesamte Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Lebewesen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen.

Aktion zum Erdüberlastungstag in Berlin (für Bildaufnahmen und Interviews geeignet)
Wann: Montag, den 8. August 2016, 10:00 Uhr
Wo: Auf dem Pariser Platz, vor dem Brandenburger Tor, Berlin

 

Weitere Statements der beteiligten Organisationen zum globalen Erdüberlastungstag 2016



KATE: „Wenn wir weiter ohne nachzudenken so viel konsumieren haben wir eigentlich keinen Bock alt zu werden und in einer zerstörten Umwelt zu leben“, meinen Luca, Massimo und Levin, die als junge Referierende mit anderen Jugendlichen beim KATE-Klimafrühstück die Hintergründe ihres Konsums ergründen.

Michael Reckordt von PowerShift: „Es braucht eine Absenkung des absoluten Rohstoffverbrauchs auf ein global gerechtes Niveau. Darüber hinaus müssen die Rohstoffe, die wir auch in Zukunft noch nutzen, ohne Menschenrechtsverletzungen abgebaut und gehandelt werden.“

Katharina Buch, Bundesjugendsprecherin der NAJU: „Wir brauchen nicht nur eine nachhaltige Wirtschaftspolitik, sondern auch mündige und verantwortungsbewusste Konsumenten. Da sind wir alle gefragt: Politik, Unternehmen und jeder einzelne von uns. Denn wir wollen nicht nur in einer lebenswerten Welt leben, sondern diese auch den Generationen nach uns hinterlassen.“

Moritz Heuberger, Sprecher der GRÜNEN JUGEND, sagt: „Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetz aber auch die Verhandlungen des Freihandelsabkommens TTIP haben zuletzt gezeigt: Der Bundesregierung sind die kurzfristigen Profit-Interessen der deutschen Exportwirtschaft – allen voran der Automobilindustrie – scheinbar wichtiger als unsere Zukunft auf diesem Planeten. Wir kämpfen deshalb für einen Politikwechsel: Klimaschutz statt Investitionsschutz!“

Celia Zoe Wicher, aus dem Landesvorstand der BUNDjugend Berlin: „Um unseren Ressourcenverbrauch zu verringern, ist nicht nur jede und jeder Einzelne gefragt, sondern vor allem die Politik. Es ist an ihr, Unternehmen in die Schranken zu weisen, nachhaltige Produkte zu fördern und gleichzeitig neue Maßstäbe für gesellschaftliches Glück und Zufriedenheit zu finden."