Meldung | 24.07.2007

Desinformationskampagne von Report München

Erklärung von Germanwatch zu den Klima-Beiträgen vom 21.5. und 9.7.07

Report München hat es sich in den letzten Wochen zur Aufgabe gemacht, Zweifel am Sachstand und der Kompetenz des Weltklimarates IPCC sowie an Akteuren, die wissenschaftsbasierte Informationen zum Thema Klimawandel vermitteln, zu verbreiten. Redakteur Günter Ederer kritisierte hier u.a. den ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore sowie Germanwatch. Auch die beiden Öko-Optimisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch kritisierten die Germanwatch-Klimaexpedition am 12. April 2007 in der Zeitung Die Welt.

Der Weltklimarat IPCC und seine Berichte

Basierend auf Artikeln aus Fachzeitschriften mit höchster wissenschaftlicher Qualitätskontrolle fasst der aktuelle IPCC-Bericht umfassend und differenziert den wissenschaftlichen Sachstand der Klimawissenschaft zusammen, einschließlich der Ursachen des Klimawandels. Die breite Zustimmung der weltweiten Staatengemeinschaft wurde zuletzt auf dem G8-Gipfel demonstriert, wo der Bericht von allen G8-Regierungen - unabhängig von ihren unterschiedlichen Strategien im Umgang mit dem Klimawandel - als Handlungsgrundlage anerkannt wurde. Er ist jedoch nicht "nur" der Konsens der Regierungen, auch die nationalen Wissenschafts-Akademien in diesen Staaten legen den IPCC-Bericht ihrer jüngsten gemeinsamen Stellungnahme zugrunde. Wer - wie Report München - angesichts dieses breiten weltweiten Konsenses gegenüber dem Sachstandsbericht des IPCC von "Denkverboten für Klimawissenschaftler" sowie von einer "laut Wissenschaftlern ungelösten Frage, wer und was ist Schuld am Klimawandel" spricht, disqualifiziert sich selbst.

Der Meeresspiegelanstieg und die Bedrohung Bremens

Am 9. Juli hat nun Report München nach dem Weltklimarat IPCC zwei weitere Quellen der "Klima-Hysterie" ausgemacht: Den Film "Eine unbequeme Wahrheit" und das Schulprojekt Germanwatch-Klimaexpedition. Der von Günter Ederer erstellte Bericht wirft Germanwatch vor, "mit dem gleichen Katastrophenszenario" wie der Film von Al Gore "die Jugendlichen einzuschwören". Dies erfolgt mit Bezug auf die Aussage des Germanwatch-Mitarbeiters, "dass der Meeresspiegel in der Tat 1,40m steigen kann. Und 2100, wer weiß, würde dann 80, 90% von Bremen unter Wasser stehen." Der IPCC - so der Bericht von Ederer - habe jedoch "gerade seine Prognose über den Anstieg des Meeresspiegels auf 30 Zentimeter reduziert."

Richtig ist jedoch,

  • dass der IPCC im aktuellen Bericht seine Abschätzungen zum Meeresspiegelanstieg zwar anders dargestellt, aber nicht abgeschwächt hat, und dass er sogar zusätzliche, ausdrückliche Begründungen dafür liefert, dass seine Abschätzungen möglicherweise zu vorsichtig sein könnten (aktuelle wissenschaftliche Beobachtungen verdichten übrigens die Hinweise darauf, dass dies der Fall ist),
  • dass ein Anstieg des weltweiten Meeresspiegels um 50-140 cm bis 2100 einer aktuellen wissenschaftlichen Studie zufolge als möglich angesehen wird (Science 315: 368-369; diese erst im Januar erschienene Studie konnte jedoch nicht mehr im IPCC-Bericht berücksichtigt werden),
  • dass es äußerst zweifelhaft ist, ob das aktuelle Schutzniveau der norddeutschen Deiche (das im Vergleich zu den Niederlanden deutlich geringer ist) für einen solchen Anstieg ausreichend ist und dass für das Weserland in der Folge eine Gefährdung durch zukünftige Überschwemmungen gesehen werden kann.
  • Report München gibt die IPCC-Zahlen in irreführender und zum Teil sogar falscher Weise wieder, um polemisch die Katastrophe abzusagen. Aber so sehr wir uns alle wünschen, dass Katastrophen ausfallen - dies wird eher durch entschiedenen Klimaschutz geschehen als durch das Beschwören von Wünschen.



"Die Welt" vom 12.4.07: Der Tschadsee

Maxeiner und Miersch behaupten in ihrem Artikel, der Germanwatch-Mitarbeiter Martin Fliegner vermittle bei seinen Schulbesuchen im Rahmen der Klimaexpedition "den 17-Jährigen ihre Mitschuld am Klimafrevel, den er mit dem austrocknenden Tschadsee illustriert. Schuld an dessen Schrumpfen ist zwar in erster Linie die Ableitung von immer mehr Wasser für die Landwirtschaft an seinen Zuflüssen, aber dieser Hinweis wäre für Martins pädagogische Botschaft kontraproduktiv." Dabei zeigt sich gerade am Beispiel Tschadsee die zunehmende Bedeutung von veränderter Klimavariabilität und abnehmender Regenfälle in Teilen der Sahelzone. In der umfassendsten wissenschaftlichen Studie zum Thema (J. Geophys. Res. 106: 3349-56) schätzen die Autoren, dass ca. die Hälfte der Schrumpfung des Sees direkt auf Klimaänderungen zurückzuführen ist, die andere Hälfte auf die steigenden Wasserentnahmen (die aber gerade bei trockenerem und wärmerem Klima auch stärker zunehmen). Nicht die Aussagen der Klimaexpedition, sondern die Behauptungen von Maxeiner und Miersch stehen folglich mit dem derzeitigen Stand der Wissenschaft in Konflikt.

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