Entwicklungsorganisationen begrüßen NRW-Klimaschutzplan, fordern aber Nachbesserungen
Bonn/Dortmund (15. April 2015). Der gestern vom Landeskabinett beschlossene NRW-Klimaschutzplan findet bei entwicklungspolitischen Organisationen ein überwiegend positives Echo - er sei jedoch in einigen Punkten zu wenig ambitioniert. Das Land übernehme Verantwortung für den Klimaschutz und damit für die Menschen in ärmeren Ländern, die besonders von den Folgen des Klimawandels bedroht seien. Allerdings zeigt die jetzt vorgelegte Studie „Klimaschutz mit Weitblick“ des SÜDWIND-Instituts, des Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) der Evangelischen Kirche von Westfalen sowie der Entwicklungsorganisation Germanwatch, dass für Klimaschutz und eine gerechte Entwicklung weitergehende Maßnahmen notwendig sind.
So wird im Klimaschutzplan an Kohle als wichtigem Energieträger festgehalten, statt Überkapazitäten abzubauen. „Nicht nur im Sinne eines ambitionierten Klimaschutzes, sondern auch aufgrund der Folgen des Kohleabbaus in Entwicklungsländern sollte der Klimaschutzplan noch stärker auf den Ausbau erneuerbarer Energien setzen, besonders auf Wind und Sonne", sagt Stefan Rostock, NRW-Fachpromotor für Klima und Entwicklung bei Germanwatch. Er ergänzt, dass die Landesregierung es versäumt habe zu zeigen, wie das NRW-Ziel von minus 25 Prozent CO2-Emissionen bis 2020 mit dem Ziel der Bundesregierung von minus 40 Prozent bis 2020 vereinbar ist. "Das Wort ,Klimaschutz' verdient der Plan nur, wenn die Landesregierung sicherstellt, dass die Verringerung der Emissionen im Stromsektor in NRW ausreicht um das deutsche Klimaschutzziel zu erreichen", so Rostock.
Energieerzeuger in NRW importieren derzeit Steinkohle aus Kolumbien und Südafrika. Studien zeigen aber, dass der Steinkohlebergbau in der NRW-Partnerregion Mpumalanga in Südafrika die Wasserversorgung vieler Menschen und der Landwirtschaft bedroht, weil saure Grubenwässer ungehindert aus Minen austreten.
Zudem soll laut Klimaschutzplan Biomasse bei der künftigen Energieerzeugung in NRW eine wichtige Rolle spielen. Damit werden aber auch Importe aus Entwicklungsländern weiter zunehmen. „Der wachsende Anbau von Energiepflanzen wie Palmöl und Zuckerrohr gefährdet in vielen Regionen die Lebensgrundlagen der Menschen. In West-Papua werden zum Beispiel Einheimische für Zuckerrohr- oder Palmölplantagen von ihrem Land vertrieben", erläutert Katja Breyer von der Fachstelle Eine Welt im Amt für MÖWe. Sie fordert: "Ökologische und soziale Standards müssen bei Importen gewährleistet werden. Zudem müssen im Klimaschutzplan vor allem Energieeinsparung und -effizienz gefördert werden, zum Beispiel durch neue Mobilitätskonzepte."
Problematisch für Klimaschutz und eine gerechte Entwicklung ist auch der hohe Futtermittelbedarf in NRW und ganz Deutschland. In Paraguay wie auch in anderen Ländern Lateinamerikas ist der Anbau von Soja dramatisch gewachsen - auch zulasten von Waldflächen. Nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung profitiert von dem Soja-Boom, die ungleiche Verteilung von Land verschärft sich weiter. „Unser hoher Fleischkonsum ist ein wichtiger Treiber des Klimawandels, auch wenn die Emissionen fernab von NRW ausgestoßen werden“, stellt Irene Knoke, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei SÜDWIND, fest. „Dies wird im Klimaschutzplan leider viel zu wenig berücksichtigt. Es sollten weitere Maßnahmen verankert werden für eine nachhaltige, klimafreundliche Landwirtschaft und dabei für weniger Fleischverbrauch.“