Die WTO-Agrarverhandlungen und Naturschutz. Für eine nachhaltige, naturverträgliche ländliche Entwicklung


 

Dokumentation des Expertenworkshops 29.6.-2.7.2003 auf Vilm

Herausgegeben von Euronatur und Germanwatch
56 Seiten

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Vorwort

Umwelt- und Naturschutzaspekte werden in den derzeitigen WTO-Agrarverhandlungen kaum berücksichtigt. Die Verhandlungen sind weit mehr auf den Abbau von Zöllen und handelsverzerrenden Subventionen ausgerichtet als auf Fragen der nachhaltigen Entwicklung. Die WTO prägt die Landwirtschaftsdiskussion sehr stark mit ihrem Vorantreiben von Liberalisierung und Deregulierung. Die tatsächliche Frage, die den WTO-Verhandlungen zugrunde liegen sollte, ist allerdings, wie die multilateralen Regelungen für den Agrarhandel ausgestaltet werden sollten, damit sowohl im Norden als auch im Süden eine nachhaltige Entwicklung erreicht werden kann. Diese wichtigen Belange treten aber bei der WTO in den Hintergrund.

Die Zusammenhänge zwischen Handel, Entwicklung und Umwelt bildeten den Hintergrund für die Konferenz von Rio über Umwelt und Entwicklung im Jahr 1992. Eines der herausragenden Ergebnisse der Konferenz in Rio war die Anerkennung der Auswirkungen von Armut auf die Umwelt im Süden und die Anerkennung der Verantwortung des Nordens, der durch seine handelsverzerrende Stützung der Landwirtschaft und seine Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen (z.B. Klimaveränderung) zu dieser Armut beiträgt. Die Auswirkungen handelsverzerrender Subventionen, sprich Dumping, auf Armut und Umwelt im Süden werden in den WTO-Agrarverhandlungen nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Vor allem die Umweltauswirkungen spielen überhaupt keine Rolle.

Aus diesem Grund haben Euronatur, als eine dem Naturschutz verpflichtete Organisation, und Germanwatch, als eine Nord-Süd-Initiative, die sich für faire Regeln im internationalen Agrarhandel einsetzt, mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) gemeinsam Ende Juni 2003 einen Experten-Workshop auf der Insel Vilm organisiert. Der Workshop unter dem Titel "Die WTO Agrarverhandlungen und Naturschutz: für eine nachhaltige, naturverträgliche ländliche Entwicklung" brachte Experten aus den Bereichen Handel und Umwelt aus Nord und Süd zusammen und ermöglichte es ihnen, Wissen auszutauschen und mögliche Strategien zu diskutieren. Die Schlüsselfrage war, welche Rahmenbedingungen im Agrarhandel bezüglich Subventionen und Zollschutz erforderlich wären, um nachhaltige ländliche Entwicklung zu ermöglichen. Eines der Hauptthemen der Diskussion war die Frage der Subventionen, ausgehend von dem gemeinsamen Ziel eines Ausgleichs zwischen der Notwendigkeit von Subventionen zur Förderung nachhaltiger, ländlicher Entwicklung im Norden mit der Notwendigkeit, die handelsverzerrenden Subventionen im Norden zu reduzieren, um das Dumping und dessen katastrophale Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Süden zu beenden.

Die Diskussion um den Ausgleich zwischen Umwelt- und Entwicklungsproblemen im Agrarhandel ist recht neu. Die Ergebnisse des Workshops sind daher als wichtiger Fortschritt zu betrachten. Diese Thematik erfordert aber sehr viel mehr Aufmerksamkeit, Überlegungen und Studien. Nachhaltige ländliche Entwicklung ist entscheidend für den Kampf gegen die Armut und für den Erhalt der Biodiversität und natürlicher Ressourcen als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen.

Matthias Meissner
Euronatur

Marita Wiggerthale
Germanwatch

Berlin, November 2003
 

Inhalt

Vorwort
Euronatur, Germanwatch

Abschluss der WTO-Agrarverhandlungen
Marita Wiggerthale

Agrarhandel und Agrarumweltpolitik integrieren
Santiago Perry

Fallstudie Mauritius
Jean Nöel Humbert

Fallstudie Polen
Mariusz Maciejczak

Fallstudie Kenia
Thomas N. Barasa

Fallstudie Kolumbien
Santiago Perry

Fallstudie Mongolei
Ravchigiin Samiya

Fallstudie Indien
Milind Murungar

Fallstudie Europa
Matthias Meissner

Handel, Entwicklung und Umwelt - die vernachlässigten Zusammenhänge in der Landwirtschaft
Marita Wiggerthale

Integration von Fragen nachhaltiger ländlicher Entwicklung in das Abkommen über die Landwirtschaft
Marita Wiggerthale

Gemeinsame Stellungnahme: "Unausgewogenheiten des WTO-Agrarabkommens ausgleichen"

Gemeinsame Agrarpolitik (CAP) nach Luxemburg - Eine Bewertung aus der Umweltperspektive
Matthias Meissner

Wie geht es weiter mit den Agrarverhandlungen?
Marita Wiggerthale

Annex I: WTO-Rechtstexte, die sich auf Aspekte der nachhaltigen Entwicklung beziehen

Annex II: Programm

Annex III: Teilnehmerliste

Annex IV: Kurzvorstellung der Organisatoren
 

(auch als englische Version erhältlich, siehe 03-1-09)Dokumentation des Expertenworkshops 29.6.-2.7.2003 auf Vilm

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